Kapitel 07 - Am Ziel

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Ich war so wütend, über das was eben geschehen war, dass ich nicht mal merkte wie schnell ich durch den Schnee lief. Mein Griff festigte sich um das Handgelenk, welches ich hinter mir her zog. Dieser Mann machte mich so rasend, dass ich mich nicht mal darüber freuen konnte diesen Job zu bekommen. Der Schnee auf meinen Schultern rutschte von meinem Jackett als ich erprobt stehen blieb und einen tiefen Atemzug nahm. Die kalte Luft brannte in meinen Lungen.

"Aua...", keuchte es hinter mir, "Sie tun mir weh."

Ich schaute aufgebracht hinter mir. Sie zuckte zusammen. Mein Blick war kalt und meine Wange tat weh. Ich rieb sie mir und ließ ihr Handgelenk los. Langsam wurde mein Blick weicher und ich merkte das sie zitterte. Ich biss mir auf die Unterlippe und zog mein Jackett aus. Mit einem eleganten Schwung legte ich ihr diesen auf die Schultern und zog sie an meine Brust. Ich legte die Arme um sie um ihr wärme zu spenden. Meine große Jacke umhüllte sie wie ein Mantel.

"Verzeih meinen Wutausbruch..."

Ich schaute über ihren Kopf hinweg und seufzte frustriert. Mein Adrenalin war so hoch, dass ich die Minusgrade nicht spürte. Ich war so schnell gelaufen das wir mitten in der Nacht, bei Schnee unter einer Laterne verweilten. So hatte sie sich ihren Weihnachtsabend sicher nicht vorgestellt.

"Ich rufe uns ein Taxi.", sprach ich tonlos und holte mein Handy aus der Tasche.

"Nate wartet sicher schon... Balena ist bei ihm.", murmelte sie zitternd an meine Brust. Ich schwieg und wählte die Nummer. Wir verharrten einige Minuten in dieser Position ehe sie sich von mir löste und sich in meine Anzugjacke kuschelte. Sie sah zu mir auf und schniefte leise. Anscheinend hatte sie sich beruhigt.

"Herzlichen Glückwunsch zur Aufnahme in die Kartei der Patel-Förderungsprojekte."

Ich schaute sie an. Meine Ohren hörten was sie sagte, aber es fühlte sich so unwirklich an. Mir kamen die Worte meines Vaters in den Sinn.

"Willst Du immer noch für mich arbeiten", ich sah ihr in die Augen. Sie nickte zögerlich und lächelte sanft. "Trotz all den Komplikationen die auf uns zukommen könnten? Es wird nicht leicht werden, Nisha."

"Es wird noch schwerer, wenn ich nicht helfe. Ohne Seelen werden Ihre Projekte nur einfache Körper sein. Ohne Charakter."

Ich schluckte. Sie hatte recht. Ich brauchte ihre Hilfe. Das wusste sie nur zu gut.

"Ich gebe mein Wort, das diese Firma in den Gedächtnis der Menschen bleiben wird. Ich sorge dafür das keinem meiner Mitarbeiter etwas schlechtes passiert. Existenzbedrohungen wie Geldmangel oder ähnliches werden von mir persönlich behoben."

Ihre Augen leuchteten auf. Sie strahlten richtig in dieser weißen Schneelandschaft. Sie sah meine Seele in ihrer ganzen Pracht und ich war mir sicher sie schaute ob ich sie an log. Doch ich würde lieber selbst hungern als ihr und ihrem Bruder noch mehr Kummer zu bereiten. Sie nickte wieder und wir hörten den Motor des Taxis im Hintergrund.

Die kalten Tage lagen hinter uns. Nach dem Streit mit meinem Vater ignorierte er mich fast 2 Monate. Ich war froh darüber mich nicht ständig mit seinen Kommentaren auseinander zu müssen. Er kam auch nicht zur Eröffnungfeier mitte Januar. So wütend hatte ich ihn schon lange nicht mehr erlebt. Mutter sagte, er wolle zu Hause bleiben um nicht ausfallend zu werden. Nisha und meiner Schwestern, waren diesen Streitigkeiten überdrüssig. So dass sie mit ihm sprachen und wir ein klärendes Gespräch hatten. Doch so richtig überzeugen konnte ich ihn erst, als meine erste Wiederbelebung Geld ein brachte. Die Schauspielerin, die ich Heather Patel in dem Bewerbungsgespräch vorsetzte, ebnete mir den Weg in eine glorreiche Zukunft.

Es war Anfang Mai des neuen Jahres. Ich war sehr zufrieden. Die Patels hatten nicht nur die Technik besorgt, sondern auch Kontakte geknüpft. Ich bekam einen Lieferanten an meine Seite gestellt, bei dem ich mich jederzeit nach frischen Teilen erkundigen konnte.

Alexej Rudnik -  Bekenntnisse eines NekromantenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt