Kapitel 9 - Das Ergebnis

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Wir warteten auf das Ergebnis, das mein Leben verändern sollte. Eine Änderung der ich zunehmend freudig entgegen schaute. Während ich meiner Nisha resigniert zusah, wie sie das große Stück Kuchen vertilgte, hielt ich den Teststreifen fest in meinem Blick. Sie hatte ihn auf den Tisch gelegt. Ich trank einen Schluck von meinem Kaffee. Er war wie ich ihn mochte. Heiß und bitter. Ohne Milch und Zucker. Doch er wollte mir nicht munden. Ich merkte wie meine Lippen vor Anspannung vibrierten. Mit fixiertem Blick, bekam ich nicht mit was Nisha mir sagen wollte.

"ALEXEJ!", schallte mir mein Name entgegen, "Sei nicht so... du machst mich nur noch nervöser. Der Test bekommt noch Angst, wenn du ihn so anstarrst."

Ich blinzelte und sah sie entrüstet an. Das war nur ein Gegenstand. Ohne Gefühle. Es konnte keine Angst verspüren. Sie musste lachen als sie mich an sah. Ich schmunzelte. Wie süß sie war, wenn sie lachte. Ich hob meinen Arm, um meine Hand an ihre Wange zu legen. Mit meinem Daumen strich ich ihr die Krümel aus dem Gesicht. Sie schaute mir in die Augen und mein Herz machte einen Hüpfer. Ich küsste sanft ihre Wange. Dann ihre Stirn und zog sie in meine Arme. Ich nahm ihren Duft wahr und spürte ihre Wärme. "Ich liebe dich, Nisha"

Sie nuschelte etwas unverständliches an meine Brust und ich musste lachen. Ich streichelte ihren Kopf und linste auf den Tisch. Gierig auf das Ergebnis. Doch der Test war weg! War er herunter gefallen? Mein Blick suchte den Boden ab und lehnte mich mit ihr etwas nach hinten um unter den Tisch zu sehen, doch da lag er nicht. Ich merkte wie Nisha zitterte und ich sah sie an. Sie schluchzte und schaut von meiner Brust auf. Ihre Augen glitzerten vor Tränen und ihre Nase war ganz rot. Sie schniefte. In ihren zitterten Händen hielt sie den Test. Meine Augen weiteten sich. Dann schaute ich sie enttäuscht an und strich ihr die nasse Strähne aus dem Gesicht.

"Es tut mir leid.", hauchte ich traurig. Sie sagte nichts und fing nur wieder an zu weinen. Ich biss mir auf die Lippe. Es tat mir leid sie so leiden zu sehen. Sie drückte den Test an meine Brust und ich nahm ihn ihr wortlos ab. Als ich ihn auf den Tisch ablegte linste ich auf das Ergebnisse. Es gab mir einen Stich. Mein Hals schnürte sich zu. Ich konnte den Kloß kaum hinunter würgen. Ein Schmerz durchfuhr meine Brust, den ich bis heute nicht erklären konnte. Es trieb mir die Tränen in die Augen. Ich sah Nisha an, die mich mit ihren geröteten Welpen Augen anschaute. Ihre dünne Stimme werde ich wohl nie vergessen:

"Ich... bin schwanger."

Das war ein euphorisches Gefühl, wie ein Feuerwerk und Explosionen. Meine Hände wanderten zu ihren zarten Lippen. Ich stieß ein heiseres Stöhnen aus, um meine Tränen zurück zu halten. Mein Blick war intensiv. Sie log nicht. Der Test log auch nicht. Ich wurde Vater. Glaubte ich noch vor wenigen Sekunden, er wäre negativ gewesen, schlug mein Herz nun schneller. Schmerzhaft trommelte es gegen meine Brust. Ich konnte nicht antworten. Meine Stimme versagte und ich fand mich in einer stürmischen Umarmung wieder. Ich drückte sie fest an mich und sie flüsterte es noch einmal.

"Schwanger~♡"

Ein seufzen entwich meiner Kehler. Er muss schrecklich weinerlich geklungen haben, denn Nisha pattete mein Haupt, so wie bei Nate wenn er sich weh getan hatte. Ich küsste ihre Stirn und Wiederholte es:

"Du bist Schwanger."

Dieses Bauchkribbeln welches diese Worte mir bescherten, ließen mich zusammen zucken. Ich nahm Sie wieder in meine Arme. Wie lange ich regungslos ihren Rücken streichelte, wusste ich nicht mehr. Sie wiederholte immer wieder, fassungslos das sie schwanger war. Ungläubig und mit zitternder Stimme. Ich lauschte Stumm ihren Worten.

In den nächsten Tagen hatten wir durch meine Schwester Gewissheit. Sie war bereits im 5 Monaten schwanger! Kaum ersichtlich nach außen hin. Die Wölbung ihres Bauches war mir zwar aufgefallen, aber ich deutete es als Fettpolster, nicht als ein Babybauch. Wir konnten unser Glück nicht fassen. Selten hatte man mich so glücklich erlebt. Wir bekamen ein Baby! Ein kleines Lebewesen aus meinen Lenden. Ich erwischte mich immer wieder dabei, wie ich sie und ihren von da an wachsenden Bauch verliebt beobachtete. Beinahe schon verträumt. Abends massierte ich ihre Füße oder den Rücken und nachts streichelte ich ihren Bauch um das Baby zu beruhigen. Ich tat alles damit sie sich möglichst wohl, geliebt und besonders fühlte. Wir mussten von nun an viel Planen. Zwischen Arztterminen, Renovierungen im Haus und Apartment, meiner Firma und die damit verbundene Arbeit, die Schule und Bedürfnisse von Nate und diese unzähligen Besuche und Glückwünsche von Freunden und meiner Familie blieb für mich nur Ermüdung und Erschöpfung. So perfekt ich für meine kleine Familie alles haben wollte, so erschlagen fühlte ich mich Nachts. Häufig war es mir unmöglich mein Kopf-Karussell zu stoppen. Ich hatte an so viele Sachen gleichzeitig zu denken. Ich durfte mir keine Fehler erlauben.

Es wurde Herbst. Müde rieb ich mir die Augen und legte die Brille auf meinen Schreibtisch ab. Knarzend lehnte ich mich in den Stuhl und seufzte. Ich saß in meinem Büro in der Firma. Um mich herum stapelten sich Papiere und Akten.

"Wie soll ich das alles nur schaffen?", fragte ich mich selbst. Keine Antwort. Nur Stille begrüßte mich. Diese wurde durch ein zaghaftes Klopfen unterbrochen. Nisha schaute durch den Türspalt. Ich drehte mich erschöpft zu ihr und musste schmunzeln.

"Hallo schöne Frau.", ich schaute sie verliebt an und drehte mich mit dem Stuhl zu ihr. Sie setzte sich und atmet tief durch. Erledigt streichelte sie ihren Bauch und wurde rot wegen meinem Kompliment. Ich schmunzelte frech.

"Wie lange brauchst du noch? Ich hab so Hunger auf Kuchen..."

"Hast du den Kuchen, den ich frisch vom Bäcker geholt habe, schon gegessen?"

Ich war mir sicher dass ich heute morgen im Kühlschrank ein großes Stück Erdbeertorte und eine Schokorolle gelegt hatte.

"Schon vor 3 Stunden...", sah sie mich entschuldigend an. Ich legte den Kopf schief und schaute sie nur noch verliebter an.

"Dann mache ich mal Feierabend und wir gehen Essen."

Nisha lächelte mich bezaubernd an und ich verdrängte meine Arbeit augenblicklich. Ihr konnte ich nichts abschlagen. "Wir sollten Nate abholen und mitnehmen."

"Da wird er sich aber freuen. Das ist eine wundervolle Idee, mein Schatz."

Sie ergriff, getrieben von einem Energieschub, meine Hand und zog mich aus dem Zimmer. Ich konnte grade noch so gekonnt den Computer ausschalten und ergab mich ihrer Naschsucht.

Die nächsten Wochen waren nicht einfach. Nisha blieb mit Schwangerschaftsübelkeit und Schmerzen häufig zu Hause. Als würde ihr Körper die verpassten Wochen der Schwangerschaft besonders verarbeiten. Sie bekam viel Besuch von unserer Gönnerin Heather Patel und meinen Schwestern. Die Arbeit in der Praxis blieb an mir hängen. Von Spät bis Früh arbeitete ich die Stapel Papier und Emails ab. Den letzte Kundenauftrag wollte ich unbedingt vor dem Babyjahr abgeben. Ich saß vor einem großen, muskelösen nackten Mann. Der Raum war auf Minusgrade gestellt. Ich hatte eine dicke Jacke an und mit Jedem Atemzug bildetet sich eine kleine Wolke vor mir. Langsam strich ich über seinen Körper. Meine Handschuhe waren Fingerlos, damit ich besser arbeiten konnte. Ich fühlte das Narbengewebe ab. Zufrieden blitzten meine Augen auf. Sie waren Perfekt. Ich konnte mir keine Fehler erlauben. Die Kunden mussten zufrieden gestellt werden, damit sie nach der einjährigen Pause wieder da waren. Mein Ruf durfte keinen Schaden nehmen. Ich kontrollierte die Funktion der Organe und der Muskeln. Dieser Mann war ein Verstorbener Freiheitskämpfer. Er hatte viel erreicht und war vor allem ein sehr loyaler und Sozialer Mensch, bevor ihn vor 3 Monaten einer seiner Neider erschoss. Seine Fans kamen mit gesammelten Spenden kurz nach dessen Tod zu mir und bezahlten die erste Kaution. Mit der Bitte ihn zurück zu holen. Nachdem ich mich eingehend über seinen Lebensweg informiert hatte, willigte ich ein. Sie zahlten meine aufgestellte Rechnung ohne Wiederworte. Dies sollte mein letzter Auftrag sein, den ich annahm. Um seinen Edelmut zu unterstreichen nähte ich das hinterbliebene Narbengewebe seiner Schusswunde in seinen Körper mit ein. Besonders stolz war ich darauf seine Augen restauriert zu haben. Ich konnte vieles von seiner Leiche wiederverwenden. Nach dem ich mir sicher war, dass alles an ihrem Platz war deckte ich den Mann wider zu. Meine Augen schlossen sich und ich fuhr meine Fähigkeit wieder auf den 0 Punkt. Zufrieden löschte ich das Licht und fuhr zurück in das Haus. Ich war entspannt. Denn Morgen würde ich für sehr lange Zeit meine Fähigkeit das letzte Mal verwenden. Dann hatte ich Urlaub. Einen langen Familienurlaub. Ich schmunzelte zufrieden. Wie sehr ich mich auf diesen neuen Lebensabschnitt freute. Bald würde ich meinen Sohn in meinen Händen halten können.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 20 ⏰

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Alexej Rudnik -  Bekenntnisse eines NekromantenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt