3. ~Felicity~

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"Habt ihr eigentlich wieder ein Treffen? Also ein Pack Meeting, mehr oder weniger", frage ich Stiles als ich mich in seinen Jeep setze und die Tür schwungvoll zuschlage. "Verdammt, pass auf den Jeep auf, die nächste Tür kannst du zahlen", zischt er und steigt ebenfalls ein. Ich sehe ihn erwartungsvoll an.
Bei dem nächsten Treffen wollte ich unbedingt dabei sein, einfach aus dem Grund, dass ich Stiles schon seit mehreren Tagen helfe und wir immer noch nichts gefunden hatten. Wir brüten Tag und Nacht über die gesamten Fakten und kommen nicht weiter.
Plötzlich beginnt sich der Innenraum des Autos zu drehen. Immer schneller wie in einem Karusell, bis ich nicht mehr oben und unten zuordnen konnte.
"Stiles?", frage ich beunruhigt. "Ja?", antwortet er und sieht mich kurz an. "Mein Gott, Feli du bist ja ganz blass! Bist du gleich wieder weg?" "Ich glaube ja. Bitte lass mich nicht im Auto allein-", bitte ich ihn noch, zum Schluss versagte meine Stimme.

Ich habe diese Ohnmachtsanfälle seit ich klein bin. Ein Leben ohne sie kenne ich nicht. Allerdings kann ich normalerweise davor nicht sagen, wann ich weg bin. Mein Körper wird meistens einfach nur unglaublich schwer und dann kommt die Dunkelheit. Sie hüllt mich ein, nur für kurze Zeit. Auch wenn es sich für mich um einiges länger anfühlt, bin ich nie länger als fünf Minuten ohnmächtig. Ich spüre die schwere, wie sie mich in ein dunkles Loch zieht und lasse mich einfach fallen. Dagegen kämpfen bringt sich nichts, sie holt mich trotz allem, also heiße ich sie willkommen und springe schon fast hinein.

Als ich wieder aufwache sehe ich Stiles neben mir sitzen. Er rutscht unruhig auf seinem Sitz hin und her und flucht vor sich hin. "Was ist denn?", ich reibe mir die Augen und setze mich wieder gerade auf. "Nichts", sagt er angespannt und steigt sofort aus dem Jeep. "Was ist jetzt mit dem Pack Meeting? Kann ich mitkommen?", frage ich und hefte mich auf seine Fersen. "Von mir aus, ja. Aber misch dich nicht ein." "Warum denn nicht? Ich weiß mittlerweile so viel wie du über diese ganze Kanima Sache", protestiere ich. Mein Körper sträubt sich noch gegen die schnellen Bewegungen meiner Beine, aber ich kämpfe dagegen an. Jeder Schritt ist eine Überwindung und irgendwann habe ich Stiles verloren, weil er einfach viel zu schnell geht. Immer noch leicht wütend auf Stiles für sein plötzliches Verschwinden und das komische Verhalten schleppe ich mich zu meinem Spind. Die Bücher für die nächste Stunde finde ich schnell, nehme sie heraus und mache mich auf den Weg in das Klassenzimmer.

Die Gänge sind schon alle leer und da die Glocke nicht läutet, vermute ich, dass die Stunde schon angefangen hat. Da die Lehrer von meiner Krankheit wissen ahnen sie schon immer weshalb ich zu spät komme. Ja, Krankheit. Denn als das wird es bezeichnet. Eine unerklärbare, unheilbare Krankheit. Als Kind musste ich manchmal Monate in einem Krankenhaus verbringen, nur um festzustellen, dass die Ärzte nicht herausfinden wieso plötzlich alle meine gesamten Vitalfunktionen auf ein Minimum heruntergeschraubt werden. Es ist, als bringt meine Körper sich in einen Energiesparmodus für ungefähr fünf Minuten und fährt dann wieder hoch.
Mit zehn haben wir versucht, das herunterfahren meines Körpers mit Vitaminkuren zu verhindern. Das einzige was dabei raus kam war, dass ich von zu viel Magnesium hyperaktiv werde.

So schnell ich kann, gehe ich zur Klasse, klopfe an und schlurfe zu meinem Platz. Coach Finstock sieht mich an, nickt mir kurz zu und fährt mit seinem Unterricht fort. Plötzlich tippt mich jemand von hinten an. Ich drehe mich um und sehe in Emily's besorgtes Gesicht.
"Mir geht's gut", flüstere ich ihr zu. Die restliche Stunde versuche ich dem Unterricht zu folgen und schreibe mir wichtige Sachen mit.

"Wieder mal umgekippt?", fragt mich Emily als wir endlich aus der Klasse in den Gang treten und in Richtung unsere Spinde gehen. Ich nicke nur kurz. Mittlerweile gehorchen mir meine Beine schon wieder besser, aber es ist trotz allem noch anstrengend. "Aber diesmal war es anders. Mir wurde davor schwindelig. Stiles meinte auch, ich sei ganz blass geworden und dann ist mein Körper erst schwer geworden. Wie als ob mein Köper mich davor noch warnen wollte, es aber nicht ganz geschafft hat", murmle ich und schaue komzentriert auf den Boden. "Und auf Stiles bin ich immer noch sauer", füge ich hinzu. Bei diesem Satz schnellt Emilys Blick zu mir und sie sieht mich fragend an. "Naja, er verräht mir nicht wann das nächste Pack Treffen ist. Ich meine, ich will da auch mal hin und dich schlepp ich natürlich mit. Bist ja schließlich mein Bodyguard", schmunzle ich zum Schluss. Daraufhin knurrt Emily nur kurz und ordnet ihre Bücher in ihren Spind ein, bei welchen wir mittlerweile angekommen sind.

Der Rest des Schultages verlief ruhig. Als ich um ungefähr sieben Uhr am Abend zuhause ankomme, sehe ich Dad in der Küche sitzen, den Kopf in seinen Akten vergraben. Ich begrüße ihn kurz, gehe dann aber sofort nach oben um mich zu duschen. Stiles musste sofort wieder zu Scott, also würde ich mir heute einen wunderschönen Abend machen. Ich schlüpfe oben angekommen schnell ins Bad und lasse Wasser in die Badewanne laufen. Mein heißgeliebtes Lavendel Duschgel verteile ich großzügig und schon bald habe ich eine beachtliche Menge an Schaum in der Wanne. Ich steige in das Wasser und sofort entspannen sich meine Muskeln. Ich spüre wie die gesamte Anspannung des Tages von mir abfällt und ich hier und jetzt einschlafen könnte.

Nach ungefähr dreißig Minuten, welche sich wie Stunden anfühlten steige ich aus dem mittlerweile kalten Wasser, trockne mich ab und bemerke, dass ich mein Gewand in meinem Zimmer vergessen hatte. Ich berechne kurz die Chancen, dass mich jemand nackt auf dem Weg vom Badezimmer in mein Zimmer erwischen würde. Sie waren so gut wie null. Mein Vater brütet noch über seinen Akten und Stiles war noch immer bei Scott. Also schlüpfe ich schnell aus dem Bad und schlich den Gang entlang. 

Plötzlich höre ich ein Rascheln aus Stiles Zimmer. Wie angewurzelt bleibe ich stehen. Ich traue mich nicht zu atmen, doch mein Herzschlag verschnellert sich um das doppelte. Die Tür zu Stiles Zimmer geht von innen auf, doch aus dem Zimmer kommt nicht Stiles. Es ist auch nicht Scott, was wahrscheinlich peinlich, allerdings das kleinere Übel gewesen wäre. Es tritt ein großer Mann aus dem Zimmer. Er ist Mitte zwanzig, hat einen drei-Tage Bart und sieht mich so überrascht an wie ich ihn. Sein Gesicht kommt mir bekannt vor und schnell schließe ich die Verbindung. Ein Foto von ihm, hängt auf Stiles Wand in seinem Zimmer. Es ist Derek Hale, wenn ich mich noch richtig erinnere.

Meine erste Reaktion ist zurück ins Badezimmer zu sprinten. Ich verstecke mich hinter der Tür und stecke nur meinen Kopf hervor. "Was machst du in Stiles Zimmer?", frage ich atemlos. Meine Gedanken und Theorien überschlagen sich in meinem Kopf, doch nur eine klingt plausible. "Willst du Stiles zu einem Pack Treffen abholen?" Er nickt nur kurz, anscheinend immer noch zu überfordert mit der gesamten Situation. Ich nehme mir mein Handtuch, schlinge es um meinen Körper und trete wieder auf den Gang hinaus. "Stiles ist nicht zuhause, aber du kannst mich gerne mitnehmen", erkläre ich ihm als ich an ihm vorbeigehe und in mein Zimmer husche. Ich ziehe mich schnell an und gehe wieder zu Derek. "Redest du überhaupt oder bist du stumm?", frage ich leicht genervt und verschränke meine Arme. "Ich kann dich nicht mitnehmen", sagt er nur und bei seiner Stimme verschlägt es mir den Atem. Ich versuche mich zu sammeln und ruhig zu bleiben und antworte ihm. "Da ich jetzt weiß, wo das Treffen stattfindet, komme ich einfach nach."
"Und woher willst du das wissen?"
"Du holst Stiles ab, also wird es in deinem Haus sein, welches zufälligerweise mitten im Wald ist, also perfekt für ein geheimes Treffen", erkläre ich ihm und packe schon meine Tasche. "Was wird das, wenn es fertig ist?", fragt er und runzelt die Stirn. "Ich fahre mit dir mit. Da können wir gleich Benzin sparen", grinse ich und gehe die Stiege hinunter. "Ich fahre mit Diesel", ruft er mir noch hinterher und steigt wahrscheinlich aus Stiles Zimmerfenster wieder hinaus.

Ich warte schon bei der Beifahrertür als er endlich kommt und einsteigt. Die Fahrt ist ruhig und ich kann siene Wut förmlich spüren, doch das hält mich nicht davon ab, Emily anzurufen und ihr natürlich alles in kleinsten Details zu erklären. Sie verspricht auch, zum Hale Haus zu kommen und beim Treffen dabeizusein. "Ich wusste nicht, dass ein Pack Meeting mittlerweile eine öffentliche Veranstaltung ist", knurrt er als ich schließlich aufgelegt habe. "Es ist vermutlich auch nicht, sonst hätte ich den Sherriff noch eingeladen, aber Emily und mich gibt es nur im Doppelpack und weil ich dabei bin, ist sie auch dabei", erkläre ich ihm und sehe aus dem Fenster.

The werewolf and the whispererWo Geschichten leben. Entdecke jetzt