Cora
Ich kenne den Grund nicht wieso ich aufwache. Als ich meine Augen müde hebe, sehe ich in einen Sternen behangenen Himmel. Es ist mitten in der Nacht. Bin ich wirklich hier eingeschlafen? Immer noch war ich in meiner Wolfsgestalt. Die Nacht war kühl, doch dank meines Felles friere ich nicht. Als Mensch würde ich zittern vor kälte.
Ich stemme mich hoch auf meine Pfoten. Die Nacht ist kühl, schon fast kalt. So ist es halt im Frühling. Ein leichter Morgentau liegt über der Welt. So kommt es das mein rötliches Fell feucht vom Tau ist. Kräftig schüttele ich mich, bis auch das letzte bisschen Feuchtigkeit aus meinem Fell gewichen ist.
Meine Innere Uhr sagt mir das wir es bestimmt ein Uhr morgens haben. Ich habe also noch genug Zeit. Meine Eltern dürfen nicht heraus finden das ich hier bin, sonst kann ich morgen mit einem Donnerwetter rechnen. Am besten ist es wohl wenn ich zurück gehe. Meine Sachen sind immer noch im holen Baum.
Schwerfällig mache ich mich auf den Weg zurück. Meine Wölfin Andrea, so habe ich sie getauft, sträubt sich dagegen. Genau wie ich will sie noch weiter hier bleiben. Jedoch wissen wir beide das es sich nicht lohnt ärger von unseren Alpha und meinem Vater zu riskieren. Also zwinge ich uns beide nach hause. Bringt ja sowieso nichts.
Mich streifen tiefhängende Äste. Wie Finger streicheln sie durch mein Fell. Mit einem mal spüre ich wie sich mein Inneres zusammen zieht. Wie erstarrt bleibe ich stehen. Es ist als ob mich irgendeine undefinierte Macht an Ort und stelle nagelt. Meine Wölfin fängt an unruhig zu werden. Sie winselt und wendet sich. Ich spüre wie sich zwei eisenharte Blicke in meinen Nacken bohren. Mechanisch drehe ich mich um, zu der Quelle die für den prikelnden Schauer, der mich überkommt, verantwortlich ist.
In einiger Entfernung steht ein Wolf mit braunem Fell. Sein Fell glänzt feucht. Ich bin komplett auf meinem gegenüber fokussiert. Unsere Blicke sind mit einander verschlungen. Meine grünen Iriden mit seinen Honigfarbenen. Auch wenn ich eigentlich mein Rudel hätte informieren sollen, tue ich es nicht. Stattdessen gehe ich einen Schritt auf den Fremden zu. Dann noch einen und noch einen, bis uns nur noch einen halben Meter trennen.
Die ganze Zeit über hat er sich nicht bewegt, sondern hatte jede meiner Bewegungen im Auge behalten. Ich frage mich warum er es nicht getan hat. Da trifft es mich wie ein Blitzt. Die Grenze! Er hat sie nicht überschritten. Mein Blick wandert nach untern zu der Grenze. Auch ich habe keine Fuß über sie gesetzt. Die Grenze ist nicht sichtbar gekennzeichnet, trotzdem kann sie jeder Wolf wahrnehmen. Selbst Rudellose.
" Wer bist du?", frage ich per Mindlink. In unserer Wolfsgestalt ist es und nicht möglich zu sprechen, wie in unserer menschlichen Form. In laufe der Jahrtausende hinweg hat sich Mindlink entwickelt. So weit das wir es auch in unserer Menschenform anwenden können. Ich erhalte keine Antwort von meinen Gegenüber." Hallo?", lasse ich es wieder in meinem Kopf hallen. Immer noch keine Regung von ihm. Das er von einem anderen Rudel kommt ist unverkennbar. Zwischen Zwei Wölfen aus unterschiedlichen Rudeln ist der Mindlink nicht so Stark, dennoch kann man ihn verwenden und gut damit Kommunizieren. Aber von ihm kommt absolut nichts.
Wieder versuche ich etwas per Mindlink zu ihm rüber zurufen. Ich bewege sogar mein Maul, als ob ich wirklich reden würde. Das muss bestimmt sehr Komisch aussehen. Mein Gegenüber legt nur den Kopf schief uns sieht mich verwundert an. Wieso können wir den nicht miteinander Kommunizieren?
Da fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Nur Wölfe die kein Rudel haben und vom Band, welches Wölfe verbindet, ausgeschlossen sind nicht in der Lage Mindlink zu benutzen. Das heißt er ist.... ein Rudelloser! Sofort bewege ich mich einige Schritte rückwärts. Meinen Instinkten folgend gehe ich in eine abwehrende Haltung und fange an zu knurren.
Was will er hier? Soll er spionieren?! Zu Warnung gehe ich wieder auf den Fremden zu und Baue mich vor ihn auf. Ich fletsche meine Zähne und meiner Kehle entkommt ein tiefes Grollen. In Momenten wie diesen wird mein Alpha Gene bemerkbar. Ich beobachte wie sich mein Gegenüber verspannt. Doch statt die Rute einzuziehen und sich klein zumachen, macht er sich groß. Das zeugt davon das er keinen Niedrigen Rang hatte. Noch einen Schritt gehe ich auf ihn zu. Meine Wölfin dreht komplett am Rad, aber ich kann nicht sagen wieso. Ein einfacher Rudelloser sollte sie eigentlich nicht so wuschig machen.
Auch er macht noch einen Schritt. Immer noch knurrt er nicht oder nimmt keine abwehrende Haltung ein. Er will noch einen machen, aber ich halte ihn auf in dem ich mich direkt vor ihn auf baue. Noch ein Schritt von ihn und er ist auf meinem Gebiet. " Was willst du?!", knurre ich automatisch wieder über den Mindlink. Jedoch kann ich immer noch nicht mit ihm kommunizieren.
Er schaut mich eindringlich an. Ich nehme ihn ebenso ins Auge und beginne ihn zu analysieren. Seine Haltung ist erhaben und in seinen Augen ist ein Glanz von ehemaligen Stolz. Auch wenn er sich gut tut kann ich in seine Augen auch ein Hauch Unsicherheit erkennen. Genüsslich Grinse ich, was in meiner Wolfsgestalt wohl komisch aussehen muss. Noch irgendwas ist in seinen Augen zu erkennen, aber ich kann nicht genau sagen was.
Eine Zeitlang stehen wir hier nur so und schauen uns an. Versuchen den anderen zu lesen. Ich muss mit ihn sprechen! Das geht aber nur in menschlicher Gestallt. Gerade will ich dazu übergehen mich zu Verwandeln, als der Fremde den Kopf nach hinten wendet. Er dreht sich um und sprintet in den Wald. Kurz bevor er von den Bäumen verschluckt wird schaut er zu mir. Ich kann nichts anderes tun als Verdattert hinter her zu schauen. So plötzlich wie er gekommen ist verschwindet er wieder.
~
Träge tragen mich meine Pfoten zum holen Baumstamm. Dort angekommen verwandel ich mich zurück. Meine nackte Haut berührt das feuchte Grass und sofort fröstel ich. Flink greife ich mir den Pulli und meine Jeans und streife sie über. Augenblicklich ist mir etwas wärmer. Meine Gedanken kreisen um das was gerade passiert ist. Ein Rudelloser war an unserer Grenze, die er nicht überschritten hat. Sollte ich es meinem Vater erzählen?
Ich schüttel meinen Kopf um ihn von diesen wirren Gedanken frei zu bekommen. Nochmal greife ich in den Baum und hole mein Handy raus. Es zeigt mir das es bereits viertel vor zwei ist. Fuck. So langsam sollte ich mal wieder nach Hause gehen.
Vorsichtig schleiche ich mich durch den Garten zurück zum Haus. So leise wie möglich kletter ich wieder in mein Zimmer und schließe das Fenster hinter mir.
Sobald ich mein Bett sehe überkommt mich eine alles überdeckene Müdigkeit. Ich entledige mich träge meiner Klarmotten und lasse sie achtlos auf dem Boden liegen. Mit voller wucht schmeiße ich mich auf mein Bett.
Der Fluss der Müdigkeit hat mich bereits mitgerissen, als noch ein letztes Bild vor meinem inneren Auge aufgetaucht. Honigfarbene Augen die in meine Seele starren.
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Hallo ihr lieben!
So ist nun auch das zweite Kapitel fertig.
Cora ist auf einen Fremden getroffen. Was spielt er führ eine Rolle? Schreibt eure Gedanken dazu gerne in die Kommis!
LG
Juxtaperson_
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Rudellos - Zwischen Den Fronten
WerewolfAls Tochter des Alpha hat man es nicht immer einfach, das weiß Cora nur zu gut. Über ihr ligt immer die sichere und zugleich bedrückende Hand ihres Vaters. So gestaltet es sich nicht einfach ihren größten Wunsch nach zugehen: ihren Mate zu finden. A...