Kapitel 5

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Unschlüssig stand Maxim frisch geduscht vor dem Bett und betrachtete die Kleidungsstücke, die darauf verteilt lagen. Sie gefielen ihm alle.

Nach kurzem Überlegen griff er nach einem etwas weiteren T-Shirt, das die bandagierte Brust bedeckte und einer Jeans, die genau seiner Größe entsprach. Angezogen stellte er sich vor den Spiegel und seufzte leise.

Er sah noch immer aus wie ein lebender Boxsack. Die Wunden würden sicher bald verblassen. Dieser Heiler leistete wirklich ganze Arbeit.

Seine Rippen schmerzten noch etwas, weshalb er sich bemühte, keine zu schnellen Bewegungen zu machen.

Wenn er sich so betrachtete, fragte er sich, was ein Mann wie Henry an einem halben Hemd wie ihm finden sollte? Er war zwar nicht klein, dafür aber schmächtig und besaß wenig Kraft. Wirkliche Muskeln suchte man bei ihm vergebens.

Henry dagegen war ein gut trainierter Mann, der mehr Kraft besaß, als Maxim es sich vorstellen konnte. Sein Körper war bedeckt von Tattoos, was ihm ein noch männlicheres Aussehen verlieh.

Mit einer unbedachten Bewegung konnte er Maxim wahrscheinlich alle Knochen brechen.

Doch selbst dieser Gedanke löste bei ihm nicht die Angst aus, die Maxim erwartete. Irgendetwas tief in ihm sagte ihm, dass Henry ihm nichts antun würde. Woher nahm er dieses Wissen? Hatte das etwas mit der Verbindung zu tun, von der Henry immerzu sprach? Spürte er ihn tatsächlich in seinem Herzen?

Sollte er ihm und diesem Leben hier möglicherweise doch eine Chance geben? Was konnte er schon verlieren? Auf keinen Fall wollte er zurück in sein altes Dasein, das geprägt war von Angst und Gewalt. Seit er hier war, tat ihm keiner etwas. Im Gegenteil, sie halfen und heilten ihn.

»Sei nicht so ein Feigling! Nimm deinen Mut zusammen und stell dich dem Neuen! Vielleicht hast du hier endlich mal Glück!«, sagte er leise und doch nachdrücklich zu seinem eigenen Spiegelbild.

Maxim würde sich nicht feige hier in diesem Zimmer verkriechen und darauf warten, was geschah. Nein, er würde sich dem, was kam, stellen und er hoffte sehr, dass seine Hoffnungen nicht enttäuscht würden. Henry schüchterte ihn immer noch ein, aber da war so viel mehr, was er empfand, wenn dieser Mann in der Nähe war. So starke Gefühle kannte er nicht, fühlte noch nie zuvor für einen Kerl so viel. Seine Blicke waren wie Berührungen, sein Geruch machte es Maxim schwer, sich nicht an ihn zu schmiegen. Tief atmete er ein und bekam den Eindruck, Henrys Duft noch immer in der Nase zu haben, nur viel intensiver als zuvor.

Grinsend schüttelte er den Kopf über sich selbst. Er wurde wahrscheinlich langsam aber sicher verrückt. Schnell zog er sich noch seine Schuhe an, die vor dem Bett standen.

Dem Flur vor dem Zimmer folgte er so lange, bis er die Küche erreichte, wo Henry und Silver in merkwürdiger Eintracht beisammen saßen und sich Muffins schmecken ließen.

Zuvor war es ihm erschienen, als könnten die beiden sich nicht ausstehen.

Na vielleicht nutzten sie die Zeit und redeten, das schaffte ja meistens viele Missverständnisse aus der Welt.

Silver hob den Kopf und lächelte leicht. Er schien noch unsicher zu sein, wie Maxim über ihre Freundschaft dachte. Klar war er immer noch etwas angefressen, weil er ihm diese wichtige Sache so lange verheimlichte, doch je länger er darüber nachdachte, desto deutlicher wurde ihm bewusst, das Silver so handeln musste. Maxim konnte nicht sagen, wie er reagiert hätte.

Als er sich auf einen Stuhl gleiten ließ, schenkte er ihm deshalb ein freundschaftliches Lächeln.

Als er zu Henry sah, durchlief es ihn heiß, denn er nahm wahr, dass dessen Augen auf ihm ruhten, Begehren im Blick. Sein Schwanz begann sich zu regen und sowohl Henry als auch Silver zogen nach einigen Augenblicken scharf die Luft ein.

Sein Prinz (Welt der Wandler 1) - Weg zur LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt