Prolog
Für einen Menschen ist allein sein, dass schlimmste. Dieses stechende Gefühl der Einsamkeit, dass droht einen von Innen heraus, aufzufressen. Ich für meinen Teil, bin diesem Zustand-einsam zu sein - entflohen bis ich 16 war, denn ich hatte immer eine Person an meiner Seite, die für mich da war, mich geliebt hat. Diese Person ist Rafael Schmidt und er bedeutet mir alles................................................................................................................................................................
Kapitel 1
Emilia
Es war ein warmer Sommertag, einer dieser Sommertage, an denen man sich nur entweder ins nächste Freibad schleppen, oder sich Zuhause in seinem abgedunkelten Zimmer mit einem Eis vor den Ventilator setzen konnte. Sprich: Die Hitze machte einen unglaublich träge und antriebslos. Ich für meinen Teil, hatte auch noch eine dritte Variante gefunden, oder besser gesagt, Rafael hatte sie für unseren ,,Pärchennachmittag" vorgeschlagen, nämlich ins nächste Kino zugehen. Leer war es da auf jeden Fall und das einzige Gebäude in dem kleinen Städtchen in der Nähe von unserem Dorf, dass eine Klimaanlage hatte. Bei diesen, beinahe schon tropischen Temperaturen, hielt ich es nicht länger als zehn Minuten draußen aus. Doch mein lieber Freund, ließ mich schon seid beinahe zwanzig, hier stehen und auf ihn warten. Genervt wählte ich seine Nummer. Es wählte, doch keiner hob ab. Ich seufzte und überlegte kurz, ob ich einfach gehen sollte, doch ich freute mich schon ewig darauf diesen Film zu sehen. Nach weiteren zehn Minuten, war ich mir sicher, dass Rafael mich vergessen hatte, also ging ich alleine ins Kino, obwohl ich mir dabei ein wenig dumm vorkam.
Ich verließ das Kino und bemerkte, dass die Temperaturen sich eindeutig abgekühlt hatten. Es regnete sogar leicht. Um nicht nass zu werden, begann ich schnell zu rennen. Ich hatte mein Fahrrad gleich neben dem Kino abgestellt. Normalerweise, nahm Rafael mich immer auf seinem Mofa mit, aber er hatte heute noch etwas länger in der Schule bleiben müssen, um sein Referat für Morgen vorzubereiten. Ich schwang mich auf mein Fahrrad und trat in die Pedale. Einzelne Regentropfen flogen mir ins Gesicht. Es war schon irgendwie komisch. Rafael und ich waren nun schon seid einem Monat zusammen. Wir kannten uns, unser ganzes Leben lang. Wir waren im selben Krankenhaus im Abstand von zwei Tagen geboren worden. Dort hatten sich unsere Familien auch kennen gelernt und waren wie wir - seitdem her gut befreundet. Wir machten alles zusammen. Im Sommer blieben wir oft den ganzen Tag im Wald, der direkt an unseren Ort ,,Achtenstein" angrenzte und spielten Prinzessin und Ritter. Als wir älter wurden, gingen wir vor allem in den Wald um ungestört zu reden. Und wir erzählten uns wirklich alles. Ich wusste jedes kleinste Detail, jede kleinste Missetat und jedes Geheimnis von Rafael. Ihm ging es genau so mit mir. Genau wegen dieser Vertrautheit, hatten wir immer schon gewusst, dass wir eines Tages mehr sein würden, als Freunde. Wir hatten es immer schon gespürt, doch keiner von uns hatte es jemals laut ausgesprochen, aus Angst zurückgewiesen zu werden oder unsere Freundschaft dadurch zu zerstören. Auch unsere Familien und Freunde hatten es irgendwie schon immer geahnt. Unsere Eltern hatten sich kurz bevor wir zusammen gekommen waren, immer verschwörerische Blicke zu geworfen, wenn wir uns bei gemeinsamen Grillabenden zu zweit in den Wald verzogen. Rafael hatte dann schlussendlich den ersten Schritt gewagt und mich einfach geküsst. Mitten auf den Mund. Einfach so. Ich war so überrascht gewesen, dass ich erst nicht wusste was ich sagen sollte. Also sagte ich einfach nichts, sondern bekam nur rote Wangen. Rafael deutete das wohl als eine Aufforderung mich nochmal zu küssen, denn er tat es erneut. Und erneut wusste ich nicht was ich sagen sollte und errötete stattdessen. Genau in dem Moment, als ich endlich glaubte die richtigen Worte gefunden zu haben und sie laut aussprechen wollte, landete laut brummend eine Wespe auf meiner Schulter und ich versteinerte. Wenn ich ein Tier wirklich hasste, dann waren es Wespen. Ich hasste Wespen nicht nur, ich hatte auch panische Angst vor ihnen. Rafael musste lachen als er meinen Gesichtsausdruck sah und jagte das Tier mit einer Handbewegung von meiner Schulter runter. Die Wespe verschwand wieder und ich konnte ausatmen.,,Und der Ritter hat sie mal wieder gerettet, Prinzessin."hatte Rafael grinsend gesagt. Auch ich musste etwas lächeln. Das war eine Anspielung auf das Spiel, dass wir als wir kleiner waren, immer im Wald gespielt hatten. Der Ritter- also Rafael, befreite mich, also die Prinzessin, von einem schrecklichen Ungeheuer. Doch dann stellte sich heraus, dass die Prinzessin gar keine Hilfe gebraucht hatte, sondern sich alleine befreien wollte.,,Danke mein Ritter, doch ich habe ihre Hilfe gar nicht benötigt." hatte ich gemeint und kichernd die Augen verdreht. ,,Aber, dass ist doch das was ein Ritter tut: Die Prinzessin retten."Seit diesem Tag an, waren wir offiziell zusammen.
Ich war in Achtenstein angekommen. Achtenstein ist wohl dass, was man ein echtes Kaff nennt mit höchstens dreihundert Einwohnern, dass an den bayerischen Wald angrenzt. Es gab nur wenige Geschäfte. Darunter einen Bäcker, ein Wirtshaus, ein Metzger, einen Friseur und ein kleines Restaurant, in dem Rafael nächstes Jahr, wenn er seinen Realschulabschluss hatte, eine Lehre als Koch anfangen würde. Rafael und ich waren zusammen auf eine Grundschule gegangen, doch dann hatten sich unsere schulischen Wege getrennt. Ich war auf ein Gymnasium, das eine halbe Stunde Fahrt von Achtenstein entfernt lag, gekommen und Rafael auf eine Realschule, ganz in der Nähe von unserem Ort. Trotzdem sahen wir uns regelmäßig, da Rafaels Familie, als ich Fünf war, unser Nachbarhaus gekauft hatte. Sie hatten schon länger für ein Haus gespart und das kleine Häuschen hatte es ihnen schon lange angetan. Ich und Rafael hatten natürlich nichts dagegen. Rafaels Vater war Koch bei uns im Ort und seine Mutter war Fotografin. Die beiden waren ein Musterbeispiel für eine gelungene Ehe. Bei den Schmidts herrschte immer absolute Harmonie und ich beneidete Rafael oft für seine Familie. Bei meinen Eltern sah das ganze schon anders aus. Mein Vater war Arzt und war mit meiner Mutter, die Städterin mit Herz und Seele war, kurz nach ihrer Hochzeit aufs Land gezogen, weil dort dringend Ärzte benötigt werden. Meine Mutter arbeitete nichts, sie machte den Haushalt und schrieb Bücher. Doch seid meiner Geburt, hatte sie keines mehr fertig geschrieben. Obwohl wir schon lange auf dem Land leben, vermisst meine Mutter trotzdem immer noch das Stadtleben in München und deswegen stritten sich meine Eltern oft. Außerdem waren sie sehr streng. Jeden Sonntag, musste ich mit ihnen in die ortsansässige Dorfkirche gehen, ob ich wollte oder nicht. Was Bestrafungen angeht, waren meine Eltern auch etwas eigen. Beider meiner Eltern waren nämlich der Überzeugung dass eine Backpfeife hier und da, dem Kind auf keinen Fall schaden, sondern es disziplinierter und respektvoller machen würde. Zwar war dass noch nicht oft passiert, aber trotzdem machte es mir etwas Angst. Ich durfte nicht bei Freunden übernachten, oder sie mit nach Hause bringen, außer Rafael und wenn ich es doch machte, dann galt die alt bewehrte Methode Hausarrest, den meine Eltern auch wirklich ohne Gnaden durch zogen.
Ich zog die Bremsen von meinem Fahrrad. Ich stand vor unserem Haus. Doch irgendetwas war seltsam. In der Einfahrt der Schmidts stand ein Krankenwagen und ein Polizeiauto. Mein Herz begann schneller zu schlagen und meine Hände wurden schwitzig. Etwas schreckliches musste passiert sein. Ich stieg von meinem Rad runter und ließ es achtlos auf den Boden fallen. Dann rannte ich schnell zu unserem Nachbarhaus rüber. Ich atmete erleichtert aus, als ich Rafael am Zaun stehen sah. Er klammerte sich an einer der weiß angestrichenen Latten fest und zitterte. Als er mich sah, schwankte er auf mich zu. Seine Augen waren groß und voller Furcht, um ihn herum liefen mehrere Polizisten und er war in eine Decke gewickelt. ,,Was..Was ist passiert?" fragte ich ihn mit schriller Stimme. Rafael öffnete seinen Mund, wollte mir antworten, doch kein Wort kam heraus, stattdessen durchfuhr ihn ein lauter Schluchzer. Gerade als ich ihn noch einmal fragen wollte, wurden zwei Tragen an mir vorbei getragen, auf den zwei Menschen lagen, doch ich konnte nicht genau sagen wer sie waren, weil sie in einem Leichensack steckten. Meine Augen füllten sich mit Tränen. ,,Sin...Sind...Sind das deine Eltern?"stotterte ich fassungslos. Rafael sah mich mit einem unglaublich gebrochenen Blick an, bevor er nickte. Jetzt musste auch ich mich beim Zaun abstützen. Einer der Polizisten redete von der Seite beruhigend auf Rafael ein, doch wir beiden hörten nicht zu. Wir schauten uns nur in die Augen, die bei uns beiden mit Tränen gefüllt waren. Was war passiert?,,Ich versteh nicht...Ich versteh nicht warum sie das getan haben!" flüsterte er plötzlich leise und trat einen Schritt auf mich zu. Wovon redete er? ,,Was getan haben?" fragte ich unsicher. Rafael schnappte nach Luft, dachte nach wie er das, was er zu sagen hatte, richtig ausdrücken sollte. ,,Es war kein Unfall. Sie haben sich umgebracht. Die Polizisten sagen es war Selbstmord. Sie haben sich umgebracht. Suizid begangen. Sie müssen ihr Leben gehasst haben. Sie müssen mich gehasst haben, sonst hätten sie es doch nicht getan, sonst hätten sie mich doch nicht zurück gelassen. Sie müssen mich gehasst haben, sonst hätten sie es doch nicht getan. Ich bin Schuld. Ich bin Schuld. Sie haben mich gehasst!" schrie Rafael verzweifelt auf, seine Hände ballten sich zu Fäusten zusammen und er schlug mit voller Wucht auf den Zaun ein. Kleine Holzsplitter bohrten sich in seine Haut, als sich eine der Zaunteile löste und auf den Boden fiel. ,,Siehst du ich mach alles kaputt! Deswegen haben sie sich auch umgebracht. Sie haben mich gehasst." wisperte er, Tränen flossen seine Wange runter. Mit einer wütenden Handbewegung wischte er sie weg. Ich schwieg. Was sollte ich denn auch sagen? Für mich ergab das alles kein Sinn. Die Schmidts waren eine glückliche Familie gewesen. Sie hätten niemals einen Grund gehabt sich umzubringen und wenn sie einen gehabt hätten, dann war dass definitiv nicht Rafael. Ich machte vorsichtig ein Schritt auf ihn zu. Er wich nicht zurück. Behutsam, so als sei er aus Glas, umarmte ich ihn und er weinte in meine Schulter. ,,Wir schaffen das. Wir schaffen alles gemeinsam. Ich lass dich nicht alleine. Hörst du, Rafael? Wir schaffen das!" flüsterte ich ihn eindringlich ins Ohr. Wie es aussah, war es für die Prinzessin an der Zeit, den Ritter zu retten.
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Die Prinzessin und ihr Ritter
RomanceEmilia und Rafael. Rafael und Emilia. Die beiden sind wie Pech und Schwefel und gehen durch Dick und Dünn zusammen. Aus Freundschaft entwickelte sich im Laufe der Zeit mehr. Die beiden scheinen jedem Problem gewachsen zu sein, doch dann passiert etw...