Rafael
Am nächsten Morgen, wachte ich in meinem Bett auf, ich hatte nur noch ein paar schwummrige Erinnerungen daran, wie mich Emilia gestern ins Bett gebrach hatte. Verdammte scheiße! Sie war bestimmt extrem sauer auf mich, warum hatte ich nur diese dummen Drogen genommen? Doch noch während ich an meine weiße Zimmerdecke starrte und mich für den gestrigen Abend schämte, kamen aber schleichend auch die Glücksgefühle zurück. Ich hatte mich gefühlt als könnte ich alles schaffen, als wäre ich endlich nicht mehr der traurige kleine Junge, der seine Eltern verloren hatte und von jedem, selbst von Emilia, bemitleidet wurde. Der Schmerz war für eine kurze Zeit einfach weggewischt. Dass Problem war nicht, dass es mir durch die Drogen schlecht ging, eher im Gegenteil, das Problem war, dass es mir gefallen hatte...das ich mehr wollte. Erschrocken von meinen Gedanken, richtete ich mich im Bett auf und schleppte mich seufzend runter in die Küche, um mir etwas zum Frühstück zu machen. Ich schmierte mir ein Toast mit Honig und kochte mir Kaffee, bevor ich ins Wohnzimmer ging, um dort zu essen.. Auf dem Tisch lag etwas Geld und eine Notiz, die wohl von Hannes war. Auf dem Zettel, hatte er mit fahriger Schrift geschrieben, dass er diese Woche nicht Zuhause wäre, weil er im Urlaub war. Wütend zerknüllte ich das Papier und warf es auf den Boden. Natürlich hatte er sich einfach aus dem Staub gemacht, ohne sich zu verabschieden oder mir zu sagen wo hin er ging. Und er war nicht mal auf die Idee gekommen, mich mit zu nehmen. Verärgert biss ich in mein Toast, während ich fast schon unterbewusst nach dem kleinen Päkchen mit dem Koks Ausschau hielt, aber es war verschwunden. Ich nahm an, dass Emilia es weggeschaft hatte und ich war teils erleichtert, aber irgendwie auch entäuscht. Diese gemischten Gefühle machten mir Angst, ich musste aufhören damit, diese Drogen würden meine Probleme auch nicht lösen, sondern alles nur noch schlimmer machen! Trotzdem. Irgendwo in meinem Inneren dachte ein Teil von mir nicht so und wollte mehr...
Nachdem ich fertig gefrühstückt hatte, nahm ich mein Handy und wählte die Nummer von Emilia. Es piepte zweimal, dann nahm Jemand ab.,,Hallo?"meldete sich Lia mit erschöpfter Stimme.,,Hey Prinzessin."begrüßte ich sie kleinlaut, da ich unsicher über ihre Reaktion war, schließlich hatte ich gerstern ganz schöne Scheiße gebaut.,,Rafael, geht es dir gut? Alles in Ordung? Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht, nach gestern!"rief sie in den Hörer. Sie war sichtlich angespannt, doch in ihrer Stimme schwang auch ein Hauch von Erleichterung mit.,,Bei mir ist alles gut, ich hab lange geschlafen und mich von gestern erholt. Aber was ist mir dir? Du hörst dich so komisch an?" Ich wusste sofort wenn mit Lia etwas nicht stimmte. Einen Moment herschte Schweigen in der Leitung. Dann räusperte sich Emilia und ich flüsterte.,,Es tut mir Leid. Es tut mir wirklich, wirklich Leid. Das gestern war einfach nur die größte Kacke, okay?" Wie hatte ich Emilia das nut antun können? Ich wusste doch was sie von Drogen hielt. Sie trank ja nicht einmal Alkohol und schaute mich immer mit diesem verurteilenden Blick an, wenn ich es tat. Aber Drogen? Das war eine andere Welt.,, Vergeben und vergessen. Versprich mir bitte einfach, dass du es nie wieder tust!"meinte sie, immer noch mit etwas angespannter Stimme.,,Ich verspreche es dir, Prinzessin." Beteurte ich mit fester Stimme und ignorierte dieses mulmige Gefühl in meiner Magengegend, dass ich jedes Mal bekam, wenn ich Lia anlog.,,Gut, dass wir das geklärt haben. Trotzdem: Ich habe weiterhin ein Auge auf dich, Rafael Schmidt und passe auf, dass du nicht noch einmal so eine Scheiße baust! Ich muss jetzt mit meinen Eltern in die Kirche...juhuuuuu, dabei wäre ich lieber bei dir. Aber meine Mum, ist nach gestern nicht so gut auf dich zu sprechen. Sie sagt ich habe mich benommen wie ein Schwein und das bestimmt nur wegen deinem ,,schlechten" Einfluss auf mich. Aber keine Sorge: Ich habe nur heute Hausarrest, danach können wir uns wieder sehen. Ciao, ich liebe dich." verabschiedete sie sich sehr gestresst, wahrscheinlich waren ihre Eltern heute mal wieder besonders streng. ,,Ich liebe dich auch." sagte ich noch, doch sie hatte bereits aufgelegt und ich hörte nur noch das Tuten von meinem Handy. Ich warf mich auf mein Bett, nahm die angegessene Chipspackung die daneben lag und zockte den Morgen Xbox und stopfte mich mit Chips voll. Nach einer Stunde, hörte ich wie vor unserem Haus ein Auto vorbei fuhr. Ich rappelte mich von meinem Bett auf und lief schnell zum Fenster. Emilia und ihre Eltern stiegen aus dem Auto aus. Lia trug ein blaues Spitzenkleidchen. Sie hatte sich ihre braunen Haare zu einem Dutt zusammen gesteckt und sie trug einen Hauch von rosa Lippenstift. Ich persönlich mochte Emilia lieber, wenn sie ungeschminkt war. Ihre Eltern, Herr und Frau Klein, unterhielten sich intensiv über irgenwas und liefen derweil in Richtung ihres Hauses. Emilia hörte ihnen dessinterisiert zu und lief ihnen ein paar Schritte hinterher. Dann blieb sie stehen und schaute hoch zu meinem geöffneten Fenster. Als sie mich oben stehen sah, funkelten ihre braunen Augen mich amüsiert an, sie zog lachend eine Grimase und zeigte auf ihre Eltern. Ich musste auch lachen und schüttelte meinen Kopf, dabei. Frau Klein, hatte sich umgedreht und schaute nun auch zu mir hoch.,,Oh. Hallo Rafael." rief sie kurz angebunden zu mir hoch. Ich lächelte ihr freundlich zu.,,Wir haben lange nicht mehr mit einander geredet, Rafael. Wie geht es dir denn so?"fragte Herr Klein, schob seine Frau zur Seite und legte seinen Hals in den Nacken, um mich zu sehen. Er hatte Recht. Wir hatten das letzte mal bei der Beerdigung meiner Eltern mit einander gesprochen. Er hatte mir auf dem Friedhof, beruhigend den Arm um die Schulter gelegt und beim anschließenden Essen im Gasthof, hatte er eine kleine Rede zum Andenken an meine Eltern gehalten, die wirklich gut war. Emilias Vater, war mir immer sympathischer gewesen, als ihre Mutter, die immer so verklemmt und feindselig gewirkt hatte und es immer nocht tat.,,Naja...hält sich alles so in Grenzen."rief ich zurück. Herr Klein nickte und Frau Klein, legte sich gespielt einfühlsam ihre Hand auf ihr Herz und sog die Luft ein.,,Wir sind alle hier für die Rafael. Die Familie Klein lässt dich nicht allein!"sagte sie feierlich und legte ihre Arme um ihren Mann und Emilia, die sie irritiert anguckte. Auch ich zog meine Augenbrauen hoch.,,Seltsam...waren sie nicht die Jenige, die Emilia gestern Hausarrest erteilt hat, damit sie mich nicht sehen kann?" meinte ich und sah ihr provozierend in die Augen. Frau Klein wurde rot im Gesicht und sie ließ Emilia los und trat ein Schritt von ihr weg.,,Ach das hatte doch gar nichts mit dir zu tun. Emilia muss einfach noch lernen etwas disziplinierter zu werden. Das ganze hört sich wohl, nach einem ganz schönen Missverständniss zwischen uns an. Aber wie auch immer. Wir haben einen leckeren Schweinebraten der darauf wartet, verspeißt zu werden. Also wenn du uns entschuldigen würdest...wir müssen gehen!"sagte Frau Klein und ihre Stimme wurde am Ende des Satzes schrill. Lia verdrehte die Augen und sah ihrer Mutter hinterher, die in ihren hohen Schuhen zum Haus klackerte. Ich winkte Emilia zu und bevor diese von ihrem Vater weiter in Richtung Haus gezogen wurde, warf sie mir noch kichernd eine Kusshand zu.
Nach meiner kleinen Unterhaltung mit Familie Klein, räumte ich die Frühstücksachen weg- und die Spülmaschine ein. Früher hatte ich mich immer darum gedrückt, im Haushalt mit zu helfen, denn meine Mutter hatte das immer gemacht. Jetzt wo ich wusste, wie viel Arbeit das wirklich war, war ich sauer auf mich, dass ich das nie zu schätzen wissen gehabt hatte. Meine Mutter. Bei dem Gedanken an sie. An ihre Lächeln. An ihre zahlreichen aufmunternden Worte, bildete sich in mir ein Knoten und es fühlte sich an, als würde ich das Frühstück gleich wieder ausspucken müsste.
Flashback
Ich hatte Emilia gerade nach Hause gebracht. Wir hatten einen tollen Tag zusammen gebracht und ich fühlte mich rundum glücklich. Ich summte gut gelaunt mein Lieblingslied vor mich hin und ging nach Hause. Als ich das Haus betrat, roch es nach Essen, weil Mum wohl Abendessen gekocht hatte.,,Hey ich bin Zuhause!"begrüßte ich meine Mutter, die in der Küche auf mich wartete.,,Hallo, Mum. Arbeitet Dad noch?"Sie antwortete mir nicht, sondern starrte mich stattdessen einfach nur finster an und deckte den Tisch.,,Alles klar bei dir?"fragte ich verwirrt.,,Nein. Nein ganz und gar nicht! Deine Lehrerin hat vorhin hier angerufen. Du musst die Klasse wiederholen?!"meinte sie wütend und wischte sich ihre Hände an ihrer blauen Schürtze ab. Ich zuckte zusammen. Verdammt, das hatte ich ihr eigentlich schonend beibringen wollen.,,Jaa schon, aber schau mal Mum. Ich bin sowieso jetzt im letzten Jahr auf der Realschule und erst 15 Jahre alt, es ist doch eh besser, wen ich meinen Abschluss erst mit 16 mache!"rechtfertigte ich mich. Ihre Augen verrengten sich zu kleinen Schlitzen.,,Das liegt nur daran, dass du so unglaublich faul bist. Und jetzt willst du dir diese Faulheit auch noch gut reden! Was willst du bitte mal mit deinem Leben anfangen, wenn du älter wirst?" Ich sah sie verletzt an.,,Ich will Koch werden, wie Dad. Das ist immerhin ein richtiger Beruf und nicht so wie du, Fotografin!"zischte ich zurück. Ich wusste es war nicht fair von mir, aber ich war wütend und wenn ich wütend war, sagte ich oft Sachen, die ich nicht so meinte. Aber von ihr war es auch nicht fair, mich zu verurteilen, obwohl sie selber mal eine Klasse wiederholt hatte. Jetzt sah sie mich verletzt an. Eigentlich hatten wir ein sehr gutes Verhältnis zu einander und stritten uns selten. Das heute war nur eine Ausnahme.
Flashback Ende
Warum war ich so undankbar gewesen? Meine Mutter war doch nur besorgt um mich gewesen. Dieser Streit war vor ungefähr einem Jahr passiert und ich hatte fühlte mich sehr schuldig deswegen. Eine Welle der Trauer überkam mich. Nach den Ferien, würde ich meine Kochausbildung in einem Resturant, im kleinen Städtchen beginnen. So wie ich es immer gewollt hatte. Das erinnerte mich mehr an meine Eltern, als ich in diesem Augenblick ertragen konnte. Emilia sagte immer, dass Erinnerungen eine gute Sache waren. Doch gerade, waren sie einfach nur schmerzhaft für mich. Ich traf eine Entscheidung: Ich musste Tim irgendwie finden, denn ich sehnte mich nach dem Gefühl wieder sorglos zu sein. Koste es, was es wolle.
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Die Prinzessin und ihr Ritter
RomansaEmilia und Rafael. Rafael und Emilia. Die beiden sind wie Pech und Schwefel und gehen durch Dick und Dünn zusammen. Aus Freundschaft entwickelte sich im Laufe der Zeit mehr. Die beiden scheinen jedem Problem gewachsen zu sein, doch dann passiert etw...