Geheimnisse hinter dem Wasserfall

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Maomao

In meinem inneren Auge ist alles dunkel, rabenschwarz. Hatte ich nur das Bewusstsein verloren oder war ich jetzt tatsächlich tot? Ein kleines Licht bildete sich und ich riss panisch meine Augen auf. Hustend und brechend würgte ich eine Menge Wasser aus meiner Lunge heraus, welches neben mir eine kleine Pfütze bildete. Ich rang nach Luft und fühlte, wie sie kalt meine Brust einnahm.

Es dauerte einige Sekunden bis ich mich einigermaßen orientieren konnte und in ein sorgendes und trauriges Gesicht blickte. "Bist du endlich wach? Du hättest mir vorher sagen sollen, dass du nicht schwimmen kannst." Jinshis Stimme klang erleichtert, ich fühlte mich jedoch leicht angegriffen, es klang wie ein Vorwurf. "Das hatte rein gar nichts mit Schwimmen zu tun!" Schnappte ich zurück, während ich mich langsam aufrichtete und mich umschaute.

Wir befanden uns anscheinend in einer Höhle, die hinter dem Wasserfall, den wir zuvor runtersprangen, gelegen war.

"Ich kann schwimmen, halt nur nicht so gut." Murmelte ich noch etwas zerknittert, bevor ich an mir hinunter sah und mich abwägend dafür entschied, mich des Kimonos zu entledigen. Er war viel zu schwer, vollgesogen von Wasser, und damit außerdem platschnass. Ich hatte keine Lust, mir eine Erkältung einzufangen. "Entschuldigt diesen Anblick " sprach ich kühl und fing an, meine Kleidung auszuziehen, indem ich einige Knoten löste. "Das kannst du doch nicht machen!" Die vorher sorgenvolle Stimme hellte auf und klang schon fast empört, als Reaktion auf mein Entblößen, sie zitterte dazu ein wenig. Jinshi war sicherlich ebenfalls kalt, so bat ich ihn es mir gleich zu machen: "Sie sollten genau das Gleiche machen, meine Exzellenz, bevor sie sich erkälten. Wringen wir die Kleidung aus, danach können Sie ihre Bekleidung gerne wieder anziehen." Ich trug mittlerweile nur noch meinen Lendenschutz, eine kleine Schamesröte zeichnete mein Gesicht, vollkommen nackt musste er mich nun doch nicht sehen, und so nahm meinen Kimono in die Hand, setze mich im Schneidersitz auf den Boden und drückte das Wasser aus dem Stoff. Mein Herz klopfte ein wenig schneller, es wird wohl die Aufregung gewesen sein? Meine Hand wanderte an mein Herz. Beruhige dich Maomao. Dein Körper ist nicht gerade weiblich, er wird dich nicht mal ansprechend finden. Ein Stechen in meinem Herz brachte es dazu, weniger schnell zu schlagen. Es tat zwar weh, dennoch war es ein notwendiger Gedankengang, ich sollte mir keine solch unwahrscheinliche Hoffnung machen. Ich schüttelte meinen Kopf, weg mit dem Gedanken meiner merkwürdigen Zuneigung für diesen Mann.

Plötzlich spürte ich ein fast trockenes Material auf meiner Haut. Irritiert schaute ich hoch zu Jinshi, der oberkörperfrei und mit leicht geröteten Wangen mir seinen ausgewrungenen Kimono über die Schultern legte. Ein sanftes Lächeln schlich sich auf meine Lippen, er kümmerte sich um mich, also schien er mich nicht zu hassen, also hatte ich auch nichts falsch gemacht, hoffe ich. Eindeutig zerbrach ich mir zu sehr den Kopf über ihn und sein Verhalten in den letzten Wochen. Mein Lächeln versiegte jedoch durch den Gedanken, dass ich das auf keinen Fall irgendjemanden erzählen darf, was hier passierte, sonst werde ich zu hundert Prozent einen Kopf kürzer gemacht. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken, als ich an den Blick der alten Suiren denken musste.

"Woher wussten Sie eigentlich von dieser Höhle?" informierte ich mich leicht interessiert, widmete mich dabei weiter meinen nassen Klamotten, und versuchte meine Emotionen weiterhin zu verdrängen. Jinshis Haare triften immer noch ein wenig, sein Blick war an den Wasserfall gewandt, indessen er mir seufzend erklärte, dass er früher hier wohl angeblich öfter gespielt hätte. Eine Augenbraue von mir zog sich hoch. Will ich wirklich wissen, wer er ist? Wenn er schon mal hier gewesen ist, bei einem sehr hohen Militärbeamten und das sogar als Kind...Nein, nein, lieber nicht. Mein Kopf ist mir ganz lieb. Also presste ich mir nur ein knappes "Aha" heraus und stellte schon die nächste Frage, ich wollte nicht, dass das Ganze hier zu persönlich wird, ich kenne meinen Platz:"Was ist eigentlich passiert?" Ich starrte weiter auf meinen Kimono, kaute dabei etwas auf meiner Unterlippe herum. "Auf mich wurde geschossen. Aber nicht mit einem Pfeil oder einem Bolzen." Meine Augen treffen die Seinen. Meine Irden funkelten etwas voller Interesse. "Es war eine Art Pistole, ich gehe mal davon aus, dass dir dieser Begriff etwas sagt." Stimmt, sagte er, aber nur aus Gerüchten. Es soll sich um eine Waffe gefüllt mit Schwarzpulver, höchst explosiv, und mit ungemein starker Durchschlagskraft handeln, allerdings dachte ich, es sei Ammenmärchen und nicht die bittere Realität. "Sie werden momentan für das Militär entworfen und entwickelt, sind jedoch noch nicht allgemein tauglich." Ich kriege hier gerade Informationen, die ich nicht hören will, sie gehen mich nichts an, dennoch, ich hatte gefragt und bin ehrlich gesagt auch etwas zu neugierig geworden. "Wie kann es denn sein, das mit so einer Waffe auf ihre Exzellenz geschossen wurde, wenn sie noch nicht im Umlauf sind?" platzte es aus mir heraus, meine blöde Neugier. Sein Blick wurde ernst, so ernst, dass er mir eine unangenehme Gänsehaut verpasste. "Das ist eine gute Frage."

Liebe ist die beste Medizin (Maomao x Jinshi)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt