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Charlie


Sobald ich mit Brian auf der Straße stehe und die Sicherheit der Bar hinter mir gelassen habe, macht sich plötzlich die Aufregung in mir breit. Denn natürlich ist mir klar, wo das Ganze hinführen wird. Noch könnte ich mich umdrehen und zu Dean zurückgehen – doch ich will nicht.

So langsam werde ich wieder nüchterner und mit dem Verschwinden des Alkohols kehren all die unangenehmen Gefühle zurück. Die Trauer, die Einsamkeit, die Angst.

Ich will diesen Fremden und die Ablenkung, die er mir verspricht.

Die kalte Nachtluft weht mir ins Gesicht und ich ziehe meinen Mantel enger um mich.

„Oje, du zitterst ja ganz", sagt Brian und legt mir fürsorglich einen Arm um die Schultern. „Na, komm her. Ich kann dich wärmen. In welche Richtung müssen wir denn überhaupt gehen?"

„Nach links", murmle ich und wir machen uns auf den Weg zu meiner Wohnung.

„Sind aber noch ein paar Blocks, mit einer halben Stunde musst du rechnen. Sicher, dass du mich begleiten willst? Ich kann mir auch ein Taxi rufen."

Meine Frage ist eine Farce. Wir wissen beide, worauf dieser Abend hinauslaufen wird, aber ich genieße es, das Unschuldslamm zu spielen. Die Erfahrung hat mir gezeigt, dass die Männer es mögen, wenn ich mich unwissend und schüchtern gebe – zumindest die Männer, die mich interessieren. Diejenigen, denen meine Gefühle egal sind und die es vielleicht sogar genießen, mich zu verletzen.

„Quatsch, natürlich begleite ich dich! Meine Mutter hat mich gut erzogen", sagt er und lacht leise. „Außerdem wäre es ganz schön dumm, eine so schöne Frau einfach gehen zu lassen."

„Da hast du vermutlich recht", witzle ich.

Noch immer ist mir ein wenig schwummerig und ich lehne mich an ihn, um nicht zu schwanken. Arm in Arm gehen wir die Straße entlang, bis Brian seine Hand irgendwann von meiner Schulter gleiten und nach unten wandern lässt. Er legt sie erneut um meine Taille und drückt mich fest an sich.

„Du könntest natürlich auch mit zu mir kommen", murmelt er. „Das ist nicht so weit. Und ein Bett hab ich auch ..."

„Wohnst du allein?", frage ich.

Er lacht kurz auf. „Natürlich wohne ich alleine", sagt er. „Mein Vater würde niemals zulassen, dass ich mit irgendwelchen Idioten in so einer versifften WG hausen muss. Ich hab sogar eine ziemlich schöne Wohnung, in der Western Avenue."

Das wundert mich nicht. Die Western Avenue ist ein ziemlich nobler Bezirk unserer Stadt. Unwillkürlich frage ich mich, ob Alex auch dort wohnt. Leisten könnte er es sich mit Sicherheit, während Brian seine Wohnung mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht selbst bezahlt. In einer Sache hat er allerdings recht, sie ist viel näher als meine. Und es hätte den Vorteil, dass ich heimlich verschwinden könnte und Brian nicht erfährt, wo ich wohne.

„Ist in Ordnung", sage ich. „Zeig mir deine schicke Wohnung."

Er hält inne und dreht sich zu mir herum.

„Du bist echt der Wahnsinn, weißt du das? Ich kann kaum glauben, dass du echt mit zu mir kommst."

Seine Begeisterung ist Balsam für meine Seele.

„Ich auch nicht", necke ich ihn. Er zieht mich zu sich heran und im nächsten Moment spüre ich seine Lippen auf meinen.

Seine Hände vergraben sich in meinen Pobacken, während seine Zunge sich grob in meinen Mund schiebt. Er drängt sich mit seinem Körper noch enger an mich, sodass ich gezwungen bin, einen Schritt zurückzutreten. Nun stehe ich gegen eine Häuserwand gelehnt und der raue, harte Stein reibt fast schmerzhaft über meinen Rücken. Ich hoffe, dass mein Mantel keinen Schaden davontragen wird.

Losing Control [Age Gap Romance]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt