Ich rannte so schnell mich meine Beine tragen, konnte den Strand hinauf und über die Felder. Der Wind begann wieder zu wehen, doch dieses Mal störte ich mich nicht daran. Ich hatte mein Ziel fest vor Augen und betete innerlich die Sonnengöttin an, dass ich hier auf Menschen treffen würde. Fast hatte ich die erste Hütte erreicht, als mich erneut ein ungutes Gefühl einnahm. Meine Kehle trocknete aus und meine Schritte wurden wie zuvor am Strand langsamer.
Ich atmete tief durch und trat näher an die Holzhütte heran. Leise Stimmen waren zu hören und mir fiel ein Stein vom Herzen. Ich klopfte gegen die massive Tür und wenig später wurde diese mit einem lauten Knarren aufgeschoben. In der Hütte standen zwei Leute mit dem Rücken zu mir und meine Mutter hatte die Tür geöffnet. Ihr Gesicht sah müde aus und hellte sich nur leicht auf, als sie mich erkannte. Stumm bat sie mich herein und ich folgte ihrer Bitte, wenn auch leicht verwundert. Normalerweise war sie jeden Tag in bester Stimmung und brachte jeden zum Lachen. Sie schien schon etwas zu wissen oder zumindest zu ahnen von all dem, was draußen gerade passiert.
"Theres, mein Schatz. Was machst du hier? Solltest du nicht das Meer beobachten?", fragte sie mich und nahm auf einer der Holzbänke Platz. Sie schien wirklich sehr erschöpft zu sein und für einen winzigen Moment spielte ich mit dem Gedanken, ihr nur die halbe Wahrheit zu erzählen, aber sie kannte mich zu gut. Innerhalb von zwei Wimpernschlägen hätte sie die Wahrheit aus meinem Gesicht abgelesen, also sagte ich ihr wohl oder übel alles was ich wusste. Ich erzählte ihr von meiner Beobachtung heute Morgen, von dem Gespräch mit Otis und von den Leichen am Strand. Bei letzterem kräuselten sich ihre Lippen und ihre Augen schienen sich regelrecht zu verdunkeln. Die blauen Iriden verloren ihren Glanz.
Die anderen beiden Personen hatten sich während meines Berichts nun auch zu uns gedreht und ich erkannte meinen jüngeren Bruder Mathis und Johan, einen der eher stillen Menschen aus dem Dorf. Doch jetzt schien er recht gesprächig zu sein, denn er und mein Bruder diskutierten, was das Zeug hält, warum die Leichen so ausgesehen haben und was das Gemurmel von Otis zu sagen haben könnte. Nur meine Mutter saß noch immer ganz still auf der Bank, ihre schon leicht faltigen Hände im Schoß verschränkt und der Blick gesenkt.
Ich überlegte sie anzusprechen, doch als ich den Mund öffnen wollte, sah sie mich bloß wissend an und schüttelte den Kopf. Anscheinend war ihr gerade nicht nach Reden zu Mute. Sie ging geradewegs wieder zu der Tür, öffnete sie und trat hinaus. Ohne, dass sie auch nur ein Wort sagen musste, folgten wir ihr zu den angebundenen Pferden und saßen auf. Da es nur Drei waren, musste ich hinter meinem Bruder Platz nehmen und ich bereute es jetzt schon. Während des gesamten Rittes klammerte ich mich regelrecht an ihn fest, denn er liebte es, selbst kurze Strecken hauptsächlich zu galoppieren.
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ein kurzes kapitel, aber good one
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Die Schwarze See || PAUSIERT
FantasiaDie Geschichte eines Königreiches im Untergang und gleichzeitig dem Erwachen einer vergangenen Liebe. 🤍Ausschnitt🤍 "Na komm noch ein Stück näher, Süße. Ich beiße nicht.", er sah mir direkt in die Seele und wie von selbst, begann ich immer näher zu...