Lucifers Sicht
Die Stille, welche nach diesem Geständnis in der Luft lag, war schwer und kaum erträglich. Der König musste die anderen Sünder nicht einmal ansehen, um den Schock in ihren Gesichtern zu erblicken. Er wusste auch so, dass diese sprachlos und eventuell verängstigt sein müssen. Selbst der Radio Dämon direkt vor ihm, schien fassungslos zu sein, doch als der große Boss der Hölle, trieb ihm das nicht mehr als ein amüsiertes Grinsen ins Gesicht. Leicht beugte er sich an das Ohr des Dämons, zog ihm dabei an der Kette näher zu sich, sodass er das Fell des anderen an seinen Lippen spüren konnte. "Überrascht, dass die Kette immer noch dran ist?", lachte er leise, bevor er sich wieder aufrichtete und sein Grinsen verlor. "Ich denke, wir sollten das Gespräch privat weiterführen. Oder willst du, dass ich noch mehr ausplaudere, hm? Vielleicht wäre genau das, die angemessene Strafe für dich, Bambi. Vor allen das Gesicht zu verlieren... Vielleicht sollten wir dafür zu diesem Fernseh Dämon gehen? Er könnte eine Live-Übertragung davon machen. Wäre das nicht lustig? In allen sieben Ringen der Hölle, würde jeder erfahren, dass der große, böse Radio Dämon in Wahrheit nur das Schoßhündchen des Höllenbosses ist. Das hätte doch was?", lachte er, während Alastor bei diesen Worten die Ohren eng an seinen Kopf drückte. Es war ersichtlich, wie ihn allein die Vorstellung daran gruselte.
"Nein! Ich... Es tut mir leid. Ich benehme mich jetzt, versprochen...", murmelte er und sah beschämt zu Boden. Erniedrigt von der Tatsache, sich entschuldigen zu müssen. Lucifer konnte sich nur zu gut vorstellen, wie bereits diese Worte, Strafe genug für ihn waren. Alastor spielte sich vor anderen immer groß auf und nun war er hier, an den Ketten des mächtigsten Wesens der Hölle. Kauernd auf dem Boden vor einer kleinen Zuschauerschaft, die er sonst immer terrorisiert hat und die ihn nie wieder ernst nehmen dürfte. Fast sagte ihm ein Teil seines Herzens, dass es genug war und er aufhören sollte, doch der andere Teil, wollte eine noch größere Strafe für ihn.
Charlie in Ruhe zu lassen, war die einzige Regel, die er ihm je auferlegt hat. Mehr hatte er nie von ihm verlangt. Alastor konnte tun und lassen, was er wollte. So viele Sünder und Höllenbarone ausschalten wie er lustig war, das hatte den Teufel nie interessiert. Doch sich seiner Tochter zu nähern, damit hatte der Dämon eine Linie überschritten. Dafür musste er die Konsequenzen spüren!
"Das reicht mir nur leider nicht, kleiner Sünder. Deshalb komm. Führen wir das woanders weiter", zog er an der Kette als Zeichen, dass Alastor aufstehen sollte. "Dad bitte! Tue ihm nichts. Es war meine eigene Entscheidung, diesen Deal einzugehen. Also müsstest du auch mich bestrafen. Du hast mir eigentlich auch verboten, je einen Deal mit jemandem einzugehen!", versuchte es Charlie erneut und allmählich machte es ihn wütend, dass sich seine eigene Tochter so sehr für diesen Dämon einsetzte. Seufzend drehte er sich zu Charlie und fuhr seine Hörner zurück, welche er immer noch ausgefahren hatte. "Ich werde ihn nicht töten, wenn es das ist, was du erreichen willst, Kleines. Aber was genau ich mit ihm anstelle, ist mir überlassen. Es ist mein Deal und da kannst du bedauerlicherweise nichts gegen machen. Tut mir leid, Char Char", sagte er noch und bevor die Prinzessin widersprechen konnte, hatte er auch schon ein Portal geöffnet und war mit Alastor durch dieses getreten. Es war wichtig, dass die schnell dort wegkamen. Nicht, das Alastor es doch noch schaffte, seinen Deal mit Charlie einzulösen.
In seinem Schlafzimmer im Palast angekommen, ließ er die goldene Kette fallen, welche sich sofort in Luft auflöste. Langsam beruhigte er sich, obwohl er immer noch den Drang verspürte, unaussprechliche Dinge mit Alastor zu tun. Verdient hätte er es zumindest, doch wusste er, dass er seinen Emotionen jetzt nicht die Überhand geben durfte. Die Konsequenzen wären fatal. Daher versuchte er sein Bestes herunterzufahren und legte schnaufend Stock, Hut und Mantel ab, bevor er sich zum Sünder herumdrehte.
"Was sollte der Mist? Einen Deal mit meiner Tochter zu machen ist eine Sache, aber mich vor allen so zu provozieren, dass es herauskommt? Was war dein Plan? Hast du gehofft ich streite mit ihr oder du bekommst die Gelegenheit sie dafür zu benutzen, dass ich deine Seele freigebe?", fragte er den Dämon vor sich und verschränkte dabei seine Arme vor der Brust. Er konnte kaum nachvollziehen, was Alastor versucht hat, damit zu erreichen. "Tatsächlich habe ich erwartet, das Ihr damit unseren Deal brecht, eure Majestät", gab der Radio Dämon zu, woraufhin Lucifer nur schmunzelte. "Wenn du damit meinst, dass ich niemandem sage, dass ich deine Seele habe, dann muss ich dich da leider enttäuschen. Es war nie Teil eines Deals. Aus Nettigkeit habe ich es dir versprochen, aber es war kein Deal. Du hast dich also selbst ausgeliefert. Keiner von denen dort unten wird dich jemals wieder wie vorher sehen. Und wer weiß? Vielleicht erzählen sie es sogar herum. Dann wird dich bald niemand mehr ernst nehmen", lachte der Teufel während er sich abwandte, um sich aufs Bett zu setzen.
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More than anything
Hayran Kurgu[Radioapple] || Der König der Hölle und der Radio Dämon... Wer würde auch nur im Traum daran denken, die beiden in einem Satz zu erwähnen? Während Lucifer sich über die Jahre immer mehr zurückgezogen hat und kaum noch vor jemandes Gesicht trat, trei...