Jack wacht schweißgebadet auf. Sein Herz schlägt heftig, als ob es aus seiner Brust springen wollte. Blitzschnell richtet er sich auf und schaut sich panisch um. Der Schweiß tropft von seinem Gesicht und bildet kleine Pfützen auf dem kalten, harten Boden, auf dem er geschlafen hat. Seine Atmung ist schwer und unregelmäßig, und er bleibt sitzen, bis er es schafft, seinen Atem unter Kontrolle zu bringen.
Langsam erhebt er sich und zieht sich ein T-Shirt über. Sein Dog-Tag, ein ständiger Begleiter, verschwindet unter dem Stoff. Er taumelt durch seine winzige Wohnung, die kaum mehr als ein paar Quadratmeter umfasst. Der Raum ist spärlich eingerichtet, die Möbel alt und abgenutzt. Er bewegt sich zur Küche, um sich einen Kaffee zu machen. Die Regale sind fast leer, doch er hat wenigstens zwei Tassen. Eine davon nimmt er und stellt sie unter die Kaffeemaschine.
Während der Kaffee eingeschenkt wird, starrt Jack aus dem kleinen Fenster, das einen Blick auf die graue, trostlose Stadt bietet. Die Vergangenheit holt ihn wieder ein. Bilder von Schlachten, das Gesicht seiner gefallenen Kameraden, der Verrat an seiner Heimat – all diese Erinnerungen strömen auf ihn ein wie eine unaufhaltsame Flut. Seine Atmung wird schwer, sein Herz beginnt zu rasen, und er fühlt sich, als würde er jeden Moment umkippen. Gerade als die Dunkelheit ihn zu überwältigen droht, piept die Kaffeemaschine und signalisiert, dass der Kaffee fertig ist.
Nach Luft schnappend eilt Jack zur Kaffeemaschine. Er greift nach der Tasse und trinkt hastig einen großen Schluck. Der Kaffee ist sehr heiß, fast brühend, doch Jack begrüßt den Schmerz. Er glaubt, dass er es verdient hat. Der brennende Schmerz in seiner Kehle bringt ihn zurück in die Realität, weg von den qualvollen Erinnerungen, die ihn verfolgen.
Er setzt sich an den kleinen Küchentisch, die Tasse fest in beiden Händen haltend. Der Dampf steigt auf und wärmt sein Gesicht, aber sein Inneres bleibt kalt und leer. Jack starrt in die schwarze Flüssigkeit, als ob er darin Antworten finden könnte. Seine Gedanken wandern zurück zu jener schicksalhaften Nacht, als er seine Kameraden verlor. Der Schmerz des Verlustes und die Schuld, die er sich selbst zuschreibt, sind wie ein ständiger Schatten, der ihn nicht loslässt.
Der Kaffee beginnt seine Wirkung zu zeigen, und Jack spürt, wie die Koffeinwelle durch seinen Körper strömt. Es gibt ihm die Kraft, den Tag zu beginnen, auch wenn er weiß, dass die Dämonen der Vergangenheit ihn immer begleiten werden. Er steht auf, stellt die leere Tasse in die Spüle und blickt erneut aus dem Fenster. Die Stadt erwacht langsam zum Leben, doch für Jack bleibt sie ein Ort voller Erinnerungen und unerfüllter Versprechen.
Mit einem tiefen Seufzer dreht Jack sich um und beginnt, sich auf den Tag vorzubereiten. Er räumt seinen Esstisch auf und währenddessen fällt ein Brief herunter. Darauf steht: Diagnose: PTBS. „Pff" gibt er aus seinem Mund heraus und wirft den Brief in den Müll.
Er schaut auf sein Handy, keine neuen Nachrichten. Jack seufzt erneut, steckt das Gerät in seine Tasche, schnappt sich seine Schlüssel und verlässt die Wohnung.
Draußen empfängt ihn die frische Morgenluft. Die Sonne ist gerade aufgegangen und taucht die Stadt in ein weiches, goldenes Licht. Jack geht die vertrauten Straßen entlang, vorbei an geschlossenen Geschäften und Bäckereien, die gerade ihre Türen öffnen. Er mag diese frühen Stunden, wenn die Stadt noch halb schläft und alles friedlich scheint. Es lässt ihn fast vergessen, wie kühl und schrecklich die Welt eigentlich ist.
Jack erreicht die Bar, in der er arbeitet. Er schließt auf und betritt den dunklen Innenraum. Der Geruch von abgestandenem Bier und Zigarettenrauch begrüßt ihn. Er macht das Licht an und beginnt, die Bar für den Tag vorzubereiten.
Er wischt die Theke ab, stellt die Stühle ordentlich hin und überprüft den Getränkevorrat. Als er die Kaffeemaschine anschaltet, um sich noch eine Tasse zu holen, denkt er an die Nacht zuvor. Die Bilder aus seinen Albträumen verschwimmen mit den realen Erinnerungen. Der Kaffee ist fertig, und Jack nimmt einen tiefen Schluck, der heiße Schmerz bringt ihn wieder ins Hier und Jetzt.
Morgens wird die Kneipe als Café genutzt, da sonst der Umsatz nicht reichen würde.
Die ersten Gäste kommen herein, und Jack begrüßt sie mit einem kühlen Nicken. Er nimmt Bestellungen auf, schenkt Getränke aus und hört sich geduldig die Geschichten der Stammgäste an. Die Arbeit lenkt ihn ab, gibt ihm eine Struktur, in der er Halt findet.
Doch die Momente der Ruhe, wenn er kurz alleine hinter der Theke steht, sind die schwierigsten. Dann holt ihn die Vergangenheit wieder ein, und er kämpft gegen die Schatten, die in seinem Geist lauern. Aber er weiß, dass er weitermachen muss, einen Tag nach dem anderen, immer in der Hoffnung, dass es eines Tages leichter wird.
Am Abend schließt Jack die Kneipe ab. Mittlerweile ist es 2 Uhr, doch das ist ihm egal. Hauptsache, er hat etwas, um sich abzulenken. Die nächtliche Stille der Straße ist ein scharfer Kontrast zu dem geschäftigen Treiben in der Bar. Er genießt die Kühle der Nacht, die frische Luft füllt seine Lungen und beruhigt seine angespannten Nerven.
Als er vor seiner Wohnungstür ankommt, schaut er in seinen Briefkasten. Zu seiner Überraschung findet er einen Brief darin, ohne Absender oder jegliche Kennzeichnung. Verwundert nimmt er den Brief und geht hinauf in seine Wohnung. Die Treppen knarren unter seinen Schritten, und das einsame Licht im Treppenhaus flackert leicht.
Oben angekommen, schmeißt er sich erschöpft auf seine Couch und öffnet den Brief. Was er darin findet, lässt seinen Atem stocken. Es sind die Baupläne für einen Exoanzug – dieselben Baupläne, die Frank ihm gezeigt hatte. Sein Herz beginnt zu rasen, und er starrt ungläubig auf die detaillierten Zeichnungen und technischen Spezifikationen.
Jacks Gedanken rasen. Wie ist das möglich? Wieso könnte er ihm das geschickt haben? Und warum jetzt? Er fühlt, wie eine Mischung aus Angst und Entschlossenheit in ihm aufsteigt. Diese Pläne sind gefährlich, das wusste er von dem Moment an, als Frank sie ihm zeigte. Und jetzt liegen sie in seinen Händen, als ob jemand will, dass er etwas damit macht.
Er legt die Pläne vorsichtig auf den Couchtisch und lehnt sich zurück. Seine Hände zittern leicht, und er versucht, seine Gedanken zu ordnen. Der Schatten der Vergangenheit ist wieder über ihn gefallen, schwerer als je zuvor. Doch diesmal ist es nicht nur ein Schatten. Es ist eine konkrete Bedrohung, die ihn herausfordert, zu handeln.
Jack weiß, dass er nicht mehr zurück in sein altes Leben kann. Diese Pläne bedeuten mehr als nur eine Erinnerung; sie sind ein Rätsel, das gelöst werden muss. Mit einem tiefen Atemzug beschließt er, dass er den Ursprung dieser Pläne herausfinden und verhindern muss, dass sie in die falschen Hände geraten.
Er steht auf und nimmt seine Waffe aus dem Safe. Zusammengekauert sitzt er in der Ecke für die restliche Nacht und denkt nach. Die Vergangenheit hat ihn eingeholt, seine größte Angst ist wahrgeworden.
Kapitel 3: Was soll ich tun? kommt am: 29.07.2024