Kapitel 9

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Lachend rannte er über die Wiese, verfolgt von sieben kleinen Leoparden, die ihr kindliches Gebrüll ausstießen und immer wieder liebevoll nach ihm schnappten.

Gespielt, erschöpft ließ er sich ins Gras fallen und sofort waren sie über ihm. Maxim kicherte ausgelassen.

Raue Zungen schleckten ihn ab, kleine Zähnchen knabberten an ihm, taten ihm aber nicht weh. Auch die Krallen zogen sie ein.

Henry erklärte es ihm. Von Anfang an wurde ihnen beigebracht, dass sie vorsichtig sein mussten und sich nicht gegenseitig verletzen sollten.

Ein tiefes Lachen hallte durch den Garten. Sofort sah er auf und auch seine kleinen Spielkameraden hielten inne.

Innerhalb weniger Sekunden sprangen sie auf und sprinteten zu Henry, der in die Hocke ging und sie begrüßte.

Sie liebten ihr zukünftiges Alphatier, wussten, dass er sie immer beschützen würde. Für seinen Gefährten war das Rudel, neben ihm, das Wichtigste.

Maxim setzte sich auf und betrachtete lächelnd, wie die Bande nun versuchte, auf Henry zu klettern. So hart und dominant er auch sein konnte, verfügte Henry auch über eine sehr weiche Seite und ließ sich viel gefallen.

Lächelnd erhob er sich und ging zu ihnen.

Henry, der mittlerweile auf dem Rücken inmitten der wilden Meute lag, sah zu ihm hoch. Das Lächeln, das er ihm schenkte, brachte selbst dessen Augen zum Strahlen.

»Sie lieben dich«, sagte Maxim und deutete auf die Kleinen.

»Das tun sie. Ebenso wie ich sie liebe. Sie sind unsere Zukunft. Jeder einzelne von ihnen ist eine Bereicherung für das Rudel. Ohne die Jungtiere wäre ein Rudel nur eine Fassade, würde eingehen und sterben. Sie bringen das Leben und die Freude, sie sind der Grund, wieso wir bis zum Tode kämpfen würden.« Er streckte seine Hand nach Maxim aus, die dieser ergriff. »Aber einen liebe ich noch etwas mehr. Ihm gehört mein Herz.« Wie immer, wenn Henry so etwas sagte, errötete Maxim auf der Stelle. Es war, trotz der Zeit, die er nun schon hier war, immer noch etwas Neues für ihn, dass jemand ihm so unverblümt seine Gefühle zeigte, dass er jemandem so viel bedeutete.

Seine Finger verschränkten sich mit Henrys.

»Und er liebt dich ebenso«, sagte er leise, da er wusste, dass Henry mit seinem hervorragenden Gehör nichts entging. Auch wenn sie beide noch nicht alles miteinander teilen, was Gefährten in intimen Augenblicken taten, so wusste er ohne Einschränkung, dass sein Herz Henry gehörte. Kein anderer Mann würde ihn je so tief berühren können, keinem würde er je so viel bedeuten wie diesem Leoparden.

Das Leben im Rudel, unter all den Wandlern, war jeden Tag aufs Neue ein Abenteuer, eine Herausforderung, doch er stellte sich allem, wusste, dass Henry immer da sein würde, wenn er ihn brauchte.

Mit vielen schloss er schon Freundschaften. Einige davon waren selbst menschliche Gefährten und verstanden ihn deshalb gut, seine Sorgen und Ängste. Aber sie machten ihm auch Mut, zeigten ihm, dass es nichts Schöneres gab, als mit einem Leoparden verbunden zu sein, der alles tun würde, um einen zu lieben und vor Gefahren zu bewahren.

Abraham und er verstanden sich auch sehr gut. Oft saß er mit dem großen, schweigsamen Mann zusammen, während er ihm zeigte, wie man schnitzte oder in der Schmiede Messer herstellte. Sein Schwiegervater in spe sagte ihm, er sei glücklich darüber, dass sein Sohn nun seinen wahren Gefährten gefunden habe. Zu lange sei er allein gewesen, immer nur getrieben von seiner Verpflichtung dem Rudel gegenüber.

»Es ist wichtig, dass er so treu zu seinen Leuten steht, aber so manches Mal hat er vergessen zu leben. Seit du hier bist, ist er aufgeblüht. Trotz der schwierigen Lage, in der wir uns befinden, kann er lachen, freut sich am Leben. Ich danke dir, Maxim, ich danke dir, dass du ihn liebst. Wenn ich irgendwann nicht mehr bin, weiß ich, dass er, mit dir als Alphagefährten an seiner Seite, dem Rudel ein guter Anführer sein wird. Du wirst ihm mit deiner Liebe Halt geben, einen Grund zu leben und zu kämpfen.«

Sein Prinz (Welt der Wandler 1) - Weg zur LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt