6. ~Emily~

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Ich versuchte mit aller Kraft aufmerksam zu bleiben, aber was gerade passiert war ist schrecklich. Ich habe mein ganzes Leben damit verbracht alles an mir zu verbergen, jetzt meinem Vater gegenüber zu stehen und zu wissen, dass jeder einzelne in diesem Raum wusste das ich ein Werwolf bin, ist grauenhaft. Ich fühle mich nicht wohl, als hätte mich gerade ein völlig Fremder nackt gesehen. Ich weiß nicht wie Feli so gechillt sein kann. Niemand beachtete mich mehr. Mein Blick fällt auf Stiles, der mich zwischendurch musterte und ich wurde rot. Mein Herz wurde schneller und ich musste kurz die Augen schließen. Alle arbeiteten und konzentrierten sich auf das Meeting, aber mit Stiles in einem Raum zu sein, nach dem was gerade ans Tageslicht kam, ist schrecklich. 

Man könnte sich denken das es doch gar nicht so schlimm sei, aber man muss verstehen, dass das seit über zehn Jahren mein bestens gehütetes Geheimnis war. Ich habe es immer versteckt, weil ich dachte wie mein Vater zu werden, wenn ich es herauslasse. Jetzt meinen Vater nachdenklich in der Ecke zu sehen, auf der Seite der guten, heilte etwas in mir. Das klingt komisch, aber ich hatte in dem Moment nicht mehr das Gefühl es verheimlichen zu müssen. Okay in der Schule würde ich es jetzt vielleicht nicht jedem erzählen, aber mich überkam das verlangen mit Ben darüber zu reden. Oder, ganz vielleicht, mit Kathrin. Zum ersten Mal bemerkte ich, dass ich mich an nichts mehr Erinnern kann von dem, was zwischen mir und meinem Vater passiert ist. Ich weiß nur das er sich ein Mal in meiner Gegenwart verwandelt hat und er nicht ausgesehen hat wie ein 'normaler' Werwolf. Dann ist er nie wieder gekommen. Ich drehte mich ein weiteres Mal zu Feli. Mein Herz setzte aus als ich sah wie blass sie war. Sie taumelte und war kurz davor in sich zusammenzusinken. "Feli? Geht es dir gut? Du bist so blass", frage ich besorgt. Alle drehen sich zu uns um und eilten sofort herbei. Feli taumelte noch an die Wand, dann wurde sie bewusstlos. Alle schienen furchtbar verwirrt, nur Stiles und ich blieben ruhig. "Sie hat eine Krankheit, das passiert öfters", stellte Stiles klar und versuchte sie irgendwie zwischen seine Schwester und die Schaulustigen zu stellen. Ich war sofort neben sie gesprungen und begann ihre Füße leicht nach oben zu halten. Keiner sonst machte die Anstalt sich irgendwie zu bewegen, außer Derek. Er ging zu mir und befahl mir mit einem kurzen Blick die Füße runterzulegen. Wie ferngesteuert folgte ich ihm. Das muss etwas mit seiner Autorität als Alpha zu tun haben oder so. 

Derek hob sie hoch und trug sie zu einem Sofa, das ich bis jetzt nicht bemerkt hatte. Sanft legte er sie ab und stellte sie dann wieder hin zu den anderen, die sich dann auch bewegt hatten und wieder einen Halbkreis um sie bildeten. Oder so etwas ähnliches. Da schoss ihr Körper wieder in die Höhe, als hätte sie einen Stromschlag bekommen. "Wie geht es dir?", fragte ich sofort und kam einen Schritt näher. "Ganz gut, ihr seid das gewohnt. Wieso schaut ihr mich so komisch an?", fragte sie und stand auch langsam auf, "Diskutiert weiter! Ich bin nicht der gefährliche Kanima, der durch Beacon Hills rennt und irgendwelche Menschen umbringt! Den solltet ihr nämlich fangen und seinen Meister. Den dürfen wir natürlich nicht vergessen" Sie schaute immer noch nicht gut aus, aber schon mehr wie sie. "Bewegt irgendjemand seinen Arsch heute noch um die beiden zu fangen?", fragte sie noch ein Mal. Peter zuckte mit den Schultern und erst jetzt bemerkte ich, dass er bei dem ganzen Geschehen eher abseits geblieben ist: "Ich will nicht besserwisserisch sein, aber sie hat recht."  

Ich bekam nichts von dem restlichen Meeting mit, und als es dann aus war und alle sich auf den Weg nach Hause machten, verabschiedete ich mich von Feli, die jetzt bei Stiles mitfuhr und setzte mich draußen erst Mal kurz auf die Stufen. Jemand setzte sie neben mich, aber ich sah die Person nicht an, versuchte nicht einmal herauszufinden wer es ist. "Und ich dachte mit nur noch Peter wäre die Hale Blutlinie jetzt komplett im Arsch", brach Derek dann das schweigen leicht belustigt. Jetzt drehte ich mich zu ihm. "Ist das jetzt positiv gemeint?", frage ich und zog meine Augenbrauen nach oben. "Jap, definitiv eine Hale!", höre ich Peter plötzlich sagen, der zu uns trat. Seltsamerweise, fühlte ich mich wohl. Ich musste auf Peters Bemerkung hin sogar kurz schmunzeln. "Gut, ich muss dann nach Hause...", stammelte ich und stand auf. Auch Derek erhob sich und verabschiedete sie mit einem kurzen nicken, bevor er nach drinnen verschwand. "Es... es war schön dich wieder zu sehen Emily...", fing Peter an. Ein leichtes lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus, aber kein ehrliches, sondern ein höfliches das nur zeigen sollte das ich ihn nicht beißen werde. 

Ich hob eine Hand und wirkte kurz, bevor ich mich umdrehte und meine Kapuze wieder überzog. Ich begann zu rennen und schaute nicht mehr zurück. Mein mir angekommen machte ich einen großen Satz und klammerte mich kurz an mein Fensterbrett, bevor ich das Fenster leise aufstieß und hineinkletterte. Man merkt ich war ein Profi in mich Nachts manchmal rauschleichen. Ich traute mich nicht ein Licht anzuschalten, also zog ich mich im dunklen schnell um bevor ich Ben kurz schrieb das ich wieder da war und mich schlafen legte.

In den nächsten Wochen passierte so einiges auf ein Mal. Wir fanden heraus das Matt, der seltsame Stalker eine Stufe über Feli und mir, der Meister des Kanima war. Wobei das erst nach meinem großen Drama war. Stiles war verschwunden gewesen. Ich hatte überall nach ihm gesucht. Wäre er dann nicht wieder bei sich zuhause aufgetaucht, wäre ich bestimmt noch verrückt vor Sorge geworden. Matt wurde dann tot in einem Fluss aufgefunden. Eigentlich schrecklich. Keiner weiß so genau wer ihn ermordet hat. Ich bin mir aber zu hundert Prozent sicher das er nicht von selbst in den Fluss gefallen war. Matt hatte schon immer Angst vor Wasser, oder eben seit dem Unfall, er wäre nie auch nur in die Nähe des Flusses gegangen. Jedenfalls nicht freiwillig. Ich habe ein ganz ungutes Gefühl bei Allisons ganzer Familie. Sie ist nebenbei mittlerweile auch total durch den Wind. Sie hat auf das Pack geschossen und versucht alle Werwölfe zu töten.     

Jetzt stolperten Feli und ich durch einen dunklen Gang. Eher gesagt Feli, durch meine übernatürliche Sicht fand ich mich recht gut zurecht. "Emily! Jetzt warte doch mal, ich seh hier überhaupt nichts", zischte sie hinter mir. In dem Moment hörte ich ein gedämpftes Krachen. Ich drehte mich um und sah, dass Feli hingefallen war und schmerzvoll ihr Gesicht verzerrte und heftig atmete um nicht zu schreien. "Verdammt Feli! Sei doch ein bisschen leiser", flüsterte ich, und ja ich weiß, dass das etwas asozial kommt, aber ich will sie beschützen und weiß nicht was hier sonst noch alles herumstreift. "Das nächste Mal stoße ich dich zu Boden und beschwere mich dann über die Lautstärke die du machst", zischte sie zurück und stand wieder auf. Als sie kurz stand zog sie scharf die Luft ein und ich merkte das es doch etwas ernstes sein könnte. "Hast du dir weh getan?", fragte ich, doch als ich sah wie nur etwas Blut ihr Knie hinunter lief, verdrehte ich die Augen. "Nicht schlimm, geht schon", flüsterte sie zurück und folgte mir. Ich konnte ihr Blut riechen, also ging ich stark davon aus das sie sich am Knie verletzt hatte. 

Schon lange bevor wir die anderen sehen konnten, nahm ich sie wahr, hörte was sie redeten und bekam ungefähr mit was dort vor sich ging, aber unter keinen Umständen hätte ich Felicity alleine hier herumrennen lassen. Als wir endlich ich Sichtweite des Geschehens kamen, sagte Derek irgendwas von er röche Blut, aber da ich wusste das er Feli riechen musste blendete ich alles weiter aus. Ich sah den anderen an das auch sie nicht zugehört hatten, denn in dem Moment als wir aus dem Schatten traten, fiel Lydia Jackson um den Hals. Mir fiel auf das es Stiles schwer fiel nicht zu weinen und in diesem Moment gab ich alle Hoffnung auf. Ich weiß, das kam schnell, aber in dem Moment wurde mir klar das ich eine Obsession mit ihm hatte, er Lydia aber nie aufgeben würde. Und allein das mein Herz nach dieser Erkenntnis sofort aufhörte zu schlagen als ich ihn anssah, bezeugte doch das meine Gefühle nie echt waren, oder? Ich wusste jedoch das er gerade jemanden brauchte, dem es auffiel, also ging ich hin und legte einfach eine Hand tröstend auf seine Schulter. Nicht mehr. Ich erhoffte mir nichts, dachte mir nichts. 

Jackson war jetzt auch ein Werwolf, oder irgendwas zwischen Kanima und Werwolf. "Was hab ich verpasst?", brach es jetzt endlich aus Feli heraus, die noch immer am selben Ort stand und sich verwirrt umschaute. Alle drehten sich zu ihr. Stiles schüttelte meine Hand sanft ab und ging zu ihr hinüber. "Naja, alles", antwortete er ihr, "Ich erzähl es dir auf dem Weg nach Hause. Emily, willst du mitfahren?" Ich nickte, ärgerte mich stumm darüber das ich Feli den ganzen Gang geführt hatte, nur um jetzt wieder zu gehen, folgte den beiden aber leicht lächelnd. Feli winkte den anderen noch Mal strahlend zu, dann gingen wir hinaus, wohlbemerkt bei einem normalen Ausgang, den mich Feli zuvor einfach nicht suchen lassen hat wollen, weil wir ja so viel schneller sind...

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 27 ⏰

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