Maomao
Wir waren im Nu wieder an unserer Bleibe angekommen. Zuvor hatte Jinshi Rihaku deutlich zum Verstehen gegeben, dass seine Identität auf keinen Fall an die Öffentlichkeit geraten durfte und sich wieder mit seinem Schleier bedeckt hatte. Auch andere Suchtrupps suchten mittlerweile nach uns, zum Glück hatten sie uns nicht in dieser Situation vorgefunden. Seine Blicke ließen dabei die ganze Zeit nicht von mir ab, ich werde diese Stimmung, die gerade zwischen uns herrschte, vergessen, denn sie verursachte bei mir ein stark beklemmendes Gefühl in der Brust. Die Amethysten, die mich mit einem wütenden, aber auch sorgenden Funkeln belastenden.
Meine Zähne kauten unkontrolliert auf meiner Unterlippe herum, ich versuchte so wenigstens etwas von dem Druck loszuwerden, allerdings war es vergebens. Ich seufzte tief, als ich die Schiebetür meines Zimmers endlich schließen konnte. Kurz überlegte ich, die Tür vollkommen abzuschließen und entschied mich im Endeffekt dafür, ich wollte jetzt einfach nur meine Ruhe haben, um alles, was vorgefallen war, zu verarbeiten. So setzte ich mich mit angewinkelten Knien auf mein Bett, mein Blick war hinaus durch das Fenster direkt über dem Bett gerichtet, doch sah ich nichts. Meine Gedanken waren komplett eingenommen und doch fühlte ich mich komplett betäubt, während ich an meinem Fingernagel meines Daumens knabberte.
“Ich glaube, ich bin verrückt geworden", murmelte ich leise. Vieles von dem, was Jinshi gesagt hatte, brachte mich an die Grenze des Zweifels. Erstens: Ich habe mit ihm geschlafen, das reicht schon als Solopunkt. Zweitens: Laut seiner Aussage, habe ich das Ganze sogar initiiert. Drittens: Ich kann mich an nichts davon erinnern. Bis heute kam ich noch nicht dazu mich damit zu beschäftigen, was ich da getrunken habe. Auf jeden Fall war ich nicht das eigentliche Ziel, das kann ich soweit schon mal sagen. Viertens, und der wohl schwerwiegenste und gefährlichste Punkt in der ganzen Geschichte: Ich weiß jetzt auch ganz offiziell, dass er kein Eunuch ist.
Lange habe ich versucht diesen Fakt zu verdrängen, immerhin gab es schon lange Indizien dafür, die ich vollkommen beiseite geschoben habe, da alleine das Wissen um diesen Umstand mich in eine sehr bedrohliche Lage bringen würde. Wie komme ich da jetzt nur unbeschadet raus? Ein Klopfen und ein Rütteln an der Zimmertür rissen mich kurzzeitig aus meinen Gedanken.
“Maomao?” Mein Herz rutschte mir in die Hose, als ich Jinshis Stimme hinter der Tür erkannte. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass er als Erstes den Kontakt suchen würde, aber klar, die Gegebenheit belastete ihn sehr, das hätte ihm anmerken können. Ein bisschen merkwürdig war, dass er mich, glaube ich, das erste Mal mit meinem Namen ansprach, was die Situation noch mehr verdeutlichte. Ich schluckte hörbar und überlebte, wie ich reagieren und ob ich überhaupt antworten sollte. Es war nicht gerade fair von mir, ihn in diesem Moment zu ignorieren. So stand ich auf und machte mich auf den Weg zur Tür. Es tut mir leid Jinshi, aber mehr kann ich gerade nicht ertragen, erklärte ich mir selbst und ließ mich vor der Tür auf dem Boden nieder.
“Was willst du?” Meine Ansprache war weder höflich noch freundlich, ich habe ihn, glaube ich, auch das erste Mal geduzt, allerdings hatten wir mittlerweile schon deutlich mehr intimere Situationen gehabt, weshalb es in diesem Moment, der alleine zwischen uns stattfand, wohl okay sein musste. Ich merkte, dass er stockte, bevor er versuchte, seine nächsten Worte weise auszudrücken.
“Es tut mir leid.” Seine Stimme war mitfühlend, aber auch leidend. Das Gefühl in meiner Brust verengte sich nur noch. Ich antwortete nicht. “Wirklich…” fügte er noch hinzu als ich merkte, dass ich nicht auf ihn einging. Ich merkte ein leichtes Rumpeln an der Tür, er versuchte nicht reinzukommen, sondern setzte sich Rücken an Rücken, ebenfalls auf dem Boden auf der anderen Seite der Tür nieder.
“Ist okay.” Ich legte meinen Kopf in den Nacken und starrte an die Decke. “Nein, nichts ist okay..” erwiderte er, Trauer in seiner Stimme. Was für ein Dummkopf. “Wenn ich sage, es ist okay, ist es das auch.” Ein leichtes Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Ich musste es nicht, wenn er so ernst war. Eine kurze Stille trat ein. Ich merkte, wie mein Herz schlug, es war schneller unterwegs als normalerweise.
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Liebe ist die beste Medizin (Maomao x Jinshi)
FanfictionSpoiler: Die Tagebücher der Apothekerin Nach dem Attentat auf Jinshi ist die Sorge groß. Maomao wurde schwerst verletzt und befindet sich auch jetzt noch, lange nach dem Geschehen, in der Besserungsphase. Das heißt jedoch nicht, dass sie sich scho...