Nach der langen, schlaflosen Nacht ermutigt sich Jack endlich, aus der Ecke hervorzukommen. Die Augenringe unter seinen Augen sind tief und verraten die Müdigkeit, die ihn quält. Sein Redebedarf bringt ihn förmlich um. Was soll ich tun? Diese Frage quält ihn unaufhörlich.
Er schaut sich die Baupläne erneut an. Es fehlen einige wichtige Details, zum Beispiel, wie der Anzug betrieben wird. Es gibt keine definierte Energiequelle. Die ganzen Waffen, die damit bestückt werden sollten, sind nicht auf dem Anzug selbst abgebildet, sondern separat auf anderen Bauplänen dargestellt. Zwar hat er Erfahrung mit maschinellen Bauten, aber das hier ist ein höheres Level.
Weiterhin überlegt er, warum Frank ihm das geschickt haben könnte. Frank ist kein guter Kerl, er wurde nach der unehrenhaften Entlassung von Jack und ihm nur noch schlimmer. Er hat kränkeres Zeug veranstaltet, als Jack es sich je vorstellen könnte. Dennoch wurde er bisher nie gefasst.
Ihm kommt eine Idee, mit wem er reden könnte: sein „Freund" Tom aus der Selbsthilfegruppe. Tom ist zwar nicht wahrlich sein Freund, aber er ist der einzige, dem er vertrauen kann, und ebenfalls der einzige, mit dem er wirklich reden kann.
Also klemmt er seine Pistole hinter seinen Gürtel und macht sich vorsichtig auf den Weg zur Selbsthilfegruppe. Die Straßen sind noch ruhig, die Menschen erst langsam auf dem Weg zur Arbeit. Die kühle Morgenluft hilft ihm, klarer zu denken. Der Asphalt unter seinen Füßen ist noch feucht vom Tau, und die Stadt wirkt wie in ein zartes, blaues Licht getaucht. An den Häuserwänden hängen lange Schatten, und hin und wieder huscht ein Vogel über den Himmel.
Dort angelangt, klopft er zweimal und öffnet die Doppeltür langsam „Tom?" Seine Stimme hallt durch den leeren Raum, der Geruch von Reinigungsmitteln mischt sich mit der abgestandenen Luft. Das Licht im Flur ist gedämpft, und es herrscht eine unheimliche Stille.
Als er Richtung Gruppenraum läuft, überkommt ihn ein unwohles Gefühl, als würde er beobachtet werden. Seine Nackenhaare stellen sich auf. Er bleibt kurz stehen und schaut sich um, doch der Flur ist leer. Die Stille ist erdrückend, und seine Schritte hallen unheimlich laut in der Leere.
Als er im Gruppenraum ankommt, überkommen ihm erneut die Stimmen der Vergangenheit, die ihm wieder im Ohr klingen. Er versucht, die Erinnerungen abzuschütteln, doch sie sind hartnäckig.
Er läuft zum Tisch und bemerkt das dort etwas hineingeritzt wurde. Vom Weitem sieht es aus wie ein P. Er beugt sich näher, um es genauer zu untersuchen, als seine Untersuchung plötzlich unterbrochen wird.
„Du weißt, dass wir erst morgen wieder eine Sitzung haben, oder?" Tom erscheint im Türrahmen, seine Stirn in Sorgenfalten gelegt. Die Schatten um seine Augen verraten, dass auch er eine harte Nacht hinter sich hat.
„Du bist momentan mein einziger Freund, Tom. Ich weiß nicht, mit wem ich sonst darüber reden sollte." Jack tritt näher, Tom schaut ihn besorgt an.
„Was ist denn los? Waren es wieder die Träume?" fragt Tom, während er seine Stirn runzelt und eine Hand auf die Schulter von Jack legt.
„Nein, schlimmer. Frank hat mir eine Nachricht hinterlassen, und ich habe das Gefühl, dass ich etwas tun muss. Vielleicht kann ich so alles wiedergutmachen und die Regierung verzeiht mir." Die Mischung aus Motivation und Schmerz in Jacks Stimme bewegt Tom. Jack läuft im Halbkreis und sieht sich im Raum um, die kahlen Wände und die schlichten Stühle wirken plötzlich bedrückend.
„Ich verstehe. Nun, was für eine Nachricht hat er dir denn hinterlassen?" fragt Tom, seine Stimme gedämpft, fast flüsternd.
Jack zögert, bevor er antwortet. „Das kann ich dir nicht verraten, aber es ist etwas ziemlich Wichtiges." Er versucht, die Bedeutung seiner Worte zu unterstreichen, indem er Toms Blick festhält, doch seine Augen flackern.
„Wie wichtig ist es denn? Könnte es die Situation noch schlimmer machen?" Tom lehnt sich gegen die Wand, seine Besorgnis wächst.
Jack geht in den Gruppenraum und nimmt sich einen Stuhl. Der Raum ist in gedämpftes Licht getaucht, und die Stille ist fast greifbar. „Nun, von der Wichtigkeit her so ungefähr eine 10. Von der Gefährlichkeit her vielleicht eine 11. Das Ganze könnte mich in den Knast bringen, oder sogar zum Strick." Seine Stimme klingt zwar selbstbewusst und voller Vertrauen, aber jeder hätte gemerkt, dass es nicht so ist, er hat totale Angst.
Tom setzt sich hin und kratzt sich am Kopf. „Nun, wenn das so ist, dann... Kontaktiere besser jemanden, der dir helfen kann. Jemanden, der dir nicht in den Rücken fallen würde." Er spricht langsam, abwägend, als ob er die Schwere seiner Worte spürt.
„Wer soll mir denn bitte dabei helfen?" Jack schaut ihn verwundert an, seine Stirn in Falten gelegt. Der Raum fühlt sich plötzlich enger an, die Luft dicker.
Tom denkt weiter nach, und ihm fällt tatsächlich jemand ein. „Ich hätte da einen Kandidaten, der dir vielleicht helfen kann. Nur habe ich keine Kontaktdaten für dich. Du müsstest selbst für seine Aufmerksamkeit sorgen." Die Anspannung in der Luft ist beinahe greifbar, und Tom sieht aus, als würde er sich selbst nicht ganz wohl bei dem Gedanken fühlen.
Jack schaut ihn noch verwunderter an. „Von wem zur Hölle sprichst du da?" Seine Stimme ist leise, aber eindringlich, als er die Worte formt. Die Spannung im Raum erreicht ihren Höhepunkt, während Jack und Tom sich stumm anstarren, beide wissend, dass diese Entscheidung alles verändern könnte.Kapitel 4: Ich brauche deine Hilfe, kommt am: 02.08.2024