~ Kapitel 1~

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Cora


"Wie zum Teufel schaffen sie es immer wieder?!", die Faust von meinem Vater landet auf dem Tisch. Augenblicklich breitet sich im vollen Raum eine bedrückende Stille aus. "Jetz beruhig dich bitte, Schatz. Das Problem löst sich nicht durch Gewalt", flüstert meine Mutter beruhigend auf ihren Mate ein. ' Das Problem löst sich nicht durch Gewalt' ist ein Spruch der den Mund meiner geliebten Mutter oft verlässt. Im Gegensatz zu meinem Vater der ein leicht endfachbares Gemüt hat, ist meine Mutter die Ruhe selbst. Es ist nicht einfach sie aus der Ruhe zu bringen. Ich kann es an einer Hand abzählen wie oft meine Geschwister und ich es geschafft haben sie zur Weißglut zu bringen.

" Wir müssen uns was einfallen lassen! Sie dringen immer öfter in unser Gebiet ein", meldet sich nun unser Beta Gabriel. " Dafür müssen wir erst einmal wissen wer sie sind", sage ich mit einer gewissen strenge. Wenn wir nichts tun befinden sich bald Krallen von fremden Wölfen in uns. " Wie meinst du das, Cora?", fragt mich Gabriel. Am liebsten würde ich mir ins Gesicht klatschen. Das ist eigentlich einfach zu durchschauen. " Naja, wie können immer noch nicht genau sagen ob es einzelne Rudellose sind oder welche die sich zu einer Gruppe zusammen geschlossen habe. Aber an dem groben Muster, was zu erkennen ist, würde ich sagen das es sich am wahrscheinlichsten im eine Gruppe handelt", erkläre ich das was ich mir schon seit geraumer Zeit zusammen reime. Am Anfang war ich mir nicht sicher. Nach einiger Zeit war es immer wahrscheinlicher das es eine Gruppe ist. Personen die an den Grenzen wache gehalten haben, wenn es passierte, berichteten immer das es die gleichen Wölfe sind. " Meine Tochter hat recht. Es ist mit großer Wahrscheinlichkeit eine Gruppe aus Rudellosen", stimmt mein Vater zu. Stille breitet sich aus. Keiner weiß genau was er sagen oder wie wir handeln sollen. " Was machen wir den Jetzt", fragt meine Mutter. Das ist eine gute Frage.

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Mit einem Seufzen lasse ich meine Zimmertür hinter mir zufallen. Ich massiere mir meine Schläfen. Mal wieder sind wir nicht zu einem Entschluss gekommen. Es wird noch ein sehr, sehr langer weg. Müde schlürfe ich über den braunen Parkettboden zu meinem Schminktisch und lasse mich auf den Hocker fallen. Mit flinken Händen löse ich meine Haare aus dem, nun doch, zwickenden Zopf. Aufgrund des Zopfes sind meine Haare mehr als zerknittert. Es ist ein befreiendes Gefühl mit sie wieder so über den Rücken fallen zu lassen. Ich mag es lieber sie offen zutragen. Im Alltag ist es allerdings praktischer sie im Zopf zu halten.

Mein Kopf dröhnt nicht nur wegen des Zopfes sondern auch wegen der Versammlung. Seit einem Halben Jahr müssen wir sie abhalten. Immer wieder treffen mein Vater und seine Berater um über unser Problem zu beraten. Ich bin immer im Schlepptau um zu lernen. Als womöglich nächsten Alpha muss ich ja wissen wie es geht. Es ist immer noch ungewohnt mich so zu betiteln. Selbst nach nun fast neun Monaten. Mein Bruder war halt der Ursprüngliche nächste Alpha. Mein geliebter Bruder weilt aber nicht mehr unter uns. Da ich keinen anderen Bruder hatte und ich nun die älteste von uns Geschwistern bin, übernehme ich irgendwann den Posten meines Vaters.

Sehnsüchtig wandert mein Blick nach draußen, hinüber zu den Grünen Wald. Ich muss mich unbedingt bewegen. Es ist schon wieder Vier Tage her das ich das letzte mal in meiner Wolfsgestallt war. Einige Werwölfe können es länger aushalten sich nicht zu verwandeln. Mein Wolf und ich nicht. Das längste was ich je geschafft habe war eine Woche, als ich auf Klassenfahrt war. Mitten in der Stadt konnte ich mich nicht unauffällig verwandeln. Jetzt wo ich den Entschluss gefasst habe eine runde Laufen zu gehen, drängt meine Wölfin stark nach ihrer Freiheit. 

Es war abends. Zwar hatte es noch nicht angefangen zu dämmern, aber bald würde es. Das ist für mich die perfekte Zeit. Ich muss nur irgendwie unbemerkt raus komme. Seit dem unser Problem angefangen hat, behält mich Vater besonders im Auge. Ich darf nie alleine raus und mich Verwandeln. Mir könnte ja was passieren. Klar war die Gefahr da, aber ich bin immer noch der nächste Alpha. Es wäre erbärmlich wenn ich mich nicht selbst schützen kann. Ich kann es aber! 

Ohne groß weiter darüber nachzudenken öffne ich mein Fenster und klettere heraus. Ein altes Rankengitter befindet sich unter meinem Fenster. So ist es deutlich einfacher runter zukommen. Flink klettere ich hinunter. Vor Ungeduld springe ich den letzten Meter runter und lande im weichen Grass. Automatisch muss ich leicht lächeln, als ich das Grass unter meinen Handflächen spüre. Ich stemme mich wieder hoch auf meine Beine. Vor mir erstreckt sich der Wald, auf welchen ich zu renne. Meine Wölfin kann es kaum erwarten endlich raus zu kommen. Aber jetzt noch nicht. Erst muss ich tiefer in den Wald, so das mich auch wirklich keiner sehen kann. 

Im Wald angekommen endledige ich mich meine Sachen. Damit sie nicht schmutzig werden lege ich sie in einen alten Baum der von innen hohl ist. Nun kann nichts mehr meine Wölfin aufhalten. Zackig fängt sich an meine menschliche Gestalt zu verändern. Meine rotblonden Haare werden zu Fell. Ohren und und eine Rute kommen zum Vorschein. Ehe  man sich versieht ist nichts mehr von meiner menschliche Gestalt zu sehen.

Meine Wölfin fängt an zu rennen. Die aufgestaute Energie der letzten Tage befördert und Raketen ähnlich nach vorne. Durch die Geschwindigkeit verschmelzt der Walt vor mir zu einem Gemisch aus Braun und Grün. Jedes mal wenn sich die Pfoten in den Boden graben, spüre ich ihn intensiv. Es ist das beste Gefühl aller Zeiten. Das ist meine wahre Natur. Es ist das erste mal seit Wochen das ich alleine durch den Wald streife. Sonst war immer mein Vater oder meine Mutter dabei. Zum Schutz. Ich brauche ihn nicht. Mit unseren Problem würde ich selber fertig werden. Unser Problem sind Rudellose. Das sind Ausgestoßene. Außenseiter. Von denen hält mach sich besser fern, sagt man. Wenn ein Werwolf aus seinem Rudel verstoßen wird, so ist das sein Ende. Ohne Rudel übernimmt die wölfische Seite in uns. Natürlich ist da noch was menschliches in  uns, aber der Wolf überwiegt. Das macht Rudellose so unberechenbar. 

So in Gedanken vertieft habe ich nicht mitbekommen wie weit ich mich schon entfernt habe. Auf jeden fall befinde ich mich noch in meinem Gebiet. Das nehme ich an den typische Duft war. Anhand vom Geruch können wir fast alles vom anderen erfahren, wie welchen rang er hat, zu welchen Rudel er gehört oder ob er seinen Mate schon gefunden hat und ob er schon Markiert ist. Als die Grenze immer näher kommt bleibe ich stehen. Ich bin im Ostgebiet. Im Osten grenzen wir ans Niemandsland. Dort leben die Rudellosen. Ich bin gefährlich nahe an der Grenze. 

Ich schaue mich um. Eine große Lichtung macht sich vor mir breit. Es ist traumhaft schön hier. Wildblumen wachsen überall in allen möglichen Farben. Das letzte Licht der Sonne segelt durch die Baumkronen. Es sieht aus wie in einem Bilderbuch. Hier könnte ich ewig bleiben. Ohne es richtig zu registrieren lege ich mich in das Grass zwischen die Blumen.  Es ist himmlisch. Diese ruhe und die Atmosphäre, die hier herrscht, lassen mich entspannen.

Seit dem ich nun die Nachfolge von meinem Vater bin ist in mein Leben noch mehr Verantwortung gekommen. Damit ist eine Menge druck und stress verbunden. Und die Rudellosen tuen ihr übriges. In den letzten Monaten stand ich unter dauerstress. Momente wie diese sind eine willkommene Ablenkung. 

Der Gedanke meine Augen hier einen Moment zu schließen ist verführerisch. Immer schwerer werden meine Lieder, bis sie schlussendlich doch zu vielen.  So rutschte ich in einen ruhigen Dämmerzustand.

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Herzlich willkommen zu meiner neuen Geschichte " Rudellos- zwischen den Fronten"!             

Ich hoffe ihr findet gefallen an ihr ;) 

Über feedback freue ich mich immer. Auch auf Fehler könnt ihr mich liebend gerne aufmerksam machen. lasst eure Meinung mal in den Kommentaren hören!

LG juxtaperson_

( ob es eine schlaue Idee von Cora war einfach dort liegen zu bleiben?) 


Rudellos - Zwischen Den FrontenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt