Ich ging auf das Licht zu. Langsam, stockend. Die Unsicherheit hatte meine anfangs noch recht zügigen Schritte immer weiter ausgebremst. Was mochte es nur sein? Als ich endlich kurz davor war, das Licht zu ergreifen, erlosch es plötzlich. Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, wie es schräg links vor mir wieder auftauchte. Verwundert sah ich von dem Leuchten zu der nun verhältnismäßig dunklen Stelle direkt vor mir und anschließend zurück zu dem Licht. Ob es mich irgendwo hin führen wollte? Unsicher starrte ich den hellen Punkt an, der so unschuldig aussehend vor sich hin schwebte, mich stumm zu sich rief. Ob es auch sowas wie ein Irrlicht war, das mich in meinen sicheren Tod führen würde? Ich gab mir einen Ruck, schluckte die Angst hinunter und trat auf das Licht zu. Erstens gab es solche Irrlichter nur in irgendwelchen Fantasiegeschichten, die erfunden wurden, um Leute von bestimmten Orten fern zu halten, und zweitens: Wenn dies mein Schicksal sein sollte, würde ich mich ihm beugen. Also folgte ich dem Licht. Tiefer und tiefer in den Wald hinein führte es mich. Mit jeder Minute, die verstrich, wurde es dunkler. Das Knacken der Äste klang plötzlich nach Gefahr. Ich fröstelte, obwohl der Abend eigentlich recht mild war. Diese düstere Stimmung, die in diesem dunklen Wald herrschte, war es, die mir die Gänsehaut auf die Arme trieb. Tagsüber war es bestimmt ein angenehm friedlicher Ort, an dem man nur ab und zu auf einige wenige Spaziergänger traf und ansonsten wunderbar nachdenken konnte, doch bei Nacht ... Wie gerne ich jetzt in meinem Bett liegen und gemütlich fernsehen würde, aber nein, stattdessen schlich ich einem auf magische Weise verschwindenden und wieder auftauchenden Licht hinterher, das mich durch einen gottverlassenden Wald führte. Ein Windhauch strich über meine nackten Arme. Anscheinend war hier ganz in der Nähe eine Lichtung oder sowas, sonst würde er wohl kaum zwischen die dicken Stämme geraten, so dicht, wie das Blätterdach über mir war. Und tatsächlich. Kurze Zeit später lichteten sich die Bäume und ich fand mich auf einer kleinen Wiese wieder. Langsam ließ ich meinen Blick schweifen. Braune Stämme, grüne Blätter, grünes, kurzes Gras und ... ein Haus? Das Licht vor mir verschwand einmal mehr, um anschließend auffordernd näher an der Holzhütte wieder aufzutauchen. Ich sollte in diesen Schuppen gehen? Und wer sagte mir, dass das Dach nicht direkt über meinem Kopf zusammenfallen und mich unter sich begraben würde? Oder dass ich durch den Boden in einen Keller brechen würde? In diesem Moment bereute ich es, mich meinem Schicksal stellen zu wollen. Ich atmete noch einmal tief durch, ehe ich die letzten paar Schritte auf die Hütte zu trat. Ich würde jetzt keinen Rückzieher mehr machen. Unbehaglich streckte ich meine Hand nach dem Türgriff aus. Na dann ab ins Verderben, oder was auch immer mich hinter dieser Tür erwartete.
Joa hier wollte ich vor ein paar Monaten eigentlich nur ausprobieren, ob ein gewisses Lied noch als Inspiration funktioniert. Offensichtlich schon ^^