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JIMIN POV

Als würden die Erinnerungen an den vergangenen Freitag wie eine dunkle Gewitterwolke über mir hängen, die jeden Moment lautstark über mir zusammenbrechen könnte, war es unmöglich meine schlechte Laune vor meinen jüngeren Brüdern zu verbergen. Zumindest nicht vor Wooyoung, der mich durchschaut hatte, sobald ich auch nur einen einzigen Fuß zur Tür hineingesetzt hatte. Nicht nur die sauren Pheromone waren es, die mich verraten hatten, sondern auch die tiefen Falten zwischen meinen dunklen Augenbrauen, die ich schlecht gelaunt zusammengezogen hatte. Demnach hatte ich ihm grob erzählt, was geschehen war. Über die White Wolves und dass ich sie beide womöglich sogar noch in Gefahr gebracht hatte, musste er nichts wissen. Ich verzieh es mir ja selbst kaum, was ich da getan hatte. Alles, was ich wollte, war, als ich mit 21 Jahren bei unseren Eltern ausgezogen war und meine beiden Brüder aus den unverantwortlichen, versifften Händen dieser Junkies geholt hatte, ihnen ein gutes Leben zu bieten und jetzt zog ich sie womöglich noch in weitaus gefährlichere Angelegenheiten hinein, sollte ich JK's Worten nicht gehorchen.

Unglaublich gereizt stand ich nun vor der Adresse, die auf der kleinen Karte gestanden hatte und musterte das riesige Anwesen hinter den hohen Eisentoren dennoch sehr eingeschüchtert. Unzählige Luxuskarren – von Mercedes, BMW und Porsche über Ferrari, Maserati und Lamborghini bis hin zu Range Rover, Bentley und Rolls Royce – reihten sich auf dem gekiesten Hofplatz auf und demonstrierten mir JK's immense Macht nochmal mehr als deutlich. Ich schluckte den Kloß in meinem Hals und wischte meine schweißnassen Hände an meiner schwarzen Anzughose ab. Und wie komme ich da jetzt rein? Etwas panisch blickte ich auf meine Armbanduhr – ein wertloses Modell aus billigem Metall, aber sie tat immerhin zuverlässig ihren Job – und atmete erleichtert aus. Ich hatte noch immer fast ein ganze halbe Stunde Zeit bis zur einseitig abgemachten Uhrzeit.

Ein Hupen ließ mich erschrocken zusammenzucken. Als ich mich umdrehte, stand ein glänzend schwarzer 911er Porsche vor mir – so poliert, dass ich mich selbst in dem Lack spiegelte. Der Motor heulte lautstark. Hastig verbeugte ich mich und trat zur Seite. Geschmeidig rollte das Gefährt an mir vorbei und die Tore zogen sich automatisch zu den Seiten auf. "Kann ich helfen?", ertönte es sehr skeptisch neben mir und die getönte, heruntergefahrene Fensterscheibe des Autos präsentierte mir einen deutlich jüngeren Alpha mit schwarzen Haaren und großen, runden Augen, die er scharf auf mich richtete. Abwartend hatte er eine der dunklen Brauen gehoben und tippte etwas ungeduldig auf dem Lenkrad herum. Tief atmete ich aus und erhob die Brust so selbstbewusst wie nur möglich. "Ich hab ein Termin bei JK. Es geht um einen Job", erwiderte ich dann und für einen Moment runzelte er die Stirn voller Verwirrung, ehe ihm wohl ein Licht aufging. Er nickte durch das Tor. "Ich bring dich zu ihm. Warte dort drüben vor der Tür." Der Alpha deutete auf die große Eingangstür, die über mehere steinerne Stufen zu erreichen war. Stumm nickte ich, ließ den Porsche an mir vorbeifahren und folgte ihm eilig durch das sich langsam wieder schließende Tor hindurch.

Diese Villa war ein reinstes Labyrinth, wie es sich herausstellte und ich bezweifelte, dass ich es jemals alleine wieder nach draußen schaffte. Der junge Alpha bewegte sich zielstrebig und selbstbewusst durch die langen Gänge, führte mich zwei Treppen nach oben und jedes Mal, wenn wir Mitglieder der White Wolves passierten, verbeugten sie sich tief und respektvoll vor ihm, während sie mir verwirrte Blicke zuwarfen. Ich konnte sie hinter meinem Rücken tuscheln hören und spannte meinen Unterkiefer unwohl an, ballte meine Hände zu Fäusten. Vor einer hohen, dunklen Tür blieben wir stehen. JK wurde in goldenen Initialien daran geschlagen. Der Alpha klopfte zweimal, ehe er die Tür öffnete und mir einen warnenden Blick zuwarf, der soviel sagte, wie: 'Haust du ab oder finde ich heraus, dass du schnüffelst, wirst du's bereuen.' Dann verschwand er im Inneren und ließ mich vor der Tür alleine. Unwohl nagte ich an meiner Unterlippe und blickte mich etwas unsicher um, verschränkte die Arme möglichst selbstbewusst der Brust, um nicht ganz so hilflos zu wirken, wie ich mich eigentlich fühlte. Am Ende des langen Flures befand sich ein Aufzug. Zwei junge Frauen nahmen ihre irritierten Blicke schnell von mir und verstummten, als ich sie ebenfalls ansah. Also entweder wussten sie über mich Bescheid oder eben absolut gar nicht-

BOSS BABY // 𝑗𝑖𝑘𝑜𝑜𝑘Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt