von Finsternis und Kerzenschein

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Von Hinten spürte ich einen leichten Druck auf meiner Schulter, erschrocken zuckte ich zusammen, mein Herz schlug mir bis zum Hals und meine Knien wurden weich und begannen zu wackeln. Kaum eine Sekunde später knickten sie weg, doch statt auf dem Boden zu landen hielten mich zwei ziemlich starke Arme fest. Ein warmer Atem streifte mein Ohr "du hast ja doch Angst"
Dieser Mistkerl!
Ich wollte aufstehen, ihn schlagen, anmeckern. Aber er hatte recht, ich hatte tatsächlich Angst und irgendwie war ich froh das ich nicht alleine war.
Als er die Taschenlampe von seinem Smartphone einschaltete beruhigte ich mich ein wenig. "Wieso ist der Strom weg?" meine Stimme klang nicht einmal annähernd so fest wie es beabsichtigt war, ich stotterte leicht und es klang schon fast wie ein Schluchzen. Was bin ich nur für ein Weichei!?
"Nein! ich weiß es nicht, wahrscheinlich ist eine Sicherung raus geflogen, aber um das zu überprüfen muss ich morgen mit dem Hausemeister reden"
Was Morgen früh erst !!!???
Er schien meine Nervosität zu bemerken, was aber wirklich kein Kunststück war denn ich kaute immer auffällig auf meiner Lippe herum, wenn ich nervös war. "Komm und iss erst einmal, ich habe italienisch gekocht"
Er wirkte so ungewöhnlich fürsorglich, aber ich ließ mich trotzdem von ihm in Küche buxieren. Seine Spaghetti Carbonara waren wirklich unglaublich gut, es ließ mich beinahe vergessen, dass nur das licht seines Smartphones die Küche in ein leichtes Licht tauchte.
"Also Hut ab V! wo hast du gelernt so zu kochen? "
"Das meiste habe ich mir selbst bei gebracht, weist du meine mom ist früh gestorben und mein Dad konnte überhaupt nicht kochen"
er versank kurz in Kindheitserinnerungen, wow... irgendwie glaube ich das hinter dieser harten bösen Schale ein kleines verletztes Kind steckt.
"Sag mal V..." begann ich und stocherte etwas zögerlich in meinem Essen herum.
"Ja!" Er betonte es so strak wie eine Aussage das ich ihn fragend anblickte, wusste er etwa schon was ich ihn fragen wollte?
"Ja ich kann hier bleiben!" meinte er auf meinen Gesichtsausdruck hin. Genau das wollte ich fragen, aber ich hätte mich wahrscheinlich raus geredet und ihn irgendetwas anderes gefragt.
"Starr mich nicht so an! ist doch in Ordnung wenn du Angst im dukeln hast" er gab sich kalt und zuckte mit den Schultern, als wäre es ihm total egal ob er hier bleiben würde oder rüber in seine Wohnung geht.
Aber irgendwie wirkte es als wollte er bleiben...
"Danke V" nuschelte ich nur und aß meine Spaghetti auf.
"Hast du Kerzen?" fragte er schließlich als ich mein Besteck abgeräumt hatte. Ich wurde knall rot, wird es dann nicht vielleicht eine Spur zu romantisch? Ein Glück, dass er nicht sehen konnte wie rot mein Gesicht gerade anlief, denn ich glaube, dass ich im Moment einer roten Ampel Konkurrenz machen könnte.
"Ich...ich...glaube nicht" stammelte ich leise.
"Schade" raunte er gefährlich nah an mein Ohr, "wenn gleich der Akku von meinem Handy leer ist wird es sonst stock finster werden..."
Augenblicklich zuckte ich auf, ist mir egal ob romantisch oder nicht, alles ist besser als die schwarze Finsternis!
"Also vielleicht gibt es ja noch welche im Wohnzimmer"
Ich schnappte ihn am Handgelenk und zog ihn in den Wohnbereich.
Natürlich waren noch sehr viele Kerzen da, sogar noch welche vom letzten Adventskranz. Eine nach der anderen legte ich sie in V's Hände. Selbst in dem schwachen Licht seiner Handytaschenlampe konnte ich sein breites und verschmitztes lächeln sehen.
"Wo stellen wir sie auf?"
"In meinem Zimmer!"
vollbepackt mir Kerzen folgte V mir während ich mit dem Handy voran lief.
"Stell sie hier auf den Schreibtisch!" Ich ließ den Schein auf meinen kleinen weißen Schreibtisch schweifen wo V die Kerzen fein säuberlich in Reihen aufstellte, dann zog er ein Feuerzeug aus seiner Hosentasche und begann die Kerzen an zu zünden. Schlagartig wurde es hell in meinem kleinen Zimmer und ich fühlte mich auch direkt viel wohler.
"Wo kann ich denn schlafen?"
Tja gute Frage V...
"vielleicht im Wohnzimmer auf dem Sofa?" meinte ich unsicher. V brach in ein kleines Gelächter aus. "Dann muss ich die Kerzen aber wieder aus machen, das wäre sonst zu gefährlich wenn du schläfst" bei diesen Worten stemmte er die Hände in die Hüften "außerdem... " fuhr er fort "ist das Sofa zu klein für mich und viel zu hart um darauf zu schlafen"
Ok, dass waren drei sehr gute Argumente! Aber das würde ja bedeuten, das wenn ich es hell haben möchte, dass er in meinem Zimmer bleiben muss.
Ich sah rüber zu meinem Bett, groß genug für zwei war es alle mal, aber das würde ich in keinem Fall zulassen!
V folgte meinem Blick und setzte ein breites grinsen auf "es bleibt scheinbar nur dein Bett als Auswahl"
Als er das sagte berührte er ganz leicht mit den Fingern meine Tallie, so dass ich nach Luft schnappte. Doch obwohl mir diese flüchtige Berührung gefiel, das will ich nicht leugnen holte sie mich auch wieder zurück in die Realität.
"Das kannst du vergessen du Perversling! Wenn du mich beschützen willst setzt du dich auf den Stuhl und bleibst wach bis es wieder hell wird!"
Das hatte gesessen, seinem Gesicht war jede Farbe entwichen und er ließ sich auf meinen großen Schreibtischstuhl sinken.
Ich krabbelte unter die Decke und schlüpfte dort in meine Schlafsachen, drehte mich auf die Seite und schloss die Augen ohne ein weiteres mal zu V hinüber zu schauen.

Als ich am nächsten Morgen wach wurde viel mein Blick jedoch als aller erstes zu V. Er saß immer noch auf dem Stuhl, allerdings lag sein Kopf nun auf dem Schreibtisch und er schlief. Die Kerzen waren alle ausgeblasen worden. Hatte er wirklich gewartet bis es hell wurde? Die Kerzen waren schon relativ weit abgebrannt. Wie süß, oder nein Moment nicht süß oder?
Ich streckte mich ausgiebig und stand so leise wie irgend möglich auf um ihn ja nicht zu wecken. Er sah wirklich friedlich aus wenn er schlief, ähnlich wie der Junge, der sich gestern Abend an seine Kindheit zurück erinnert hatte.
Die kleine Wolldecke in der ich mich tagsüber manchmal herausholte um mich gemütlich ein zu kucheln nahm ich vorsichtig vom Schrank und deckte ihn damit zu. Augenblicklich löste er sich aus einer ziemlich verkrampften Haltung und schlief dann seelenruhig weiter.
Leise tappste ich Richtung Küche und versuchte das Licht ein zu schalten. Es ging wieder! Also hatte der Hausmeister den Defekt bereits behoben. Also konnte ich mich mit schönem warmen wasser duschen gehen. Danach ging ich zurück in die Küche um ein paar Brot für V zu schmieren, als ich hörte wie ein Schlüssel im Schlüsselloch gedreht wurde. Mit einem leisen *klack* öffnete sich die Wohnungstür. Oh nein, war das schon mein Dad? Ich flitzte in den Flur und tatsächlich dort stand mein Vater, er zog sich gerade seine Schuhe aus und hengte seinen Mantel an den Hacken. "Guten Morgen meine kleine Tylee, du bist ja schon wach!?" begrüßte er mich fröhlich "ähm ja, ich...ich konnte nicht mehr schlafen" stotterte ich verlegen. Ich saß wie auf heißen Kohlen, er durfte nicht erfahren das V hier ist, denn erstens er kennt ihn nicht und zweitens er würde es definitiv in den falschen Hals bekommen, wenn ihr versteht...
"Alles in Ordnung Tylee? Du wirkst so nervös" fragte er.
Hatte ich auf meiner Unterlippe Geläut?
Ja hatte ich!
außerdem stand ich immer noch da und starrte ihn perplex an.
"Jaja natürlich was sollte denn sein Dad?" so unglaubwürdig habe ich noch nie in meinem ganzen Leben gelogen, was meinem Vater nicht entging denn er zog seine rechte Augenbraue in die Höhe und musterte mich eindringlich.
Genau in diesem Moment hörte ich das leise knarren meiner Zimmertür. Meine Augen weiteten sich vor Schreck und ich sah immer noch zu meinem Dad.

Oh nein, wieso jetzt? wieso konnte er nicht noch ein bisschen weiter schlafen?...

seduced by a bad boy (BTS, V) deutsch/germanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt