Der verbotene Tempel

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Sichtweise: Maomao

Die Kondition meines Beins ließ immer noch zu wünschen übrig. Meine Hand strich über den Verband, den ich gerade neu gewickelt hatte. Es war mittlerweile schon über ein Jahr her, dass ich dem inneren Palast als Dienstmagd beigetreten bin. In dieser Zeit ist wirklich viel passiert, nicht, dass mein Leben vorher langweilig gewesen ist. Ein Seufzen drang aus meiner Kehle, während ich meinen grünen Kimono wieder über meinen Verband zog. Warum ich? Ich wollte doch nur ein friedliches Leben als Apothekerin führen, die ihr Leben voll und ganz den Giften und Arzneien widmete. Alleine der Gedanke an die Gifte, die ich in meinem Leben und vor allem während der Zeit im Palast, zu mir genommen hatte, ließen mich freudig schaudern. Eines musste man der Situation lassen, wäre ich damals nicht von Menschenhändlern als Magd an des Kaisers Hof verkauft worden, hätte ich niemals die Möglichkeit gehabt, so viele verschiedene Arten an Giften zu probieren. Ein breites Grinsen schlich sich auf mein Gesicht. Und ich musste zugeben, hätte Jinshi mich nicht gefunden nach der Sache mit dem Puder, der einige Leben der Kaiserkinder und fast das der werten Rifa forderte, und hätte er mich, nach unserem Missverständnis, nicht der Matrone abgekauft, wären meine Möglichkeiten deutlich eingeschränkter. Speichel bildete sich in meinem Mund bei dem Gedanken, was für Gifte ich womöglich noch alle probieren darf. Ich gluckste. Ein Klopfen an der Tür meines Zimmers riss mich aus meiner Freude über die zukünftigen Erfahrungen, die ich mit all diesen neuen Möglichkeiten machen könnte. "Herein" sprach ich und wandte mich zu der Tür, die sich gerade öffnete und zwei männliche Silhouetten zum Vorschein kamen. Eine davon war groß, trug die offizielle Beamten Bekleidung und ihre Haare waren unter einer Haube verdeckt, die andere Person besaß lange, violette Haare in einem Knoten gebunden und einen schicken, dunklen, blauen Kimono. Seine Augen fixierten mich, doch seine Miene war heute nicht so spielerisch wie sonst, was mir minimal Sorgen bereitete. "Was kann ich für Sie tun, Exzellenz Jinshi?" Hinterfragte ich sein Erscheinen, während ich mich mit den Händen vor dem Gesicht vor ihm leicht verbeugte. "Der Kaiser möchte uns sprechen." Gab er schon fast monoton als Antwort. Eine meiner Augenbrauen zog sich in die Höhe. Seine Stimmung machte mir nicht nur minimal Sorgen. Was wollte der Kaiser von mir? Hab ich etwas falsch gemacht? Ich schluckte und schaute dem jungen Burschen in sein schier makelloses Gesicht. "Verstanden." Das war, glaube ich, das Schlimmste an diesem Job. Die dauerhafte Angst, für Dinge, die ich tue, bestraft zu werden. Ich verneigte mich noch einmal, bevor ich mich aufrichtete und Jinshi in seine Amethyst farbigen Augen schaute. Wie es aussah, war ich nicht die Einzige, die sich Sorgen machte, denn in seinen Irden blitzte dieses besorgte Gefühl ebenso auf. Auch wenn ich sagen muss, dass ich immer mal wieder dazu neige, mich in diesem Violett für kurze Zeit zu verlieren. Ich schüttelte meinen Kopf. Maomao, denk gar nicht erst dran. Du bist nur eine Bürgerliche und er? Laut meinen Spekulationen steht er in der Hierarchie deutlich über mir.

Ich folgte den beiden Männern zu dem Ort, der unsere neue Aufgabe einleiten sollte. Der Tempel des Kaisers. Ich habe viele Gerüchte über diesen Ort gehört, aber vor allem, dass dieser bezeugen soll, ob ein Kaiser auch wirklich dafür gemacht war, ein Herrscher zu sein. Angeblich bekommt man diese Offenbarung, wenn man es schafft, bis ans andere Ende des Tempels zu kommen. Die Bauweise war von den anderen Bauwerken deutlich hervorgehoben, selbst der des inneren Palastes. Durch das Hörensagen, welches mir zugetragen wurde, konnte ich mir jedoch schon denken, welchen Ursprung diese Tatsache hatte. Immerhin war dieses Gebäude jedem einzelnen Kaiser und seinen Frauen gewidmet, die Farben funkelten in vielen verschiedenen Rot- und Grüntönen, die Säulen waren massiver und mit mehr Zierde als die Anderen und auch die Steintreppe war trotz des Alters sehr gepflegt. 'Atemberaubend' würde ich es in einem Wort bezeichnen. Dennoch war ich verwirrt, denn ich wusste nicht, was ich hier sollte. Im Inneren dieses Tempels waren nur der Kaiser, seine Frau und seine Familie erlaubt, sprich: Wenn ich helfen sollte, das andere Ende zu erreichen, hatte der Kaiser sich, wohl oder übel, geschnitten. Auch, wenn er es war: Es ist noch nie erlaubt gewesen, dass Außenstehende diesen Tempel betreten durften, vor allem keine Bürgerlichen wie ich. Selbst er hatte dort keinen Einfluss darauf, immerhin bestand die Regel schon ewig, deutlich länger als er überhaupt auf dieser Welt lebte. Ein Gefühl von Unbehagen machte sich in meiner Brust breit. Was sollte ich machen, wenn er genau das von mir forderte? Ich konnte ihm ja schlecht widersprechen, das könnte mich den Kopf kosten, aber eine solche Regel missachten? Vielleicht hatte ich ja Glück und der Tempelwächter brachte ihn zur Vernunft, denn ich würde aus dieser Situation nicht so einfach wieder herauskommen.

Liebe ist die beste Medizin (Maomao x Jinshi)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt