5. ~Felicity~

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Als Stiles tief Luft holte, machte ich mich bereit für alles. Er würde es sogar wagen, uns allen eine Standpauke zu geben, also wappnete ich mich. "Nachdem wir jetzt alle eine große, glückliche Familie sind, umarmen wir uns noch alle, sagen uns wie lieb wir uns haben und kümmern uns dann wieder um das Echsen Ähnliche Ding, welches in unserer Nachbarschaft herumspukt", sagte er nur und sah in die Runde. Derek fing sich als erstes, sah uns an und verkündete. "Willkommen in unserem Pack!" "Sind die jetzt einfach so dabei?", fragte Peter entgeistert und sah Derek an. "Also mich werdet ihr nicht so schnell los", schmunzelte ich und sah Peter direkt in die Augen. Emily neben mir sah noch immer so aus, als würde sie am liebsten sofort von hier verschwinden doch sie hielt tapfer durch. "Das ist mir schon aufgefallen", murmelte Derek und sofort musste ich noch mehr schmunzeln. "Okay, was machen wir jetzt trotzdem mit dem Kanima, dass immer noch in Beacon Hills herumläuft?", fragte ich letztendlich. Sofort brach die Diskussion aus und alle redeten durcheinander. Überfordert mit den ganzen Theorien und Strategien, trat ich ein paar Schritte zurück.

Alles war plötzlich so viel lauter und es fühlte sich an als würde jeder mir seine Theorie in den Kopf einhämmern wollen. Ich brach in Schweiß aus, mein Herzschlag erhöhte sich drastisch, was Emily zu mir sehen ließ. "Feli? Geht es dir gut? Du bist so blass", fragte sie besorgt nach. Mein Körper gehorchte mir nicht mehr und es war, als würde jemand mich rufen. Als wäre mein Körper ein Hindernis für mich, dort hinzugelangen. 

Ich taumelte noch einige Schritte nach hinten bis ich an einer Wand anstieß. Meine Sicht wurde unscharf und ich begann zu zittern. Mein gesamter Körper bebte, Schweiß rann mir von der Stirn und ich versuchte verzweifelt etwas zu sagen. Mittlerweile waren auch die anderen auf uns aufmerksam geworden, auch wenn ich nicht sagen konnte wer neben mir kniete oder über mir stand. Meine Knie gaben nach, ich sank auf den Boden und je näher ich den Boden kam, desto mehr sah ich die Dunkelheit welche auf mich wartete. Erleichtert näherte ich mich ihr und ließ mich fallen. Einfach fallen.

Ich wachte auf, doch ich war nicht im Hale Haus. Das gesamte Pack war nirgends, doch mein Körper wusste was er tat. Ich war in einem Wald. Es war Dämmerung und ich konnte nicht viel sehen. Ich hörte Wolfsgeheul und rannte. Ich rannte in die Richtung in welche ich die Wölfe vermutete. Ich bemerkte erst im rennen, dass ich zwei Dolche in den Händen hatte. Mein T-Shirt und Jeans von heute, hatte ich nicht mehr an. Ich trug etwas, was viel mehr aussah wie eine Kampfuniform. Schwarze Hose, schwarzes T-Shirt. Um meine Oberschenkel und Taille hatte ich einen Waffengürtel geschnallt und am Rücken spürte ich noch ein etwas längeres Schwert. Plötzlich war alles wieder schwarz. Als hätte ich die Verbindung zu meinem Körper und meinem Geist verloren. Ich fühlte endlose Leere und versuchte dagegen anzukämpfen.

Im nächsten Moment war ich wieder in meinem Körper. Vor mir stand ein Pack von Werwölfen. Gefangen in meinem Körper versuchte ich zu verstehen was sie mir sagten doch es war, als wäre ich hinter einer Glaswand. Ich konnte sehen, dass sich ihre Münder bewegten doch ich verstand nichts von dem was sie sagten. Hörte kein Wort. Dann, wieder die Dunkelheit und Leere. Ich schwamm in einem Meer von nichts, drohte zu ersticken. Einfach unterzugehen und nie wieder aufzutauchen doch plötzlich schoss mein Körper in die Höhe. Es war, als würde ich wieder in die Realität zurückschießen und an die Oberfläche tauchen. Ich öffnete meine Augen und sah in die Gesichter des gesamten Packs. Lydia und Scott neben Isaac und Stiles. Emily direkt neben ihr und hinter ihr Derek. Peter hatte Abstand genommen als wollte er besonders viel Luft zwischen sich und Emily bringen.

"Wie geht es dir?", fragte Emily mich. "Ganz gut, ihr seid das gewohnt. Wieso schaut ihr mich so komisch an?", fragte ich zurück und setzte mich auf. Irgendjemand hatte mich anscheinend auf eine Couch gelegt. "Diskutiert weiter! Ich bin nicht der gefährliche Kanima, der durch Beacon Hills rennt und irgendwelche Menschen umbringt! Den solltet ihr nämlich fangen und seinen Meister. Den dürfen wir natürlich nicht vergessen", zischte ich und stand auf. Mein Kopf fühlte sich an als würde er jeden Moment explodieren doch ich riss mich zusammen und hob meine Augenbrauen. "Bewegt irgendjemand seinen Arsch heute noch um die beiden zu fangen?", fragte ich und verschränkte meine Arme.  Peter zuckte mit den Schultern, "Ich will nicht besserwisserisch sein, aber sie hat recht."

Das Meeting verlief daraufhin relativ diszipliniert und jeder brachte seinen Teil dazu. Stiles nahm mich wieder mit nach Hause mit seinem Jeep. Zum Glück sah uns Dad nicht als wir in die Einfahrt fuhren. Leise schlichen wir uns nach oben und ich ging sofort ins Bett. Von Stiles' Zimmer hörte ich noch länger jemanden herumgehen. 

Der nächste Tag verging schnell und so oft ich es auch versuchte, Stiles wollte mir keine weiteren Details zu ihrem  Plan geben. Am Nachmittag kam ich mit dem Bus nach Hause. Stiles war anscheinend schon zu Hause da sein Jeep nicht mehr am Parkplatz der Schule stand. 

"Dad! Ich bin zu Hause!", rief ich in das Haus hinein. Keine zwei Sekunden später stand der Sheriff vor mir. "Hast du Stiles gesehen?", fragte er mich ganz außer Atem. "Nein, sein Jeep ist nicht mehr am Schulparkplatz, vielleicht ist er bei Scott", meinte ich schulterzuckend und ging in die Küche. "Scott hat vorhin angerufen. Stiles sei mit ihm verabredet, allerdings ist er nicht aufgetaucht. Stiles ist wie vom Erdboden verschluckt. Man findet weder seinen Jeep noch ihn selbst", erklärte mein Adoptivvater mir aufgebracht. Meine Augen weiteten sich. "Kann ich dir irgendwie helfen? Ihn suchen, vielleicht?", schlug ich vor, bedacht darauf keine Panik zu verbreiten.  Dad schüttelte den Kopf. "Kannst du vielleicht einfach zu Hause bleiben? Sollte er hier her zurückkommen gib mir bitte Bescheid, ich fahre noch einmal zur Sheriffs Station." Ich nickte nur und sah zu als er mit dem Auto aus unserer Einfahrt raste. 

Den gesamten Nachmittag verbrachte ich voller Sorge um Stiles in meinem Zimmer. Okay, nicht den gesamten. Denn als die Hälfte des Nachmittages vorbei war, ging ich in Stiles Zimmer. Vielleicht würde ich einen Hinweis auf sein Verbleiben finden oder eine Antwort auf die vielen Fragezeichen, welche in meinem Hirn herumspukten.  Ich musste an einem Punkt in Stiles Bett eingeschlafen sein, denn ich wachte mitten in der Nacht auf, nur um meinen Vater im Zimmer stehen zu sehen. Er murmelte Sachen zu sich, die ich nur teilweise verstand.

"Wo bist du nur Stiles?", fragte er verzweifelt und raufte sich die Haare. "Ich bin hier", ertönte es aus der Zimmertür. Dort stand Stiles in seinem Lacrosse Shirt, mit einer Schürfwunde an der Wange. Sonst sah er nicht allzu verletzt aus. "Zum Glück! Wir haben uns schon solche Sorgen gemacht!", rief ich aus, stand auf und umarmte ihn kurz. "Aber ich lass euch zwei trotzdem mal alleine. Gute Nacht", verabschiedete ich mich und verschwand in mein Zimmer. 

Wenn von jetzt an jemand immer ein Auge auf Stiles hatte, dann war es Noah Stilinski. Wenn Stiles nicht in der Schule oder zu Hause war, forderte Dad immer einen genauen Lagebericht von Stiles um ihm zu erklären wo genau er um welche Uhrzeit war. Sehr zu meinem Vorteil, denn nun konnte er auch vor mir keinen Aufenthaltsort mehr geheim halten.

Am nächsten Abend traf ich mich mit Emily vor einer Lagerhalle. Dort drinnen sollte anscheinend das gesamte Pack sein und den Kanima und seinen Meister fangen. Als ich die Tür öffnete und Emily sich an mir vorbei in die Halle schob konnte ich im ersten Moment nichts sehen. Fast blind stolperte ich Emily hinterher, welche mit der Dunkelheit natürlich keine Probleme hatte. "Emily! Jetzt warte doch mal, ich seh hier überhaupt nichts", zischte ich hinter ihr her. Genau in diesem Moment stolperte ich über ein Metall und fiel hin. Ich konnte mir den Schrei noch in der letzten Sekunde verkneifen. Immerhin wussten wir nicht, welche Dinge hier noch auf uns lauerten. "Verdammt Feli! Sei doch ein bisschen leiser", flüsterte Emily von vorne. "Das nächste Mal stoße ich dich zu Boden und beschwere mich dann über die Lautstärke die du machst", zischte ich zurück und stand wieder auf. Ein stechender Schmerz fuhr durch mein Knie als ich es abwinkelte und ich zog scharf die Luft ein. "Hast du dir weh getan?", fragte Emily und ich konnte trotz der Dunkelheit fast erkennen wie sie die Augen verdrehte. "Nicht schlimm, geht schon", flüsterte ich und ging hinter Emily hinterher.

Wir konnten die entfernten Stimmen vorher hören bevor wir die Gestalten des Packs sahen. "Riechst du das? Ich rieche Blut, aber frisches und es gehört zu definitiv keinem von uns", hörte ich unverkennbar Dereks Stimme. Meine Augen weiteten sich als ich an mir herunter sah und dort wirklich an meinem Knie mein Blut die Jeans durchtränkte. Ich zuckte mit den Schultern und stieg aus dem Schatten heraus in die große Halle, wo das restliche Pack wartete.



The werewolf and the whispererWo Geschichten leben. Entdecke jetzt