Kapitel 1

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Aziraphale
Schweren Herzens trat Aziraphale aus dem Fahrstuhl und betrat zusammen mit dem Metatron den Himmel. Er fühlte sich als hätte jemand sein Herz aus der Brust und in tausend Stücke gerissen.
„Was genau... wird denn meine Aufgabe sein? Ich habe in der Vergangenheit eine Menge Erfahrung auf der Erde gesammelt und..."
„Um die Erde brauchst du dir keine Gedanken mehr machen." unterbrach ihn der Metatron. „Die Menschen sind bereits jetzt dabei, sich selbst auszulöschen. Du wirst andere Aufgaben haben."
„Aber.. warum sollte die Erde nicht gerettet werden? Ein paar kleine Wunder hier und da..."
„Die Menschheit hätte schon längst vernichtet werden sollen. Du hast wahrscheinlich einfach schon zu viel Zeit dort verbracht!"
Geschockt sah Aziraphale seinem Gegenüber in die Augen, die inzwischen wütend funkelten. Er wollte doch in den Himmel zurück um Gutes zu tun!
Das hier war falsch. Er spürte, dass er einen riesigen Fehler begangen hatte. Verdammt, er hätte die Erde und vorallem Crowley nie zurücklassen dürfen! Wenn er sich beeilte, vielleicht könnte er zu ihm gehen und die Sache wieder gerade biegen. Allein bei dem Gedanken an ihren Kuss fing sein Herz wie wild an zu rasen.
„Es..." begann er stockend. „Es tut mir leid, aber ich denke ich bin wohl doch nicht der richtige, für diese Aufgabe."
Der Metatron sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an.
„Ich muss schon sagen ich bin enttäuscht. Ich dachte gerade du wärst willig Gottes Großen Plan zu unterstützen. Aber scheinbar hat die Erde dich auf den falschen Pfad gebracht."
Aziraphale schluckte.
„Wenn du jetzt gehst, dann ist das für immer."
Die Augen des Engels wurden groß bei diesen Worten. Er würde fallen. Er würde entweder zusehen wie die Menschheit ausgelöscht wurde oder er würde ein gefallener Engel werden. Doch er hatte kaum eine Wahl.
Er ballte die Hände zu Fäusten um das Zittern zu unterdrücken, bevor er mit fester Stimme sagte „In diesem Fall.. gehe ich."
Der Metatron schüttelte nur den Kopf und im nächsten Moment spürte Aziraphale wie er fiel. Er fiel buchstäblich. Der Aufprall war hart und drückte die Luft aus seinen Lungen. Als er die Augen öffnete sah er Bücherregale. Er war in seinem Laden.

„Mister Fell?" Ein erstickter Aufschrei von Muriel ließ ihn herumfahren. Sie hatte die Hände auf den Mund gepresst und sah ihn mit großen Augen an.
„Was..?" wollte er schon fragen, doch dann sah er im Augenwinkel die schwarzen Flügel. Er konnte nicht verhindern dass sich Tränen in seinen Augen sammelten. Das war immer seine größte Angst gewesen. Schnell ließ er die Flügel verschwinden und wandte sich Muriel zu.
„Ähm.. Danke fürs aufpassen.", sagte er und zeigte dabei auf die Bücherregale, obwohl er gerade einmal 20 Minuten weg gewesen war.
Sie nickte perplex.
Aziraphale nickte ihr noch einmal zu, bevor er den Laden verließ und ein Taxi rief.

Crowley
Müde ließ Crowley sich mit einer Flasche Whiskey auf sein Sofa fallen. Dämonen brauchten natürlich keinen Schlaf. Trotzdem fühlte er sich so unglaublich müde. Sein Streit mit Aziraphale wiederholte sich in seinem Kopf wieder und wieder. Und der Kuss. Es war zum verrückt werden. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Es war klar, dass er als Dämon nicht gut genug war. Er war nicht gut. Er war ein Monster. Wie könnte ihn jemals irgendjemand lieben? Es war reines Wunschdenken, dass der Engel sich tatsächlich für ihn entscheiden könnte.
Er öffnete die Flasche und trank den Inhalt auf Ex. Dann nahm er sich eine weitere. Die Menschen sollten wirklich mal stärkeren Alkohol machen. Es dauerte ewig um damit betrunken zu werden. Nach der zweiten Flasche merkte er so langsam wie der Alkohol anfing zu wirken. Er öffnete eine dritte und trank diese langsamer. Die Schmerzen wurden betäubt und er fühlte sich als wurde ein große Last von ihm genommen.
Er bekam nicht mehr mit dass es an seiner Tür klingelte.

Aziraphale
Die Fahrt zu Crowleys Wohnung dauerte ungefähr eine Viertel Stunde. Er bezahlte das Taxi und ging auf das Wohnhaus zu, dass fast komplett leer stand. Er nahm die Treppe nach oben und zögerte einen Moment, bevor er klingelte.
Nichts rührte sich. Er klingelte wieder. Und wieder. Vielleicht war der Dämon gar nicht Zuhause? Er konnte nicht verhindern dass er sich Sorgen um ihn machte. Er würde es sich nie verzeihen wenn dieser wegen ihm etwas dummes getan hatte.
Er klingelte ein viertes Mal. Dann wunderte er die Tür auf und ließ sich selbst herein.
Er war ein gefallener Engel. Da war es wohl nicht schlimm wenn er Hausfriedensbruch beging. Er seufzte, dann ging er durch den Flur, warf ein Blick ins Schlafzimmer und in die Küche und betrat dann das Wohnzimmer.
Erleichterung überkam ihn, als er Crowley auf dem Sofa liegen sah.
„Crowley!" Der Dämon rührte sich nicht. Aziraphales Blick fiel auf die leeren Flaschen und ein schlechtes Gewissen machte sich in ihm breit.
Vorsichtig setzte er sich auf die Kante des Sofas. Die Hände auf dem Schoß gefaltet.
„Crowley", wiederholte er. Unsicher streckte er eine Hand aus und schüttelte den anderen leicht an der Schulter. „Crowley."
Der Dämon öffnete die Augen und starrte ihn verwirrt an. „Wow! Das Gebräu ist wohl doch nicht so schlecht, wenn ich davon sogar halluziniere.", lallte er und schloss die Augen wieder.
„Crowley!", sagte Aziraphale erneut „Du halluzinierst nicht. Ich bin hier."
Crowley öffnete die Augen und sah ihn zweifelnd an. „Aziraphale ist abgehauen und hat mich verlassen." Er drehte den Kopf weg.
Aziraphale seufzte und wunderte seinen (ehemals?) besten Freund nüchtern.
Dieser richtete sich prompt auf.
„Du bist wirklich hier? Wie?"

Crowley
Er war komplett verwirrt, aber ohne den Alkohol in seinem Körper war er sich zumindest sicher, dass er nicht halluzinierte. Aber wie war das möglich?
„Das ist unwichtig.", erwiderte der Engel mit einer wegwerfenden Geste. „Der Himmel war einfach nicht der richtige Ort für mich. Und außerdem musst du mir helfen ein paar Wunder zu wirken. Die Menschheit könnte sich ohne uns möglicherweise selbst auslöschen..." plapperte er los, bis Crowley ihm den Mund zuhielt. Bei der Berührung zuckte der Engel leicht zusammen, doch er wich nicht zurück.
„Was soll das heißen nicht der richtige Ort? Du bist ein Engel! Du liebst den Himmel!"
„Nun ja.... Wie sich herausstellte habe ich doch nicht die Möglichkeit da oben etwas Gutes zu tun... ich würde einfach nur zugucken wie die Menschheit untergeht. Und vorallem..." Er sah unsicher auf seine Finger. „Ich wollte auch nicht ohne dich im Himmel sein.", gestand er.
Crowley sah ihn noch immer irritiert an. „Ich habe meine Meinung nicht geändert. Ich werde kein Engel."
Aziraphale schüttelte den Kopf. „Nein, darum geht es nicht. Du... Du hattest recht. Ich meine wir könnten... hier auf der Erde bleiben. Zusammen." Das letzte Wort war so leise, dass es kaum zu hören war.
Crowley zog eine Augenbraue hoch.
„Was hat deine Meinung geändert?"
Hätte das diesem dummen Engel nicht etwas früher einfallen können?
„Mir ist bewusst geworden, dass ich naiv war. Und außerdem... ich hätte dich da oben vermisst."
Crowley schnaubte. Er stand von der Couch auf und ging zum Fenster herüber. Er brauchte Abstand.
„Du hättest nicht zurück kommen sollen."

Fallen Angels (Aziraphale x Crowley) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt