~ Kapitel 5 ~

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Cora


Blind führen mich meine Füße durch den Wald. Noch immer hängen meine Gedanken bei der Versammlung und bei dem was dabei herum gekommen ist, oder besser gesagt was dabei nicht herum gekommen ist. Es wird eine unsagbare Zeit dauern bis wir uns auf eine Lösung einigen können.

Seufzend bleibe ich stehen und schüttele meinen Kopf. Die kühle Abendluft strömt in meine Lungen. Sie ist erfrischend und klärt meine Gedanken. Ich drehe meinen Kopf um meine Umgebung zu betrachten und stelle fest das ich auf der Lichtung an der östlichen Grenze bin. So in Gedanken habe ich nicht mit bekommen das ich hier hin gelaufen bin. Ist aber ein guter Zufall. Hier habe ich meine ruhe und kann über alles nachdenken. 

So laufe ich etwas weiter auf die Lichtung und lasse mich in das weiche Grass fallen. Augenblicklich muss ich an das letzte mal denken, als ich hier war. An den Rudellosen. Wie ich ihn in Gedanken angeschrien habe obwohl er nicht mit mir kommunizieren konnte. Auch muss ich daran denken wie Andrea sich verhalten hat. Komisch. Diese ganze Begegnung kann ich einfach nur als Komisch  bezeichnen. Aber dennoch war es auf eine verkehrte Art und Weise Interessant. Andrea ist praktisch an die Decke gegangen. Ich muss zugeben sie hat ein kleines Problem mit Fremden, aber das Gestern war einfach nur anders. Was es war kann ich nicht sagen. 

Seufzend lasse ich mich hinten rüber in das Grass fallen. Mein Blick gleitet in den tief blauen Nachthimmel. Einige Sterne sind zu sehen. Wie unzählige Diamanten funkeln sie am Firmament um die Wette. Einige ergeben zusammen Sternenbilder. Ich bin nicht besonders gut darin mir Sternenbilder zu merken geschweige den sie ausfindig zu machen. Das einzige was ich kenne ist der kleine Wagen. Genau dieser bildet sich gerade aus den anderen Hervor. Mit meinem Finger ziehe ich seine Konturen nach. Manchmal frage ich mich was wohl alles da oben ist was wir noch nicht kennen. 

Ein Rascheln hinter mir lässt mich wachsam werden. Das was es verursacht ist einige Meter hinter mir und es kommt näher, bis es auf einmal wieder still ist. Mit der Stille nehme ich auch einen fremden und doch bekannten Duft war, der nur von einen Werwolf kommen kann. Sofort spanne ich mich an. Wie von Blitz getroffen bin ich auf meinen Füßen.

Meine Sinne verschärfen sich augenblicklich und ich nehme alles intensiver war. Das ist so ein Werwolf ding. Ich scanne meine Umgebung systematisch ab. Nichts ist zu sehen. Es liegt aber immer noch der Duft von diesen fremden Werwolf in der Luft. Er ist noch hier. Langsam laufe ich auf die Quelle von dem Duft zu. Auch wenn ich ihn nicht sehen kann, spüre ich seinen Blick auf mir. Langsam bildet sich eine Person aus der Dunkelheit hervor, die sich hinter Zweigen und Gebüsch verbirgt.

An der Grenze bleibe ich stehen. Ich werde den Teufel tuen und einen Fuß darüber setzen, vor allem nicht wenn auf der anderen Seite sich jemand versteckt und mich beobachtet. Misstrauisch starre ich diese Person an. Ihr Duft kommt mir irgendwie bekannt vor. Da fällt er mir wie Schuppen von den Augen. Das ist der Rudellose von Gestern, nur in seiner menschlichen Form. " Ich sehe dich", sage ich mit einer lauten und festen Stimme. " Komm hervor und hör auf mich zu beobachten." 

Erwartungsvoll warte ich auf eine Reaktion. Eine weile passiert nichts, bis die Person sich langsam in Bewegung setzt und auf mich zu kommt. Als sie näher kommt, kann ich ihn im Mondlicht sehen. Ich weiß nicht wieso, aber sobald er auf mich zukommt, drehe ich innerlich am Rad. Meine Wölfin spinnt total und versucht an die Oberfläche meines Bewusstseins zu gelangen. Mit jedem Schritt den er näher kommt schisst ein komisch angenehmer Funken über meine Haut und setzt sie in Brant. Ich fühle mich als hätte ich direkt in eine Steckdose gepackt. Was stimmt den nicht?! 

Knapp einen Meter bei der Grenze bleibt er vor mir Stehen. Wie eine Verrückte sehe ich ihn an. Innerlich versuche ich mich wieder unter Kontrolle zu bekommen. Es dauert mir deutlich zu lange bis der Wirbelsturm in mir gebändigt ist. Direkt als das gewältigt ist sehe ich den Rudellosen in die Augen und straffe meine Schultern. Ich muss Autorität zeigen. 

Vor mir steht ein Mann mit Augen wie aus Karamell , in denen man sich verlieren und ertrinken kann. Seine dunkelbraunen Haare fallen ihn mit langen Strähnen in das markante Gesicht. Irgendwie sieht er ja schon...Oh heilige Mondgöttin. Was ist falsch mit mir? 

Ich muss mich zusammen reißen. Wir beide sagen nichts sondern schauen uns einfach nur an. Unsere beiden Augen sind von Skepsis gezeichnet. " Wer bist du?", meine Stimme ist harsch und fest.

Als hätte ich ihn aus den Traumland geholt blinzelt er etwas verwirrt. " Das gleiche könnte ich auch dich fragen", seine Stimme ist tief und leicht raus. Sie hört sich an als hätte er längere Zeit keinen Gebrauch davon gemacht.

Mit zusammen gekniffenen Augen stierre ich ihn an. " Noch mal, wer bist du und was machst du hier? Das könnte für dich echte-", gerade will ich zu einer Drohung ansetzen aber ich werde von ihm rücksichtslos unterbrochen. " Halt doch mal die Zügel still bevor du mir gleich eine Drohung nach der anderen an den Kopf wirfst", sein Auftreten ist ernst doch im seiner Stimme ist klare Belustigung raus zu hören. " Wie wäre es wenn wir uns wie zivilisierte Wesen benehmen und uns ordentlich vorstellen?", er schmunzelt leicht. Mir liegt schon eine bissige Antwort auf der Lippe als er mir mal wieder die Worte raubt " Hey, mein Name ist Rave", mit dem größten Zahnpastalächeln streckt er mir seine Hand entgegen.

Überrascht und leicht verwirrt schaue ich ihn an. Damit hab ich nicht gerechnet. Sein Lächeln wirkt leicht dümmlich und doch ehrlich. Immernoch schwebt seine Hand wie ein Mahnmal vor mir. Unbewusst führe ich meine Hand zu seiner und ergreife sie. Ein Feuerwerk aus Gefühlen macht sich in mir breit sobald wir uns berühren. Wie eine Lawine überrollen sie mich. Es fühlt sich an als würden Milliarden von Funken sich in mir breit machen und mich elektriesiren.

Dieses Gefühl ist Atemberaubend und aufregend. Gleichzeitig lullt es mich in eine rosa Wolke und macht das ich mehr davon will. Es macht Süchtig.

Wie hypnotisiert schaue ich auf unsere Hände die mit einander verschlungen sind. " Darf ich die Lady nach ihrem Namen fragen?", aus dem Konzept gerissen schaue ich ihn an. Immernoch liegt dieses Lächeln auf seinem Lippen das mich, aus Gründen die ich nicht in Worte fassen kann, ganz schwummrig werden lässt. " I-ich.. ähm...", stammele ich herum. Was soll das von mir? Wieso bringt mich dieser Mann so aus dem Konzept?

Ich schüttel meinen Kopf um mich selbst zu Besinnung zu bringen. " Ich bin Cora", kommt es dann endlich aus meinem Mund. Das Lächeln von Rave wird, wenn möglich, noch etwas breiter. " Freut mich ", sagt er und löst unsere Hände von einander. "Also was bringt dich hier her? ", fragt Rave mit ehrlicher Neugierde.
Automatisch muss ich genervt Seufzen "ich wollte meinen Kopf frei bekommen. Vorhin hatte ich eine Versammlung in der wir über die-", ich stoppe mich selbst von weiter reden als mir mit erschrecken zwei Dinge klar werden.

1. Wieso erzähle ich ihn all das obwohl er fremd ist?
2. Er ist ein Rudelloser.

Erschrocken von dieser verspäteten Erleuchtung trete ich einige Schritte zurück. Wieso fällt mir das erst jetzt wieder ein?! " was ist los", fragt dieser Rudelloser verwirrt. " Du bist ein Rudelloser!", schrei ich und zeige Anschuldigend mit dem Finger auf ihn.






Rudellos - Zwischen Den FrontenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt