Kapitel 1

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Das ist meine allererste Fanfiktion, die ich vor Jahren angefangen und mehrfach umgeschrieben, jedoch nie beendet habe. Doch jetzt habe ich mich nochmal dran gesetzt und sie ist endlich fertig. Viel Spaß beim Lesen.

Sicht Miriam
Es ist Samstag. Eigentlich mag ich Samstags, doch wenn sie so wie heute sind, mag ich sie nicht. Heute kommen wieder Leute, die jemanden von uns adoptieren wollen. So ist es an mindestens einem Samstag im Monat, hier im Heim. An sich würde ich es ja schön finden, wieder eine richtige Familie zu haben, denn so toll war es hier auch nicht. Dennoch besser als bei meiner alten Familie und die Angst davor, dass sie wieder so sein würden, sitzt tief bei mir. Und außerdem war es ja nicht sicher, dass eine Adoptivfamilie sich wie eine richtige Familie anfühlen könnte. Deshalb finde ich es besser, im Heim zu bleiben, hier ist es immerhin sicher.
Heute müssen wir wie immer an diesen Samstagen den Essensraum umräumen. Die Tische kommen an die Seite und die Stühle werden in Reihen in die Mitte gestellt. Dann müssen wir uns auf die Stühle setzen und die Leute stellen sich vor und können sich einen Überblick verschaffen, bevor sie später einzeln mit uns reden. Ich setzte mich wie immer nach ganz hinten, denn wenn die Leute mich beim Vorstellen nicht sahen, war die Chance höher, dass sie mich später nicht wollten.

Sicht Thomas
Ich nehme Steff fest in den Arm, bevor wir ins Auto steigen und zum Kinderheim fahren. "Alles wird gut und wenn du nachher merken solltest, dass es falsch ist, dann lassen wir es", sage ich zu Steff und sie nickt zögerlich.
Heute ist es soweit, wir haben alle Termine beim Jugendamt hinter uns und dürfen ein Kind adoptieren. Unsere eigene Tochter ist vor acht Jahren leider kurz nach der Geburt gestorben. Stefanie will seitdem nicht mehr schwanger werden, da sie zu viel Angst hat, das Kind wieder zu verlieren. Daher haben wir uns für eine Adoption entschieden.
Beim Heim angekommen werden wir von den Leiterin freundlich begrüßt und in den Raum geführt, wo wir uns vorstellen sollen. Diesmal redet Steff nicht wie immer bei Interviews oder auf der Bühne das meiste, sie ist so nervös, dass ich das meiste übernehme. Als wir die Band erwähnen, geht leises Getuschel durch die Reihen, doch die Erzieherin verschafft uns schnell Ruhe, so dass wir zu Ende erzählen können. Dann werden die Kinder in ihre Zimmer geschickt und uns wird erklärt, wie es jetzt weitergeht. Ich habe gemerkt, dass Steff immer wieder zu den einen Mädchen in der letzten Reihe geschaut hat und wie das Mädchen, als es die Blicke bemerkt hat, versucht sich immer kleiner zu machen.
Wir beginnen dann in die Zimmer zu gehen und einzeln mit den Kindern zu reden. Viele versuchen uns von sich zu überzeugen, doch wir merken schnell, dass viele sich nur für die Band interessieren und sich davon etwas erhoffen. Nach einigen Gesprächen kommen wir in das Zimmer des Mädchens. Sie sitzt auf dem Bett und zuckt zusammen, als wir hereinkommen. Als sie und erblickt scheint sie nicht ein wenig tiefer in die Kissen zu sinken und klammert sich nicht mehr an dem Buch fest, welches ich jetzt erst auf ihren Schoß bemerke. Wir beginnen eine Gespräch mit ihr und erfahren, dass sie Miriam heißt und acht Jahre alt ist. Als wir sie fragen was sie gerne macht antwortet sie nicht, woraufhin die Erzieherin und für eine Gespräch nach draußen bittet. Sie erklärt uns vor der Tür, dass sie Angst hast zu benennen was sie gerne macht, da sie von ihren Eltern geschlagen wurde, wenn sie auch nur ein Hobby oder etwas was sie gerne gemacht hat genannt hat, da sie dort nicht spielen durfte. "Hier in Heim unter den Leuten die sie kennt, ist sie mitlerweile recht offen, doch vor neuen Leuten hat sie viel Angst. Sie ist nett und hat viele Interessen, dennoch kann ich leider nicht sagen, dass sie es mit ihr leicht haben werden. Aber ich denke wenn man ihr nur genug Zeit gibt, wird sie sich gut einleben." Ich bin geschockt, dass sie geschlagen wurde und auch Steff sieht man den Schock deutlich an, dennoch erkenne ich den Blick in ihren Augen und weiß schon wie sich sich wahrscheinlich entscheiden wird und auch ich bin da auf ihrer Seite.

Sicht Steff
Als ich das höre, möchte ich am liebsten wieder in das Zimmer gehen und Miriam in den Arm nehmen. Ihr sagen, dass wir ihr ein schönes Zuhause geben können. Natürlich mache ich es nicht, denn es wäre unangemessen und würde ihr nur Angst machen. Dann gehen wir noch in zwei weitere Zimmer und bekommen danach etwas Bedenkzeit, wobei Thomas und ich uns nur ansehen müssen und ich weiß, dass er weiß, was ich denke. Wir nicken dann gleichzeitig und sind uns ohne Worte einig. "Miriam?", frage ich dennoch zu Sicherheit. "Miriam.", bestätigt er lächelnd.
Als wir der Heimleiterin unsere Entscheidung mitteilen, lächelt sie. "Ich freue mich für Miriam, denn ich habe das Gefühl, bei Ihnen wird es ihr sehr gut gehen." Wir regeln dann noch formelle Sachen, bevor wir gemeinsam Miriams Sachen packen. Sie sieht nicht gerade glücklich aus, über unsere Entscheidung, dennoch packt sie ohne Widerworte ihre Sachen. Die Fahrt verläuft recht schweigsam.
Zuhause angekommen, zeigen wir Miriam ihr Zimmer. "Noch ist es recht neutral, da wir möchten, dass du es dir einrichtest, wie du magst. Dafür können wir in den nächsten Tagen gerne noch etwas einkaufen", sage ich, als wir das Zimmer betreten. "Auch die Wände können wir streichen", schiebe noch hinterher. Bisher sind die Wände weiß und das Zimmer beinhaltet nur ein Bett mit Nachttisch, einen Kleiderschrank und ein Regal in Holzoptik. Miriam schaut sich alles an und dreht sich dann unsicher in unsere Richtung. "Danke",kommt es leise von ihr. "Gerne", ich lächle sie an. "Wollen wir deine Sachen zusammen auspacken oder möchtest du das alleine machen?", frage ich, als Thomas mit den Taschen um die Ecke kommt. "Du würdest mir helfen?", fragt sie ungläubig. "Klar, sonst hätte ich ja nicht gefragt." Sie nimmt das Angebot an und wir machen uns gemeinsam daran, alles einzusortieren. Die Klamotten kommen in den Schrank und die anderen Sachen sind Regal. Ein großen Kuschelhasen setzt sie unsicher auf das Bett und sieht mich dabei fragend an. Ich nicke ihr zustimmend zu. Wir reden ein wenig, wobei ich das meiste sage, da sie noch sehr unsicher ist und kein Vertrauen hat, was absolut verständlich ist, nach der kurzen Zeit. Ihre Zahnputzsachen bringen wir ins Bad, wobei ich das gleich mit einer Tour durch die obere Etage verbinde, auch wenn es hier nicht viel zu sehen gibt, außer das Bad unserer Schlafzimmer und einen kleinen Hobbyraum, in dem sich eher Krimskrams und ein paar alte Instrumente stapeln.
Danach gehen wir nach unten und bereiten gemeinsam das Abendessen zu.

Sicht Miriam
Nach dem Abendessen schauen wir noch einen Film, ich darf ihn aussuchen und entscheide mich für Emil und die Detektive, da ich alle Filme von Erich Kästner aus dem Heim kenne und sie sehr gerne mag.
Nach dem Film mache ich mich fertig zum Schlafen. Thomas wünscht mir im Wohnzimmer schon eine gute Nacht und Stefanie begleitet mich nach oben. In diesem Moment habe ich wieder Angst, dass etwas passiert, doch es passiert nichts. Sie wünscht mir nur eine gute Nacht,macht das Licht aus und geht dann wieder nach unten. Bestimmt ist das nur der erste gute Eindruck, den sie vermitteln wollen. Meine Eltern waren auch außen hin auch nett, nur wenn niemand schaute nicht. Ich hätte nie mitgehen sollen, sie wirken zwar nett, aber das täuscht bestimmt nur. Ich versuche einfach alles richtig zu machen, dann passiert vielleicht nichts, denke ich, bevor ich einschlafe.
Mitten in der Nacht wache ich auf. Jetzt passiert es, ist das erste was ich denke, bis eine Stimme zu mir durchdringt. "Hey Miriam, alles ist gut, du hast nur schlecht geträumt", kommt es von Stefanie und ich erinnere mich wieder, wo ich bin. Sie sind nicht hier, es war derselbe Traum wie immer, denke ich und rücke trotzdem ein Stück näher an die Wand, denn ich kann ihr nicht trauen. "Was hast du geträumt? Möchtest du darüber reden?" Ich schüttle den Kopf. "Okay, dann gehe ich wieder rüber, wenn was ist, kannst du jeder Zeit zu uns kommen", bietet Stefanie mir noch an. Dann geht sie aus dem Zimmer und schließt vorsichtig die Tür hinter sich. Ich bin wieder alleine mit meinem Traum, doch ich bin auch ein wenig erleichtert, denn es ist nichts passiert. Noch nicht, ermahne ich mich selbst, bevor ich wieder einschlafe.

Unsere Tochter?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt