❴𝐤𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟐❵

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Die prickelnde Nervosität hielt Ava in Atem, kerzengerade saß sie auf dem Beifahrersitz, unwissend, was bei ihrem großen Bruder passiert war.
Ulf fuhr schweigend durch den Feierabendverkehr, ein reines Stop-and-Go, was Ava nur noch nervöser machte. Ihr Vater sah so ernst aus, aus dem Nichts heraus. Sie konnte sich nicht ausmalen, was bei ihrem Bruder passiert war.
War er beim Training und hat sich verletzt? War er in einen Unfall verwickelt?
Je länger sie darüber nachdachte, umso mehr ertappte sie sich dabei, wie sie den Teufel an die Wand malte.

Langsam rollte der Wagen die ruhige Straße entlang, auf der Suche nach einem Parkplatz in der Nähe der Wohnung.
Als Ulf endlich eine geeignete Stelle gefunden hatte, konnte es Ava nicht schnell genug gehen:
Sobald sich die Tür öffnete, sprang sie auf den Bürgersteig und stürmte zur Haustür, wo sie jedoch noch auf ihren Vater wartete.
Ulf, der im Gegensatz zu Ava einen Schlüssel für die Wohnung besaß, schob sich an Ava vorbei.
Kaum war die Tür geöffnet, drückte sich ihnen eine kalte, schwarze Hundeschnauze entgegen.
“Frey!“, rief Ava freudig auf, sofort kniete sie sich hin, um den Australian Shepherd ihres Bruders zu begrüßen.
Frey wedelte mit dem Schweif, schlich zwischen den Beinen der Beiden umher, wobei er mit seinem Gewicht Ava fast umstieß.
Fast schon hätte sie vergessen, weshalb sie eigentlich nun hier waren, doch Frey war dafür viel zu unbeschwert.
Fragend, jedoch stumm, sah sie ihren Vater an. Ulf erwiderte ihren Blick, ohne die Miene zu verziehen, nickte er in Richtung der offenstehenden Tür.

“Komm mit“, flüsterte sie Frey zu, der Hund gehorchte und folgte ihr in die Wohnung.
Im Flur war niemand anzutreffen, ihr Herz pochte unaufhörlich gegen ihre Brust. Ihr Weg führte sie in die Küche, durch das leere Wohnzimmer.
"Ah, da seid ihr ja!", grüßte Vanessa die beiden freundlich, sie stand am Herd, vor ihr kochte gemächlich ein wohlriechender Eintopf vor sich her.
Ava‘s Mund stand vor Verwirrung offen, sie blieb im Türrahmen stehen und blickte ratlos drein.
“Ihr kommt gerade richtig, ihr könnt euch an die Arbeit machen und den Tisch decken.“
Die Blondine konnte ihren Blick nicht von Vanessa lösen, die nur schmunzelte.
“Mund zu, sonst fliegen Fliegen rein.“
“Was ist denn jetzt eigentlich passiert?“, fragte Ava, nun musste auch Ulf grinsen.

“Perfekt, ihr seid da!“, hörte man Eric, seine Stimme erklang lauter, je höher er die Treppe erklomm.
Er erschien im Flur, mit einem Netz Zwiebeln spazierte er in die Küche. Ava war noch verdutzter als zuvor.
“Kann mir eigentlich irgendwer erklären, was hier los ist?“, wiederholte sie ihre unbeantwortete Frage, Eric legte grinsend den Kopf schief.
“Was soll passiert sein?“
Noch immer ratlos sah sie zwischen ihrem großen Bruder und ihrem Vater hin und her.
“Ich wollte euch nur zusammentrommeln, weil es deinen Lieblingseintopf gibt.“
“Frischer Irish Stew, ganz nach altem Rezept“, fügte Vanessa hinzu. Ava schnaubte und trat auf Eric zu, mit der Faust schlug sie gegen seinen Arm.
“Du beschissener Vollidiot, ich hab‘ mir Sorgen gemacht, weil Papa so ernst war!“
“Dann beschwer‘ dich bei Paps, und nicht bei mir“, wehrte sich Eric lachend.
“Zieh‘ mich da nicht rein“, warf Ulf ein und hob unschuldig die Hände.

“Ach ja.“
Eric drehte seinen Kopf Vanessa zu, die gerade den Topfdeckel anhob. Ein wohlriechender Duft zog durch die Küche, ließ Ava sofort entspannen.
“Fischi hat die Kartoffeln vergessen, dabei ist das eine der wichtigsten Zutaten“, meinte Eric amüsiert, danach traf ein Küchenhandtuch seinen Hinterkopf.
“Du hast vergessen, mir die Kartoffeln zu bringen“, verteidigte Vanessa sich lachend.
“Nächstes Mal kochst du wieder.“
Eric zuckte nur mit den Schultern.
“Jedenfalls, kannst du vielleicht ein Netz Kartoffeln aus dem Vorratskeller holen?“
“Warst du da nicht gerade eben erst?“, fragte Ava nach, sie verschränkte ihre Arme vor der Brust.
“Jetzt lässt du deine arme kleine Schwester für dich schuften?“, stichelte Vanessa, ehe sie sich an Ava wandte.
“Nein. Tust du mir den Gefallen?“
“Dir ja, Eric nein“, antwortete die Blondine und setzte sich sofort in Bewegung. Frey, der es sich auf der schwarzen Couch im Wohnzimmer bequem gemacht hatte, hievte sich auf die Beine und folgte Ava in den Keller.

𝐓𝐞𝐥𝐥 𝐦𝐞 𝐰𝐞'𝐫𝐞 𝐝𝐫𝐞𝐚𝐦𝐢𝐧𝐠 | a woso fanficWo Geschichten leben. Entdecke jetzt