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Plötzlich greift seine Hand fest in mein Haar und zieht meinen Kopf so in den Nacken. Ich gebe mir Mühe kaum eine Reaktion zu zeigen, auch wenn es mir nicht leichtfällt, da meine Kopfhaut extrem anfängt zu brennen. „Du könntest dich bei mir bedanken." Angewidert verziehe ich das Gesicht. „Du hast keine Ahnung wie oft ich mir schon vorgestellt habe, wie du vor mir kniest." Ich schwöre das ich ihm gleich vor die Füße kotze, wenn er nicht aufhört. „Niemals." Presse ich hervor.

Meine Augen sind starr auf seine gerichtet und ich schlage nach seinem Gesicht, als sich seine Hand an meinem Körper weiter nach unten schiebt. Ein hässlicher Kratzer zieht sich über deine linke Wange. „Du dumme Schlampe." Sein Griff wird fester und er zieht mich wieder an sich als wäre ich eine dumme Puppe. „Fick dich." Zische ich.

Bevor er weiter gehen kann, höre ich ein Räuspern und sehe zur Tür, in der Ethan steht. „Ich wäre dafür das du sie jetzt loslässt." Sagt er trocken und kalt. Ohne auch nur zu zögern, zieht Nikola seine Hände zurück. „Ich werde sowieso im Keller erwartet." Meine Augen weiten sich. „Was? Wieso sollst du in den Keller." Und böses Grinsen zeichnet sich in seinem Gesicht ab, als er ohne ein weiteres Wort an Ethan vorbei geht. „Ethan." Sage ich atemlos und sehe Nikola hinterher.

„Papá gibt bestimmt nur mit seiner Errungenschaft an." Ich weiß, was er mit Errungenschaft mein. Er meint die Familie Santos. „Das darf er nicht. Nikola hasst Rio und-." Sofort breche ich ab. Fuck! Ethan weiß doch nichts davon. „Wieso machst du dir so Sorgen darum, dass Rio etwas passieren könnte." Ethan kommt auf mich zu.

Doch anstatt wirklich zu mir zu kommen, nimmt er Décio auf den Arm und legt den Kochlöffel zurück. „Ethan ist wirklich nett du brauchst keine Angst vor ihm haben." Sage ich etwas abwesend zu Décio und er nickt leicht. „Geh nach unten. Irgendwas stimmt nicht. Erzähl es mir nachher, aber jetzt kümmere dich erst darum."

Schnell nicke ich und verschwinde aus der Küche. Meine Beine tragen mich schnell runter in den Keller, wo ich sehe wie gerade die Tür zu Rios Raum geöffnet wird. Noch etwas schneller stürme ich nach unten, wo ich auch meinen Vater sehe. „Was genau soll das hier werden?" Meine Stimme trieft vor Wut und ich kann es kaum fassen.

„Nikola meinte er hätte noch eine offene Rechnung mit dem jungen Santos." Erst jetzt bemerke ich wie Nikola langsam in den Raum geht. Das wagt er nicht. Tatsächlich verschwende ich nicht einmal einen Gedanken daran, was ich hier tue, denn ich handle einfach nur. Fest packe ich Nikola am Arm und ziehe ihn aus der Tür.

Innerlich bete ich, dass Rio mich nicht gesehen hat. Ein kurzer Blick dich die Glasscheibe genügt, um zu wissen, dass er Nikola definitiv erkannt hat. Mit aller Kraft, die ich besitze, drücke ich Nikola gegen die Scheibe. „Lass dein verficktes Fingern von ihm. Oder ich schwöre, dass ich dich töten werde." Auf meine Drohung hin lacht er nur.

„Wie niedlich. Ist da jemand verliebt." Das hat er nicht gesagt. Unsere beiden Familien stehen gerade hier und er sagt das einfach. Kurz entgleist mir meine Miene, aber ich fasse mich direkt wieder. „Wieso sollte ich in den Bastard verliebt sein?" Frage ich provokant. Sie dürfen es nicht wissen. Es darf einfach nicht sein.

„Hm, lass mich mal überlegen. Weil du die ganze Zeit etwas an ihm gefunden hast. Um ehrlich zu sein ich habe keine Ahnung was, immerhin haben seine Eltern deine Mutter auf dem Gewissen." Fest schlage ich gegen seine Brust. „Halt endlich deine verdammte Klappe!" Schreie ich ihn an. Ich will ihn leiden lassen.

Erneut will ich ausholen doch mein Arm wird gepackt und ich werde daran nach hinten gezogen. „Stimmt es, was er sagt, Catherine." Papás Stimme klingt so angsteinlösend, dass es mir kalt den Rücken herunterläuft. „Natürlich nicht. Ja, ich hatte etwas mit Rio. Aber nur für den Plan. Das war alles gespielt. Du weißt das doch Papá."

Die Versuche mich herauszureden, bringen nichts. Mein Vater hat alles verstanden, was er verstehen musste. Und er kocht vor Wut. „Und du hast nicht einmal ein schlechtes Gewissen." Seine Hände lösen sich von mir, als hätte er sich verbrannt. „Geh mir aus den Augen." Wie erstarrt bleibe ich stehen. Das kann er nicht ernst meinen. Nein.

Wieso bilden sich diese dummen Tränen in meinen Augen? Und warum tut das so sehr weh? Auch wenn ich es nicht möchte, verlässt ein leises Schluchzen meine Kehle, während mein Blick starr auf den Boden gerichtet ist. Ich versuche mich zusammenzureißen aber es funktioniert nicht. „Du sollst verschwinden. Ich kann dich nicht ansehen." Papás Worte treffen mich hart und bewege mich endlich wieder. Wenn auch nur langsam gehe ich aus dem Keller heraus.

Ich kann es nicht fassen, als ich gerade die Tür schließen will, höre ich nochmal seine Stimme. „Das tut mir aufrichtig leid. Ich verstehe natürlich komplett, wenn sie das jetzt alles auflösen möchten. Vor allem du Nikola." Meint mein Vater das wirklich ernst? Er entschuldigt sich bei allen dafür das ich jemanden liebe? Es tut einfach nur noch weh.

Hinter mir lasse ich die Tür ins Schloss fallen und lehne mich dagegen. Mein Selbsthass ist im Moment mindestens genauso groß, wie der Hass auf Nikola. Bisher hatte er es doch auch niemandem gesagt. Wieso jetzt? Wahrscheinlich, weil ich ihn zu sehr provoziert habe. All das ist meine Schuld. Nach und nach bleibt mir immer mehr die Luft weg.

Genau so hat es sich damals angefühlt, als ich im Internat ohnmächtig wurde. Dieses Mal bin ich stärker. Nicht noch einmal werde ich den einfachen Weg gehen. Ich bleibe wach, auch wenn der Rand meiner Augen langsam schwarz wird. Schnell stoße ich mich von der Wand ab und laufe die paar Schritte zur Küche.

Mit kaltem Wasser wasche ich mein Gesicht und trinke dann auch etwas. Aus dem Augenwinkel sehe ich eine Person und ich kann mir schon denken, wer es ist. „Bist du jetzt zufrieden?" Frage ich fast schon etwas erschöpft. „Es ist ziemlich traurig, wenn man an deiner Stelle heult, das weißt du schon, oder?" Wie ich Nikola doch hasse.

„Ja ich weiß selbst das ich erbärmlich bin. Danke." Seine Schritte kommen näher, bis er direkt hinter mir steht. „Sei froh. Ich konnte meine Eltern davon überzeugen, dass das alles nur ein dummer Fehler oder Ausrutscher war und du meine Verlobte bleibst." Nun ist auch die einzig gute Sache daran zur Nichte gegangen. „Ja super."

Wenn er die Ironie nicht herausgehört hat, ignoriert er sie einfach nur. „Freue dich doch. Du darfst mich bald heiraten. Dann musst du dich nicht mehr mit diesen ganzen komischen Sachen herumschlagen." Aber ich will mich damit herumschlagen. Ich will keinen Mann, der denkt er könnte alles machen, nur weil er einen Schwanz hat. 

Mit dem Ellenbogen hole ich aus und ramme ihn fest in Nikolas Rippen. „Lass mich in Ruhe Arschloch." Ohne ihn noch eines Blickes zu würdigen, gehe ich aus der Küche und hoch in mein Zimmer. Eine Ahnung wie lang es dauern wird bis Papá sich beruhigt hat weiß ich nicht. Vielleicht sogar nie. Immerhin bin ich genauso. Verrät man mich einmal werde ich dieser Person niemals verzeihen. Jedoch sollte das Kindern gegenüber vielleicht anders sein. Ich werde es wohl oder übel herausfinden müssen. Egal wann.

Das sind die Momente, in denen ich mir wünsche, dass meine Mamá noch hier wäre. Natürlich will ich das generell, aber gerade würde ich sie einfach brauchen. Sie und Papá haben sich auch nicht normal kennengelernt. Ihre Ehe wurde arrangiert um zwei Kartelle zu verbünden. So wie bei mir und Nikola. Doch mit der Zeit ist etwas zwischen ihnen entstanden. Sie sind sich schon immer mit Respekt gegenübergestanden, aber nie mit Liebe. Irgendwann ist trotzdem alles gut geworden. Sogar einzigartig.

So etwas fühle ich bei Rio. Jedoch wird es nie bei Nikola so sein. Zudem werde ich Rio niemals aufgeben können, auch wenn ich das vielleicht muss. Obwohl wenn mein Vater mich jetzt sowieso schon hasst, könne ich doch versuchen das mit Rio zu retten. Oder etwa nicht?

The Mask "Is that You?"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt