𝐓𝐞𝐥𝐥 𝐦𝐞 𝐰𝐞'𝐫𝐞 𝐝𝐫𝐞𝐚𝐦𝐢𝐧𝐠 | a woso fanfic

❴𝐤𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟑❵

28.8.2021, kurz nach halb eins.
In einer halben Stunde würde das erste Spiel der neuen Saison starten.
Ava zog sich ihre Schuhe an, zuerst der rechte, dann ihr linker Schuh. Sie musste gestehen, sie war ziemlich nervös. Schon vorher bekam sie die Information, dass sie im Bundesliga-Auftakt in der Startelf spielen durfte, und dann ausgerechnet gegen so einen starken Gegner wie der VfL Wolfsburg. Sie schnürte ihre Schuhe fest, betrachtete ihr Werk und versuchte, mit konzentrierten Atemübungen, ihre Nervosität in den Griff zu bekommen.
“Wir gehen raus, uns warm machen.“
Sara Agrez, die andere Linksverteidigerin im Kader, brachte Ava zurück in die Realität.
“Mach‘ dir keinen Kopf“, sprach sie ihr aufmunternd zu. Ava begegnete Sara‘s Worten mit einem Lächeln, dann ließ sie ihren Blick durch die Kabine schweifen. Die meisten begaben sich bereits in den Spielertunnel, wo sie gleich gemeinsam das Feld betraten, um sich für das Spiel warm zu machen. Nur eine Mitspielerin erblickte Ava, die genauso aufgeregt schien wie sie selbst.
Maria Plattner war erst seit vergangener Saison im Team, ein vielversprechendes Talent aus Österreich, auch sie durfte heute in der Startelf spielen.

Ava erhob sich, statt sie aber Sara folgte, lief sie in die entgegengesetzte Richtung, Maria entgegen.
“Hey, ist bei dir alles gut?“, fragte sie. Ziemlich abwesend, Löcher in die Luft starrend, nickte Maria. Schließlich erwiderte sie Ava‘s Blick, ein sanftes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen.
“Alles gut“, antwortete sie leise, dann sprang sie auf die Beine, was Ava einen Schritt zurückweichen ließ.
“Ist nur das erste Spiel der Saison, da bin ich immer ein wenig nervös.“
“Geht mir genauso“, lachte Ava ziemlich verlegen, sie kratzte sich am Hinterkopf und richtete ihren Dutt.
“Komm“, sprach Maria ihr zu, “wir sind die Letzten, langsam müssen wir raus.“

Unter lautem Applaus der aus Potsdam angereisten Gästefans verließen die Spielerinnen den Spielertunnel. Aus den Blöcken der Heimfans jedoch erklangen die ersten Pfiffe. Für gewöhnlich gehörte Ava nicht zu den Spielerinnen, die sich davon einschüchtern ließen, heute allerdings schienen die Pfiffe ihre Nervosität nur anzustacheln.
Die erfahrene Torhüterin bemerkte dies, schließlich kannte sie Ava lang genug.
“Wir laufen uns zusammen ein, ja?“, schlug Vanessa vor, sie war prompt an Ava‘s Seite getreten. Die Blondine nickte zustimmend.
“Sehr gut, konzentrier‘ dich nur auf mich, verstanden?“

Vanessa machte die Übungen vor, von Anfersen zu Kniehebelauf, alle möglichen und doch simplen Laufübungen, die Ava brav nachahmte.
Viel Zeit blieb den Spielerinnen nicht zum Aufwärmen, schon ziemlich bald wurden sie wieder zurückgeschickt.
Kurz vor 13 Uhr war es schließlich soweit:
Anders als erwartet, stellten sich die Spielerinnen nicht in ihren roten Auswärtstrikots, sondern in ihren weißen Heimtrikots auf, jedem war jeweils ein Einlaufkind zugeteilt.
Ava hielt das kleine Mädchen neben ihr fest an der Hand, sie war wieder mindestens genauso aufgeregt wie das Mädchen.
“Okay, es geht los”, vernahm sie Vanessa’s Stimme, im Gleichschritt setzten sie sich in Bewegung, betraten das Feld.
Die Spannung stieg, die Uhr tickte, Ava blieb keine Zeit mehr, sich ihrer Aufregung hinzugeben.
Sie stellte sich auf ihrer Position auf, sie schloss die Augen, als der Pfiff ertönte, und die Schiedsrichterin Mirka Derlin das Spiel beginnen ließ.

Wie erwartet zeigte sich die Heimmannschaft als das dominantere Team, sie kontrollierten das Spiel. Die erste Viertelstunde verging, und Ava’s Team ließ noch nichts anbrennen.
Eine Minute später allerdings sah es anders aus. Ava verlor den Zweikampf auf ihrer linken Außenbahn gegen ihre Gegenspielerin Svenja Huth, was die Blondine durchaus ärgerte. Sie kannte Svenja noch aus vergangenen Zeiten, als Ava noch für die Juniorinnen von Turbine Potsdam auflief, sie sah zu der Älteren hinauf –
Umso weniger, wollte sie sich so einfach geschlagen geben.
Svenja brachte die Flanke in den Strafraum, wo der Kopf einer Wolfsburgerin auf ihre Stürmerin Rebecka Blomqvist verlängerte. Sie traf den Ball nicht richtig, so war Vanessa schneller und unterband den Angriff.
Erleichtert atmete Ava auf, wäre bei diesem Versuch ein Tor gefallen, würde dies definitiv auf ihre Kappe gehen.