❴𝐩𝐫𝐨𝐥𝐨𝐠❵

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Der nasse Rasen ließ die Schuhe quietschen, der Ball glänzte im strahlenden Licht der Flutlichtmasten. Die Zuschauer auf den Tribünen ließen ein Raunen durch die Reihen gehen, als eine Flanke durch den Strafraum segelte. Der Kopf einer Potsdamerin kam heran, sie setzte den Ball jedoch knapp am linken Pfosten vorbei.
Der Assistent an der Seitenlinie hob seine Tafel in die Luft.
"Es gibt einen Wechsel bei Turbine Potsdam!", ließ der Stadionsprecher verlauten, euphorisch klatschten die Fans auf der Haupttribüne, direkt hinter der Trainerbank.
"Wir verabschieden unsere Nummer zwei, Sara Agrez! Neu im Spiel..."

Die Menge, die nun endlich nicht mehr dem strömenden Regen ausgesetzt waren, verabschiedeten die Verteidigerin unter tosendem Beifall, bevor der Stadionsprecher neu ansetzte.
"Neu im Spiel, nach Verletzungspause endlich wieder auf dem Feld: Unsere Nummer 20, Ava Feldkamp!"
Geduldig wartete sie am Spielfeldrand, und doch konnte sie es kaum erwarten, das Feld endlich zu betreten.
Ava klatschte mit ihrer Mitspielerin ab, sofort suchte sie sich ihren Platz in der Formation. Von den Rängen schallte ihr Name durch das ganze Stadion. Recht schnell war Ava zu einer Art Publikumsliebling geworden, nicht wirklich verwunderlich, schließlich durchlief sie etliche Juniorenmannschaften, nie spielte sie bei einem anderen Verein.

Ein vereinzelter Jubel erklang noch von der Sitzplatztribüne, bevor die Trommler wieder ihren Takt vorgaben.
Ava's großer Bruder hatte sich erhoben und die Fäuste in die Luft gereckt, während er lautstark ihren Namen rief, erst dann setzte er sich wieder.
"Bin wieder da, habe ich was verpasst?", sprach ein älterer Mann, er erschien neben dem jungen Mann und trug drei Bierbecher, allesamt mit dem Wappen des Vereins verziert.
"Paps! Ava wurde gerade eingewechselt!", erklärte er euphorisch und nahm ihm zwei der Becher ab, einen davon reichte er seiner Partnerin weiter.
"Oh, so früh schon?", erwiderte er ein wenig überrascht.
"Naja, es ergibt Sinn", wandte sich nun Vanessa an die Männer.
"Wir sind in der 55. Spielminute, und wir führen mit vier Toren. Da spricht eigentlich nichts dagegen, Ava ein wenig Spielzeit zu geben, wenn sie fit genug ist."

"Der Trainer wird schon wissen, was er tut", pflichtete Eric seiner Partnerin bei.
Ulf nickte und klopfte seinem Sohn auf die Schulter.
"Solange sie sich nicht wieder verletzt", seufzte er und nahm einen kräftigen Schluck von seinem Bier, Vanessa tat es ihm gleich, doch sofort verzog sie ihr Gesicht.
"Das ist nicht alkoholfrei, oder?"
Ulf erstarrte, ihm entglitten alle Gesichtszüge.
"Ich geh' ein Neues holen", wisperte er, langsam machte er kehrt. Vanessa aber winkte ab.
"Schon gut, macht nichts."
"Wollt ihr vielleicht auch mal das Spiel schauen? Quatschen könnt ihr woanders!", pöbelte ein Mann genervt und deutete wild gestikulierend auf das Spielfeld. Ulf zischte nur, dann tauschte er einen stummen Blick mit Eric und Vanessa aus.

"Unsere Gäste aus Köln nehmen einen Wechsel vor", kündigte der Stadionsprecher an.
Ava wischte sich mit dem Handrücken über die vom Nieselregen nasse Stirn, sie lief rückwärts auf ihre Position. Köln war im Ballbesitz, sie konnten jedoch ihren Einwurf tief in der Hälfte der Potsdamerinnen nicht schnell ausführen und sich so einen Vorteil verschaffen.
"Aus dem Spiel geht die Nummer 13, Karoline Kohr, neu im Spiel ist die Nummer 22, Amber Barett."
Ein leises Klatschen aus dem überdachten Gästeblock war zu vernehmen, doch sofort übertönten die Trommler und die Chöre des Heimteams den Block.

Während sich die neue Spielerin der Kölner auf dem Feld einfand, warf Ava einen Blick zurück auf die Anzeigetafel.
Sie waren zwar erst in der 63. Minute, das Spiel war jedoch vollkommen unter ihrer Kontrolle. Viel Zeit war nicht mehr, das wussten auch die Kölnerinnen, sie mussten allmählich anfangen, Druck auszuüben.
Der Einwurf der Gäste ging weit, er segelte direkt in Richtung des Strafraumes, Ava stand allerdings gut. Die junge Linksverteidigerin sprang in die Lüfte, sie touchierte den Ball, zu ihrem Schreck allerdings lenkte sie diesen eher nach hinten, anstatt ihn zu klären. Sie sog die Luft scharf ein, der Ball rollte langsam über die Linie ins Toraus, ihre Gegenspielerin kam nicht mehr an den Ball heran.
Das bedeutete jedoch, dass die Kölnerinnen mit einem Eckball eine Torchance kreieren konnten.
Scheiße, dachte Ava sich. Sie war nervös, auch rund zehn Minuten nach ihrer Einwechslung noch.

𝐓𝐞𝐥𝐥 𝐦𝐞 𝐰𝐞'𝐫𝐞 𝐝𝐫𝐞𝐚𝐦𝐢𝐧𝐠 | a woso fanficWo Geschichten leben. Entdecke jetzt