Kapitel 2

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KATI

Auf dem Weg nach Hause schaffte Bela es tatsächlich noch einmal, Andor anzusprechen und ich übergab mich daraufhin tatsächlich. Das bedeutete, dass ich mich vor dem Abendessen mit Andor drücken konnte, zumindest hoffte ich das. Jedenfalls waren meine Bodyguards nicht sehr gut drauf, als wir in die Einfahrt einbogen und Bela mich auf dem Weg zum Haus stützte, während seine Kollegen das Auto säuberten. Wir hatten es gerade zur Haustür unserer Villa geschafft, als diese aufgerissen wurde. Mein Vater kam heraus, zusammen mit Andor. Jetzt würde ich mich am liebsten direkt erneut übergeben.
"Finger weg von meiner Verlobten, klar?!", fauchte Andor Bela an und zerrte mich zu sich, ich ließ mich daraufhin dramatisch zu Boden gleiten, um dem Griff diesen Psychopathen zu entkommen.
"Ich habe sie nur gestützt, sie hat sich wohl irgendwie den Magen verdorben. Frag mal die Jungs da drüben, die sind mächtig sauer, weil sie ins Auto gekotzt hat", erwiderte Bela ruhig und warf meinem Vater einen kurzen Blick zu. "Sie sollte sich ausruhen, ich bringe solange ihre Klamotten rein."
"Du wirst einen Scheißdreck tun", knurrte Andor und wollte mich hochzerren, aber ich riss mich los.
"Ich wollte ihr nur helfen, klar? Oder soll ich sie einfach in ihrer eigenen Kotze im Auto liegen lassen?", fauchte Bela gereizt, doch noch bevor Andor zu einer Antwort ansetzen konnte, ging mein Vater dazwischen und schob die beiden Männer auseinander.
"Genug jetzt!", brüllte er die beiden genervt an. "Ich danke dir für deine Hilfe, Bela. Bring Katis Sachen rein, danach kannst du für heute gehen. Deine Freundin wartet mit Sicherheit schon auf dich." Bela warf Andor noch einen letzten, wütenden Blick zu, bevor er sich wortlos umdrehte und dann zum Auto ging, um meine Sachen zu holen. Papa half mir währenddessen hoch und stützte mich, da ich mich aufgrund des Übergebens kaum auf den Beinen halten konnte.
"Wie geht es dir, Kati?", fragte er besorgt nach, aber das konnte ich ihm nicht abkaufen. Er hatte sich noch nie wirklich um mich gekümmert, also warum sollte er jetzt damit anfangen?
"Nicht sehr gut, ich glaube, ich habe etwas nicht vertragen. Ich würde das Abendessen heute gerne auslassen, wäre das in Ordnung? Ich brauche ein bisschen Ruhe", antwortete ich ihm, mein Vater nickte.
"Leg dich hin und komm runter, wenn du dich besser fühlst", sagte er nur.
"Ich bleibe bei dir, Kati", beschloss Andor, aber ich schüttelte den Kopf.
"Ich würde gerne eine Runde schlafen und alleine sein", lehnte ich ab und sah meinen Vater an, der nickte wieder. So viel Einsicht hätte ich ihm gar nicht zugetraut.
"Andor, wir beide gehen essen und lassen Kati etwas in Ruhe. Keine Sorge, wir stellen eine Wache vor ihr Zimmer, die wird uns schon rufen, wenn etwas ist", befahl mein Vater, Andor nickte daraufhin nur, biss sich dabei aber auf die Lippe. Ein ganz klares Zeichen dafür, dass er mit dieser Entscheidung definitiv nicht zufrieden war. Ich zwar auch nicht, ich wollte nicht schon wieder eine Wache vor meinem Zimmer haben, aber es war besser als ein Abendessen mit Andor, also sagte ich nichts dagegen. Stattdessen ließ ich mich von meinem Vater nach oben ins Zimmer bringen, wo ich mich auf mein Bett legte und die Augen schloss.
"Melde dich, wenn etwas ist, Kati", sagte er, ich nickte.
"Mach ich, Papa", stimmte ich zu, also verließ er mein Zimmer und ich öffnete meine Augen wieder. Wenigstens hatte ich für ein paar Minuten meine Ruhe. Doch lange hielt diese Ruhe nicht an, denn es klopfte an meine Tür. "Wer ist da?"
"Dein Ritter in strahlender Rüstung - und mit deinen Einkäufen", rief Bela von draußen zurück, ich konnte daraufhin nicht anders als zu lächeln.
"Eintreten", rief ich zurück, also stieß er mit seinem Fuß die Tür auf, stolperte beinahe über die erhöhte Schwelle und balancierte dabei die Unmengen an Tüten in seinen Händen.
"Du hättest echt ein bisschen weniger einkaufen können. Du verschwendest meinen ganzen Lohn", stöhnte er, doch musste dabei grinsen.
"Ich muss doch gut aussehen beim Reiten, oder etwa nicht?", neckte ich ihn und kämpfte mich von meinem Bett hoch. "Stell die Sachen einfach am Schreibtisch ab, ich bringe sie später in die Wäsche."
"Wird erledigt", erwiderte er, stellte die Tüten ab und warf dann die Tür ins Schloss. "Und jetzt zu dir. Was kann ich tun, um dir dein Elend etwas zu versüßen?" Ich seufzte und ließ mich zurück auf mein Bett fallen, Bela setzte sich prompt zu mir.
"Keine Ahnung. Verschlepp Andor und sorg dafür, dass er nie wieder zurückkommt", antwortete ich ihm.
"Wunder brauchen leider etwas länger in der Bearbeitung, tut mir leid. Aber ich werde zusehen, was sich tun lässt", erwiderte er und sah mich dann ernst an. "Und ansonsten? Kann ich sonst noch etwas tun?"
"Ja. Geh mit mir übermorgen auf den Markt. Ich will ein paar der Bauern unterstützen, außerdem brauche ich ein neues Rennpferd und Pista wird Pferde mit auf den Markt bringen. Ich will dorthin und du musst mich begleiten. Bitte", bat ich, Bela nickte.
"Das wird meine leichteste Übung sein, mach dir darüber mal keine Gedanken. Versuch nur deinen Vater zu überreden, etwas Geld für ein neues Pferd locker zu machen", willigte er ein. "Natürlich begleite ich dich, aber so, wie Andor reagiert hat, wird er wahrscheinlich mitkommen wollen."
"Kann er nicht, übermorgen ist ein großes Treffen, da darf er nicht fehlen", beeilte ich mich zu sagen. "Deswegen fände ich es schön, wenn du mit mir dorthin gehen könntest."
"Das mach ich, mach dir keine Sorgen", beruhigte er mich. "Und jetzt ruh dich aus, ja? Du brauchst es."
"Mach ich, danke. Sag Zsuzsa liebe Grüße, wenn du nach Hause kommst", erwiderte ich, er nickte und stand von meinem Bett auf.
"Wird erledigt", sagte er grinsend. "Bis dann, halt durch. Wir finden schon eine Lösung für dich."
"Danke. Bis morgen."
"Bis morgen." Damit verließ er mein Zimmer und ließ mich allein zurück.

Tödliche LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt