Chapter 1 - Noah

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Heute war es so weit. Endlich würden wir nach Köln fahren, über die Sommerferien dann bei Julia und Colin wohnen und dann auf die Filmschool dort gehen. Ich habe die Zusage schon bekommen, das heißt ich kann ohne große Bedenken mit Colin mitgehen. Nach der Feier im Sharespace haben wir noch lange über allen möglichen Dinge miteinander geredet. Wir hatten schließlich eine Menge Aufholbedarf. 
Müde rieb ich mir die Augen, weil ich -wer hätte es gedacht- mal wieder von Joels unfassbar nervigen Yoga geweckt wurde. Man könnte meinen ich habe mich nach knapp zwei Jahren daran gewöhnt, aber ich würde mich wohl nie daran gewöhnen.

Als er sah dass ich wach war, machte er einen überraschten Gesichtsausdruck. 
"Ach, auch mal wach?", fragte er dann belustigt und ich verdrehte die Augen spielerisch.
"Naja, ich hätte jetzt auch noch drei Stunden schlafen können, aber du musst mich ja seit zwei Jahren um 6:30 Uhr wecken."
Nun war er derjenige, der die Augen verdrehte. "Colin war hier, er meinte wenn du wach bist sollst du ins Gästezimmer kommen."
Eigentlich wollten Colin und ich in einem Bett schlafen, weil Maxi und Joel nichts dagegen hatten. Aber als Frau Schiller sah was los war und sie auch gesehen hat, dass wir zusammen ins Zimmer geschlichen sind, hat sie uns einen Strich durch die Rechnung gemacht und Colin ins Gästezimmer geschickt. Diese dummen Regeln. Ich nickte Joel zu, suchte mir Klamotten aus meinem Schrank und zog mich im schnell im Bad um. Dann machte ich mir meinen Dutt und ging in Richtung der Gästezimmer. Ich klopfte vorsichtig an die Tür und hörte ein leises "Herein?" von drinnen. Langsam macht ich die Tür auf und er war gerade am Koffer packen. Als er mich sah, lächelte er mich an und stand auf. 
"Morgen.", sagte er und zog mich in eine Umarmung.
"Guten Morgen.", erwiderte ich und als wir uns lösten, sahen wir uns so intensiv in die Augen dass ich das Gefühl hatte, gleich in Ohnmacht zu fallen. 
"Danke, dass du gekommen bist.", flüsterte ich und lächelte ihn schief an.
"Wir hatten Redebedarf. Ich freu' mich auf Köln.", antwortete er genauso leise und ich nickte zustimmend. 
Langsam kamen wir uns näher und ich stellte mich leicht auf die Zehenspitzen, wegen dem Größenunterschied. Keine zwei Sekunden später küssten wir uns. Dieses Gefühl war einfach unbeschreiblich. Es fühlte sich so an, als ob eine ganze Horde an Schmetterlingen in meinem Bauch losgelassen wurde. Ich lächelte in den Kuss und das Gefühl von seinen warmen Lippen auf meinen, trieb eine Gänsehaut über meinen gesamten Körper.

Gemeinsam packten wir unsere Koffer und verabschiedeten uns langsam von den Leuten. Ich hatte hier wirklich gute Freunde gefunden, auch wenn ich das Anfangs nicht zugeben oder zulassen wollte. Ein wichtiges Kapitel meines Lebens ging vorbei und das machte mich traurig.
"Ist alles gut?", fragte Colin mich dann leise und ich sah ihn irritiert an. War es wirklich so einfach mich zu durchschauen? Aber vielleicht kannte mich Colin auch einfach nur besser als alle anderen.
"Ja. Ich werde es hier nur vermissen."
Etwas mitfühlend schaute er mir in die Augen und lächelte mich traurig an. "Wir können uns ja mal mit Joel und Ava treffen.", schlug er dann vor und ich nickte. Wir gingen raus auf den Internatshof, auf dem Joel und Ava schon zu warten schienen. 

Ich ging auf Ava zu und sie umarmte mich. "Danke für alles.", flüsterte ich in ihr Ohr und sie lächelte. 
"Rede mit Colin über deine generellen Gefühle. Nur dann kann es klappen.", wisperte sie und ich nickte. Colin ging auch auf Ava zu und sie umarmten sich, und ich glaube, dass Ava ihm da auch etwas ins Ohr geflüstert hatte. Ich wüsste zu gerne was.
Als Joel auf mich zukam, musste ich schmunzeln. Immerhin konnte ihn jetzt keiner mehr bei seinem Yoga stören. Wir umarmten uns und er nickte mir zu und lächelte mich traurig an. "Du wirst fehlen.", sagte er dann und ich lächelte. "Du mir auch, Joel."

Wir winkten ihnen noch ein letztes zu und gingen dann in Richtung Bahnhof. 

sunlit affection - nolinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt