Kapitel 6

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Sie tat das, was Séan ihr geraten hatte, und ging zuerst zu den Novaks.

Die Straße vor Athans Elternhaus war ruhig, von einem sanften Windhauch gestreichelt. Das Himmelsgewölbe präsentierte sich in verschiedenen Farbtönen des Sonnenuntergangs, die den Horizont in ein faszinierendes Gemälde verwandelten. Selene näherte sich dem gepflegten Anwesen der Novaks, die Einfahrt von einem schmalen Lichtstreifen des abnehmenden Tages erhellt.

Als sie an die Tür klopfte, spürte sie eine Mischung aus Aufregung und Nervosität. Das Klopfen ihrer Hand auf das Holz hallte im stillen Viertel wider, und die Zeit schien für einen Moment stillzustehen. Als die Tür sich öffnete, traf sie auf die besorgten Augen von Athans Mutter, die eine tiefe Sorge widerspiegelten. Selene versuchte, ihre Worte zu wählen, während der Abendhimmel eine Palette von Farben über das Gesicht der Frau warf. "Ist Athan hier? Wir haben uns gestritten, und ich muss unbedingt mit ihm reden und ihm sagen, wie leid es mir tut." Ein Hauch von Bedauern umspielte das Gesicht von Mrs. Novak. "Nein, tut mir leid, Liebes. Er war seit gestern nicht mehr hier." Selene nickte verständnisvoll, während sich die Dämmerung über das Anwesen legte. Sie wandte sich ab, als wolle sie gehen, aber die Worte von Athans Mutter hielten sie zurück. 

"Ich hoffe, ihr beide schafft es, euren Konflikt aus der Welt zu schaffen. Ich weiß, wie sehr du Athan am Herzen liegst. Er redet immerhin so gut wie nur von dir, wenn er zu Hause ist." Die Worte hallten in der Stille des Abends wider, und Selene erstarrte einen Moment. "Wie meinen Sie das?" Ihre Augen zeugten von Verwirrung und Unsicherheit, während das letzte Abendlicht Athans Mutter in warme Schatten hüllte. Mrs. Novak schien einen Moment zu zögern, bevor sie bedauernd sagte: "Oh? Hat er dir seine Gefühle noch nicht gestanden? Oh je, ... Dann habe ich nie etwas gesagt." Ein Hauch von Rätselhaftigkeit hing in der Luft, als sich Selene höflich verabschiedete und sich auf den Weg zum nächsten möglichen Ort machte, an dem Athan sein könnte. Der Abend nahm langsam seine dunklen Farben an, und ihre Gedanken wirbelten in ihrem Kopf, während sie versuchte zu verstehen, was Athans Mutter gemeint hatte.

Sie lief durch den Wald, die Schatten der Bäume umhüllten sie, und die Nacht nahm ihre vollen Rechte an der Landschaft. Der dichte Blätterdach filterte das Mondlicht, und die Dunkelheit umfing sie mit einem mystischen Schleier. Die Geräusche der Nacht, das Zirpen der Grillen und das Rascheln der Blätter unter ihren Füßen, begleiteten sie auf ihrem Weg durch das undurchdringliche Dickicht. Inmitten der Finsternis entschied sich Selene, ein Feuer in ihrer Hand zu entzünden. Die Flammen tanzten, beleuchteten den Wald um sie herum, und der Schein verriet den Weg vor ihr. Trotz des Lichts konnte sie nur einen begrenzten Bereich um sich herum sehen, und die Dunkelheit schien alles zu verschlucken.

Nach einer Weile erspähte sie den vertrauten Umriss ihres Baumhauses in der Ferne. Ein Hauch von Erinnerung umgab es, und das Licht, das durch die Fenster schimmerte, gab ihm einen geheimnisvollen Glanz. Sie pustete das Feuer aus und lief mit dem Vertrauen derjenigen, die den Weg kennen, darauf zu. Das Baumhaus selbst erzählte eine Geschichte vergangener Tage. Die Holzverkleidung war von Moos überwuchert, und der Zahn der Zeit hatte Spuren auf den verwitterten Balken hinterlassen. Die Fensterläden hingen schief an ihren Scharnieren, und der Efeu schmückte die verwitterten Wände wie eine lebendige Erinnerung an vergangene Zeiten. Trotz des äußeren Verfalls strahlte das Baumhaus eine nostalgische Schönheit aus. Selene achtete kaum darauf, wie alt und morsch die Holzleiter unter ihren Füßen war. Sie kletterte nach oben, ohne zu zögern, die Stufen knarrten leise unter ihrem Gewicht. 

Die Dunkelheit um sie herum weichte dem warmen Licht, das aus dem geöffneten Fenster strömte, als sie schließlich die Plattform erreichte. Beim Betreten des Inneren offenbarte sich eine andere Welt. Das Baumhaus erwachte zum Leben. In der Mitte des Raumes thronte ein alter Holztisch, bedeckt mit einer Vielzahl von Fotos. Die Bilder erzählten die Geschichten von Selenes Leben, von den lachenden Gesichtern ihrer Freunde bis zu den Abenteuern, die sie gemeinsam erlebt hatten. Trotz des äußeren Verfalls strömte das Baumhaus von innen eine lebendige Wärme aus. Es war ein Ort, an dem die Vergangenheit und die Gegenwart in einem harmonischen Tanz miteinander verschmolzen. Die Fotos auf dem Tisch und die Erinnerungen an vergangene Tage waren wie lebendige Schatten, die durch das Zimmer tanzten. Das Baumhaus bewahrte die Geheimnisse der Zeit in seinen verwitterten Wänden und erzählte die Geschichte einer Freundschaft, die über die Jahre Bestand hatte.

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 27 ⏰

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