- Prolog -

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Erzähler Sicht:

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Alle konnten sich noch rechtzeitig aus dem Gebäude retten, bevor mit einem Knall alles zerstört war.

Fenster sprangen aus ihren Angeln, zerbrachen und zersplitterten auf dem Boden... Und alles war ruhig.

Sie waren tot.

Schließlich hatte der Kleinere ein Halsband mit einer Bombe um den Hals getragen, das sich automatisch so fest um die Kehle schloss, dass man nur noch schwer atmen konnte, und man es vor allem um keinen Preis lösen oder lockern konnte.

Und der andere hatte ihn mit seinen Armen umschlossen, um ihn zu schützen... Es war zu spät gewesen... Beide mussten längst zertrümmert irgendwo unter herausgebrochenen Wänden liegen...

"...So eine verdammte Scheiße."

Hiroto unterdrückte einen Huster und schob die Trümmer von sich und Akiho weg, wobei er mit einem Arm noch schützend Akiho umklammerte, der keuchend und hustend aus den Trümmern stieg.

Hirotos schwarze Klamotten, sein Shirt und vor allem seine schwarzen Schuhe waren verdreckt, und bei Akiho sah es nicht besser aus.

Sein eisblondes Haar war blutbespritzt wegen eines Trümmerstücks, das ihn direkt auf dem Kopf getroffen hatte, was ein starker Kontrast zu seinem beinahe schneeweißen Haar war.

Außerdem war seine Lippe ebenfalls blutig, doch von Schock war nicht die geringste Spur, obwohl er, genauso wie Hiroto, noch vor ein paar Momenten geglaubt hatte, sie beide würden in die Luft gesprengt werden.

"Hah..."

Hiroto hatte es geschafft, das Halsband in der letzten Sekunde abzureißen und mit voller Wucht von ihnen wegzuwerfen.

Danach hatte er, bevor Akiho es realisieren konnte, seine Arme schützend um ihn geschlungen, um ihn vor möglichen herunterfallenden Trümmern und überhaupt der ganzen Explosion zu schützen.

Akiho konnte immer noch nicht ganz realisieren, was passiert war, und sah abwechselnd an sich herunter und dann wieder zu Hiroto, als wolle er sicherstellen, dass dies wirklich die Realität war, in der er sich befand.

"Hiroto..."

Er keuchte und hustete noch einmal stark, was ihn etwas zum Zusammensinken brachte, was auch der Grund war, weshalb Hiroto sich schnell zu ihm umdrehte und ihn nun zusätzlich mit dem zweiten Arm abstützte.

"Akiho-..."

Er zischte besorgt seinen Namen, während Akiho in seine Handfläche hustete und sich mit dem anderen Arm etwas an Hiroto festhielt.

Mit feuchten Augen und immer noch schwer atmend sah er zu seinem Partner auf.

"Alles... in Ordnung..."

antwortete er schwerfällig und wischte sich hastig über die Augen. Er wollte nicht vor seinem Partner schwach und kläglich wirken, doch noch weniger wollte er, dass Hiroto sich noch mehr Sorgen um ihn machte.

Er schenkte ihm einen selbstsicheren, wenn auch etwas kalten Blick, der allerdings keineswegs abweisend gemeint war, sondern eher beweisen sollte, dass es ihm gut ging, wobei er gleichzeitig auch von der Tatsache ablenkte, dass die Nässe in seinen Augen nicht nur durch sein Husten, sondern auch durch den Gedanken kam, dass er Hiroto hätte verlieren können.

Obwohl Hiroto nach all der Zeit die falsche Selbstsicherheit seines Partners durchschaute, blieb er still und widerstand dabei dem Drang, seine Arme seufzend um ihn zu schlingen und sein Gesicht in seinem seidigen Haar zu vergraben.

Er wusste, dass es Akiho nicht mochte, das Gefühl vermittelt zu bekommen, dass er schwach war... und Hiroto fürchtete, dass es ihm gerade so gehen musste...

...Doch gleichzeitig genoss er Hirotos Nähe, gerade angesichts der Tatsache, dass er vor kurzer Zeit noch geglaubt hatte, er würde Hiroto nie wiedersehen.

Akiho's moosgrüne Augen trafen auf Hirotos pechschwarze Augen.

Akiho's Augen waren so etwas wie ein Meer aus einer frischen Wiese, so frisch, als könnte man das nasse Gras beinahe vom Anblick riechen, und gleichzeitig so leuchtend und wunderschön wie ein mit vielen, vielen Millionen von Pinselstrichen gemaltes Porträt.

Dagegen waren Hirotos Augen einfach nur ein Loch... Nein... Eher ein Punkt mit keinem Anfang und keinem Ende, weder leer noch voll.

So kalt... So kalt und gefühllos, könnte man meinen, da kein einziges Fünkchen Schimmer in dem Tintenschwarz zu erkennen war... Doch Akiho sah etwas ganz anderes:

Er sah so viel Liebe, Verständnis und Wärme in diesen Augen, die auch nur er allein zu erkennen schien...

Und er erkannte in der Schwärze nur... Wärme... So viel Wärme und Geborgenheit...

Stundenlang konnte er sich in ihnen verlieren... in seinen wunderschönen Augen, und Hiroto ging es genauso.

Doch das Heulen einer Sirene riss die Blicke der beiden voneinander los und zwang Hiroto, Akiho schnell und schützend zu sich zu ziehen, als hätte er kurz Angst, ihm könnte noch etwas zustoßen.

Es war klar, dass er nun ab diesem Tag es nie wieder so weit kommen lassen würde... Nie wieder...

Er ließ sich selbst dazu überreden, den Griff um Akiho zu lockern, und sah herunter, hinab durch die zerstörten Wände, auf die Straße von Yokohama, wo Polizeiwagen vor dem Gebäude hielten.

Die beiden Assassinen tauschten einen Blick.

Auf Hirotos Lippen erschien ein mutiges Lächeln, als er Akiho seine Hand anbot.

"Zusammen..."

Akiho sah erst auf seine Hand und dann hoch in Hirotos Gesicht. Hiroto würde wirklich alles dafür geben, nur um für immer von Akiho genauso angesehen zu werden... So... glücklich... So... hoffnungsvoll...

...So wie er ihn ansah, als er Hirotos Hand mit seinen beiden umschloss und mit einem genauso mutigen Lächeln zu ihm hochsah, als sie ihr schon so lange existierendes Ritual erneut durchführten.

"...für immer."

hauchte er mit vor Aufregung und gleichzeitiger Erleichterung funkelnden Augen.

Hirotos Grinsen wurde breiter. "Gut..." Dann zog er Akiho an sich heran und in seine starken Arme, bevor sie gemeinsam Arm in Arm das Gebäude hinunterstürzten.

Doch keiner von ihnen hatte Angst. Akiho schloss nur die Augen und vergrub sein Gesicht in Hirotos Brust, und Hiroto erwiderte seine Umarmung.

...Assassin Nummer 0413...

...Assassin Nummer 6097...

...Das kalte Assassinen-Duo, Akiho und Hiroto...

...So gleich, und doch so verschieden...

Zwei Mörder... Zwei Psychopathen... Zwei grausame Seelen...

...So grausam...

...So schrecklich...

...Zwei Assassinen...

...Zwei Seelen...

...Zwei Herzen...

...Die Herzen von Assassinen.

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Two hearts - The Story of the Assassins | Akiho & HirotoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt