𝐀𝐜𝐡𝐭

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-Basti-

An diesem Abend fiel mein Stream ziemlich kurz aus. Und zwar wirklich extrem kurz, genauer gesagt betrug die Zeit, in der ich live war gerade einmal 47 Minuten. In dieser Zeit hatte ich einfach nur mit dem Chat geredet und ihnen erzählt, warum die nächsten Tage alles so provisorisch organisiert sein würde. Meine Begründung dafür war, dass einem guten Freund von mir etwas ziemlich Schlimmes widerfahren war und er mental in einer so schlechten Verfassung war, dass er nicht alleine sein konnte, und da ich so ziemlich sein einziger sozialer Kontakt war, dem er voll und ganz vertraute, hatte ich mich dazu entschieden, zu ihm zu kommen, zumindest für ein paar Tage. Es war zwar bei weitem nicht die beste Geschichte, aber es reichte. Es musste reichen.

Und so gesehen war das Ganze ja noch nicht einmal gelogen, allerdings erwähnte ich nicht, dass Kevin dieser Freund war und auch nicht, warum ich ihn eigentlich hauptsächlich besucht hatte.

Nun saß ich zusammen mit Kevin und meinem kleinen Bruder auf dem Boden von Kevins Wohnzimmer. „Wer schläft heute Nacht eigentlich wo?", hakte mein bester Freund nach. „Also ich schlaf auf jeden Fall nicht im selben Raum wie Basti", warf Oni ein. „Der schnarcht und furzt safe. Und außerdem will ich in der Nacht in Ruhe Wattpad lesen können, oder zeichnen." Ich wusste ganz genau, was Oni damit bezwecken wollte und warf ihm einen warnenden Blick zu. Dieser grinste mich jedoch nur mit einem vielsagenden Blick an und erntete damit einen Tötungsblick von mir, welchen er aber gekonnt ignorierte.

„Also ich hätte an sich nichts dagegen, wenn du bei mir pennst", meinte Kevin an mich gewandt. Mein Hals fühlte sich trocken an und ich musste schlucken. Verdammt!
Ich hatte ja eigentlich überhaupt kein Problem damit, mit meinem besten Freund in einem Raum, wahrscheinlich sogar im selben Bett zu schlafen. Mein Problem lag darin, dass ich unglaubliche Angst hatte, dass meine Gefühle zu meinem besten Freund zu offensichtlich wurden.

„Ehrlich?" krächzte ich deshalb nur und hoffte insgeheim, dass ich doch bei Oni im Wohnzimmer schlafen konnte, auch wenn auf dem Sofa nur für eine Person Platz war. Ich könnte ja auf einer Matratze am Boden schlafen. Da hätte ich dann zwar die ganze Nacht meinen Bruder an der Backe gehabt und mir eine fünfstündige Rede anhören müssen, warum ich Kevin endlich meine Gefühle gestehen sollte, aber wenigstens hätte ich so nicht auffliegen können.

„Nein Bro, ehrlich nicht. I mean, du bist mein bester Freund. Du bist so was wie ein Bruder für mich", meinte Kevin. Autsch. Das hatte jetzt zugegeben schon etwas weh getan. Allerdings konnte ich ihm das nicht übelnehmen, schließlich war er für mich jahrelang das gleiche. Nur dass sich bei mir mit der Zeit intensivere Gefühle für den Blonden entwickelten.

„Also, dann penn ich hier auf dem Sofa, und ihr schlaft in Kevins Zimmer, oder?", meinte Oni und ich warf ihm erneut einen missbilligenden Blick zu. Oni sagte immer, dass ich so aussah, als würde ich ihn gleich mit meinem Blick verbrennen wollen, und genau so war es in diesem Moment auch.
„Ich bestell uns 'ne Pizza", schlug Kevin vor und er erhielt sowohl von meinem kleinen Bruder, als auch von mir ein zustimmendes Nicken.
Nach einer kurzen Diskussion hatten wir uns schließlich einfach auf eine Pizza Margherita geeinigt und warteten nun auf unser Essen.

„Kevin?" „Hmm?" „Wann streamst du eigentlich wieder?", wollte ich von meinem besten Freund wissen. Nachdenklich sah dieser mich an. „Weiß nicht. Ich denke morgen wahrscheinlich." „Und du fühlst dich mental wirklich schon wieder bereit dazu?", forschte ich weiter nach. Kevin zuckte mir den Schultern. „Selbst wenn nicht, ich muss irgendwann wieder weiter machen. Ich meine, die Leute würden mich sicher verstehen, wenn ich die Gründe nennen würde, aber ich weiß nicht mal, ob ich das Thema groß anschneiden möchte. Ich will die Zuschauer nicht enttäuschen", meinte Kevin. Ich nickte verständnisvoll. „Das...das kann ich so gut verstehen", murmelte ich. Dann zog ich Kevin einfach so in eine feste Umarmung. Ich ließ meine Hand sanft durch seine blonden Haare gleiten, während Kevin sein Gesicht gegen meine Schulter presste. „Alles wird gut, Kevin" sagte ich leise. „Das verspreche ich dir."

⁓⁓⁓

„Oni, ich pack' das echt nicht", jammerte ich meinen Bruder voll. Mittlerweile war es schon kurz vor Mitternacht und wir hatten die letzten zwei Stunden damit verbracht, einen Film anzusehen, bei welchem ich aber die Hälfte der Zeit damit beschäftigt war, Kevins Gesicht zu betrachten. Kevin war gerade auf dem Klo und so konnte ich ungestört mit Oni über meine Gefühle gegenüber meinem besten Freund reden. „Doch Mann, du packt das. Das ist schließlich, wie du mir mal erzählt hast, nicht das erste Mal, dass du und Kevin im selben Bett schlafen", versuchte mein kleiner Bruder, mich zu beruhigen. „Ja, mag ja sein. Damals hatte ich aber auch noch nicht so für Kevin gefühlt", rief ich Oni in Erinnerung. „Dads glaub ich dir mal so was von nicht. Du hast schon damals in einer Tour über Kevin geschwärmt, glaub mir", grinste Oni. „Ich glaub nur einfach, dass du es dir da noch eingestanden hast, wie du fühlst."

Lustigerweise hatte Oni sogar recht. Ich mochte Kevin schon ziemlich lange auf diese Art und Weise. Ich hatte mir schon vor über vier Jahren öfters vorgestellt, wie es wohl wäre, Kevin zu küssen, mit ihm eine Beziehung einzugehen, oder manchmal sogar, mit ihm zu schlafen. Und zugegeben, mit der Zeit wünschte ich mir immer sehnlichster, dass diese Träume wahr werden würden.
Allerdings hatte es ewig gedauert, bis mir klar wurde, was ich eigentlich für meinen besten Freund empfand und vor allem dauerte es etwas, bis ich mir das Ganze so richtig verarbeitet hatte.

„Basti, kommst du dann?", rief mir Kevin vom Flur aus zu. Ich schreckte aus meinem Gedankengang hoch und verschluckte mich beinahe an meiner eigenen Spucke, worauf mir Oni einmal kräftig auf den Rücken klopfte. „Komme gleich!", krächzte ich und sah meinen kleinen Bruder leicht verzweifelt an. Oni legte mir eine Hand auf die Schulter. „Mach dir nicht zu viele Gedanken, du überstehst das schon", sprach dieser ruhig. „Danke", murmelte ich und ging auf die Wohnzimmertür zu. Ich warf Oni noch ein kurzes „Gute Nacht!", zu dann gesellte ich mich zu Kevin, in sein Schlafzimmer.

Etwas unsicher setzte ich mich auf die eine Seite seines Bettes. Mein bester Freund sah mich daraufhin belustigt an. „Was?" „Du willst ernsthaft im Sitzen pennen?", grinste Kevin. Ich merkte, wie meine Wangen heiß wurden und war in diesem Moment froh, dass bis auf die Straßenlaternenlichter von draußen kaum Licht in das Zimmer viel. „Halts Maul", entgegnete ich und warf eines der vielen Kissen, die auf dem Bett lagen, nach Kevin. Dann legte ich mich langsam unter die Decke und mein Herz begann augenblicklich, schneller zu schlagen. „Gute Nacht, Bro", sagte Kevin. Ich rückte mir meinen Teil der Decke zurecht und murmelte ebenfalls ein leises „Gute Nacht."

Ich konnte nicht schlafen. Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich schon wach lag, aber egal, wie schwer meine Augenlider sich mittlerweile anfühlten, sobald ich die Augen schloss, fühlte ich mich wieder hellwach. Meine Gedanken wirbelten ungeordnet in meinem Kopf herum und die Angst, dass Kevin merken könnte, was ich für ihn fühlte, war die ganze Zeit präsent. Dass eben dieser sich nun auch noch zu mir umdrehte und sich leicht an mich kuschelte, machte die Situation nicht gerade besser.

„Du Kevin?", begann ich irgendwann einfach so zu reden. „Hm?", brummte Angesprochener. „Du bist noch wach", stellte ich verwundert fest. „Du doch auch", gab Kevin nur zurück. „Was wolltest du eigentlich gerade sagen?", hakte der Blonde nach. Ich wusste nicht genau, was ich da eigentlich tat, als ich mich zu ihm drehte und, meinen Kopf auf die Hand gestützt, die Umrisse seines Gesichts zu betrachtete. „Würdest du eigentlich einen Mann küssen?"

𝐁𝐞𝐭𝐫𝐮𝐧𝐤𝐞𝐧𝐞 𝐋𝐮̈𝐠𝐞𝐧 𝐍𝐢𝐜𝐡𝐭|| 𝐁𝐚𝐬𝐭𝐢𝐩𝐥𝐚𝐭𝐭𝐞Where stories live. Discover now