Bedrückung

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Bedrückt ging Jane die Straße hinab. Niemand schien sich für sie zu interessieren. Ihre Familie war genervt davon, dass es ihr nicht gut ging und ihre Freundinnen waren einfach nicht zu erreichen.

Frustriert kickte sie einen Stein. Warum schien sich alles und jeder gegen sie verschworen zu haben? Warum schien glücklich sein zu viel verlangt zu sein? Warum fühlte sie sich so einsam?

Ihr Blick war starr auf den Boden gerichtet, während sie einen Schritt nach dem anderen machte. Sie sollte bald umkehren, sonst würde es irgendwann zu kalt werden in dem T-Shirt. Sie wollte nicht. Doch sie tat es trotzdem.

Widerwillig schlug sie den Weg zurück zu ihrem Zuhause ein. Sie wollte ihren Eltern noch nicht wieder begegnen; wollte sich keine Vorträge darüber anhören müssen, dass sie noch tausend Dinge erledigen sollte. Dass es egal war, ob sie sich gerade in der Lage dazu fühlte.

Sie wollte sich in ihr Zimmer sperren und eine Nachricht erhalten haben, damit sie endlich mit jemandem reden konnte, der sie zumindest ein wenig verstehen würde.

Für einen Moment blieb sie stehen, betrachtete die Kühe auf der Weide. Eigentlich war die Ecke hier sehr schön mit den vielen Bäumen und Wiesen. Sie bedauerte, dies gerade nicht mehr genießen zu können.

Ein Windhauch drängte sie zum Weitergehen.

Es war nur noch gut ein Kilometer bis zu dem Haus, in dem sie schon ihr ganzes Leben lebte. Ihre Schritte wurden zögerlicher, doch sie zwang sich weiterhin einen Fuß vor den anderen zu setzen. Vielleicht würde sie es ja sogar schaffen, sich an ihren Eltern vorbei zu schmuggeln.

So leise wie möglich schloss sie die Haustür auf. Aus der Küche war Musik zu hören. Das war gut. Dann saßen ihre Eltern gerade beim Abendessen.

Sie streifte sich die Schuhe von den Füßen und schlich auf Socken die Treppe hinauf.

Mit einem erleichterten Ausatmen ließ sie sich auf ihrem Bett nieder. Doch was nun? Ihr Handy zeigte keine neue Benachrichtigung an.

Enttäuscht lehnte sie sich gegen die Wand und starrte ins Nichts. Zur Tarnung hatte sie Kopfhörer aufgesetzt. So könnte sie Leute, die unerlaubt ihr Zimmer betraten, mit einer guten Ausrede ignorieren.

Stunde um Stunde verging, in der Jane tatsächlich noch etwas Musik hörte und Videos anschaute, bis sie es spät in der Nacht endlich schaffte einzuschlafen.

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