Kapitel 10: Heilung

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Lucifers Sicht

Dank der Hilfe des Höllenbosses, war das Hotel schneller wieder aufgebaut, als die Sünder 'Fick dich, Adam' sagen konnten. Ein wenig hat es sogar Spaß gemacht allen Anwesenden, besonders Charlie, einen Teil seiner Fähigkeiten zu präsentieren. So lange wie er sich zurückgezogen hatte, war vielen nicht bewusst, wie viel Macht er eigentlich besaß. Doch das volle Potenzial dieser Macht kannte niemand, nicht einmal Alastor. Der Teufel hatte einige Tricks auf Lager, bei denen selbst der mächtigste Höllenbaron angst und bange werden dürfte. Ein Triumph, den er niemals verspielen würde. Es gefiel ihm, wenn andere ihn unterschätzten und dann deren Gesichter zu sehen, wenn sie realisierten, dass diese Einschätzung völlig falsch und sie geliefert waren. Solche Wesen hatten es nicht anders verdient als ausgelöscht zu werden. Wer in sein Haus kam und ihm nicht den nötigen Respekt entgegenbrachte, müsste schmerzhaft die Konsequenzen tragen. So war das eben.

Doch neben dem Stolz, den er gerade fühlte, mischte sich auch Sorge und Angst unter. Er hatte Alastor die ganze Zeit nicht gesehen, noch sonst eine Spur von ihm entdecken können. Wäre er Tod, hätten sie seine Leiche gefunden. Ein Anblick, über den er so unfassbar dankbar war, nicht ertragen zu müssen. Vor der Leiche seiner Liebe zu stehen wäre wohl der schlimmste Alptraum, den er sich ausmalen könnte. Verlassen zu werden, war eine Sache. Ebenso gehasst zu werden. Doch vor dem toten Körper des Wesens zu stehen, welches man so sehr liebte, wäre der schlimmste Schmerz. Zu wissen, dass er niemals wiederkommen würde und es keine Möglichkeit gab, ihn zurückzuholen. Obwohl Lucifer so viel Macht besaß, war auch diese begrenzt. Ausgelöschte Dämonen konnte auch er nicht wiederholen, egal was er versuchen würde. Er könnte seine eigene Seele an Gott verkaufen und selbst das würde ihm seinen Liebsten nicht zurückbringen.

Während die anderen freudig die neue Lobby des Hotels betraten, seufzte der König schwer. Auch wenn er genau wusste, dass er nichts tun konnte, machte er sich schreckliche Vorwürfe. Wieso konnte er nicht früher eingreifen? Dann wäre Alastor nicht verwundet worden. So wie Adam ihn getroffen hat, musste die Wunde tief sein. Und Engelsmagie in dem Körper eines Dämon... War keine gute Kombination. Das Licht würde sich langsam durch den Körper fressen, bis alle Dunkelheit ausgetrieben und somit auch das Leben des Sünders erlosch... Fast irgendwie poetisch würde es nicht den Körper seines Schätzchens betreffen.

Die Angst fraß sich weiter in ihn, als dem Teufel eine Erkenntnis kam. Auch wenn er beim Aufräumen nicht die Leiche des Radio Dämons gefunden hat, so würde er früher oder später auf sie treffen, wenn er ihn nicht baldmöglichst fand. Es war unmöglich, dass Alastor die Wunde alleine auskurieren konnte. Er brauchte die Hilfe eines Engels. Ob Gefallen, spielte da keine Rolle. Lucifer wusste, dass er die Wunde ohne Probleme heilen könnte, wenn er doch nur wüsste, wo er war.

"Dad? Ist alles in Ordnung?", die Stimme seiner Tochter ließ ihn aufschrecken. Mit deutlicher Sorge in ihrem Gesicht blickte sie Lucifer an, welcher deutliche Schweißperlen auf der Stirn hatte und tief in Gedanken versunken schien. Dadurch brauchte er einen Moment, bis er ihre Frage verstand und antworten konnte. "Aber na klar, Schätzchen. Weshalb auch nicht?", gab er sein Bestes, sich zu einem Lächeln zu zwingen, doch war deutlich, dass Charlie ihm dies nicht abkaufte. "Du siehst so angespannt aus. Hat der Kampf mit Adam dich vielleicht doch etwas zu sehr angestrengt? Oder ist etwas anderes?", behaarte sie weiterhin auf eine Antwort, unwissend, dass sie dem Teufel damit half eine zu finden. Zwar log er sie nicht gerne an, aber was sollte er tun? Ihr offenbaren, dass er hoffnungslos in Alastor verliebt war und gerade innerlich am Durchdrehen, dass er ihn für immer verlieren könnte? "Hm? Oh, ja ein wenig. Weißt du, ich habe lange nicht mehr gekämpft. Ich bin etwas aus der Form. Aber es ist alles in Ordnung, wirklich!" Um seine Worte zu unterstreichen, schenkte er ihr das breiteste Lächeln, was er in dem Moment aufbringen konnte, bevor ihm etwas einfiel. Vielleicht wusste Charlie ja wo...

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