Kapitel 4

31 0 0
                                    

Aziraphale
„Crowley!" Der Dämon stolperte Rückwärts und Aziraphale konnte ihn gerade noch auffangen. Ohne das er es wollte, fuhr er seine Flügel aus und bedeckte sie beide damit. Der Mann schoss wieder und wieder, doch die Flügel schützten sie.
„Was zum?" hörte er einen erstickten Ausruf.
„Scheiße lass uns bloß abhauen." Das war vermutlich der zweite Mann mit der Waffe. Aziraphale konnte es nicht sehen, da sie komplett abgeschirmt waren. Crowley lag in seinen Armen. Als dieser die Augen öffnete zuckte er zusammen und richtete sich auf, wobei er das Gesicht vor Schmerz verzog. Eine Hand hatte er auf die Schusswunde gedrückt.
Sein Mund bewegte sich, aber es kam nichts heraus. Aziraphale konnte sich vorstellen was er dachte. Nun wusste er es. Er war ein Dämon und Crowley würde ihn verabscheuen. So wie er sich selbst verabscheute.

Verletzt zog er die Flügel zurück, bewirkte ein kleines Wunder, damit die Menschen die sie aus großen Augen anstarrten, ihr Gedächtnis verloren und dann rannte er. Er wusste nicht wohin, aber er würde die Ablehnung nicht ertragen.
So könnte es für immer sein., hatte Crowley gesagt. Aber so hatte er es sich sicher nicht vorgestellt. Bei dem Gedanken an Crowley's Gesichtsausdruck zog sich alles in ihm zusammen. Die ersten Tränen liefen ihm über die Wangen. Er lief ziellos weiter bis er einen leeren Park fand, in dem er allein war. Dort setzte er sich auf die einzige Bank.

Crowley
Der Dämon blieb noch ein paar Momente sitzen. Einerseits wegen dem Schock, andererseits weil sein Körper noch ein paar Minuten brauchte um die Wunde zu heilen. Warum war Aziraphale weggerannt? Und warum war er...? Die Frage konnte er nicht mal zuende denken. War das der Preis gewesen, den er bezahlt hatte, um auf der Erde zu bleiben?

„Sir ist alles in Ordnung?", fragte ihn jemand.
„Bestens." Stöhnend stand er auf.
„Aber.. sie wurden angeschossen." sagte der Mann unsicher.
Crowley sah an sich herunter. Das Blut konnte er nicht leugnen. „Ähm ja.. es sieht schlimmer aus als es ist." sagte er, dann ließ er den Mann stehen und verließ die Bank. Er musste Aziraphale finden.

Draußen standen bereits Polizeiautos. Er schnippte einmal mit den Fingern und seine Blutflecken verschwanden und die Polizisten ließen ihn vorbei.
Er suchte im Park, im Buchladen, in Ninas Café - er fuhr sogar zu seiner Wohnung, auch wenn er sich nicht vorstellen konnte dass sein Freund dort war.
Er war nirgendwo.
„Verdammt!" fluchte er und trat eine Dose weg die neben einem Mülleimer gelegen hatte. Dafür wurde er von ein paar Passanten schief angeguckt. Wütend griff er nach der Dose und schmiss sie in den Mülleimer. Dann sank er auf die Bordsteinkante.
Wieso war er weggerannt?
Plötzlich hatte er eine Idee. Er sprang auf, konzentrierte sich, und wunderte sich dann einen Stadtplan herbei. Natürlich nicht irgendeinen Plan. Zwei weiße Engelsflügel waren auf einem kleinen Park in der Nähe aufgemalt.
Crowley joggte beinahe und versuchte dabei einigen Passanten auszuweichen. Er bog in eine Nebenstraße ein und betrat den kleinen Park der durch einen Zaun abgegrenzt war.
Unter einem Kirschbaum stand eine einzelne Parkbank.

„Hier bist du Engel." sagte er ruhig und setzte sich neben ihn auf die Bank.
Der angesprochene wischte sich über das Gesicht. Er sah ihn nicht an. „Du solltest aufhören mich so zu nennen."
Crowley überlegte was er am besten sagen sollte.
„Warum hast du es mir nicht gesagt?" fragte er nach einer Weile.
Nun schaute Aziraphale ihn doch an. „Weil ich dich nicht verlieren wollte. Ich meine ich bin..."
Crowley starrte ihn verwirrt an, hörte aber weiter zu. „Ich bin kein Engel mehr. Du wirst mich nicht mehr wollen.", schluchzte er.
„Wa... Ich..." Ihm fehlten ja nicht oft die Worte, aber dieser Engel schaffte es immer wieder ihn sprachlos zu machen.
Aziraphale stand auf und machte Anstalten zu gehen.
„Jetzt warte." brachte Crowley heraus und hielt ihn am Handgelenk fest. Der Engel wollte sich ihm entziehen, aber er hielt ihn fest. Der gequälte Gesichtsausdruck brach ihm das Herz. Er hatte ja gewusst dass es Aziraphales größte Angst war ein Dämon zu werden, aber scheinbar hatte er ebenfalls Angst Crowley zu verlieren.
„Okay..", begann er „Wie kommst du darauf dass ich dich nicht mehr wollen könnte, nur weil du aus dem Himmel verbannt wurdest?"
Der Engel sah ihn verunsichert an. Dann zuckte er leicht mit den Schultern. „Weil ich.. nicht mehr gut bin. Ich bin böse. Ich bin.."
Crowley unterbrach ihn. „Du bist nicht böse! Du hast in den letzten Wochen nicht eine böse Sache getan. Ganz im Gegenteil!" erinnerte er ihn.
Der Engel sah ihn mit gerunzelter Stirn an und Crowley musste daran denken, wie oft er selbst das Gefühl gehabt hatte, nicht gut genug zu sein. Nur weil er ein Dämon war.
„ Ich liebe dich. Du wirst immer mein Engel sein." Versicherte er Aziraphale und wischte ein paar Tränen von seinen Wangen. Er konnte sehen wie hin und hergerissen er war. Aber er entschied sich wohl dafür ihm zu vertrauen
„Ich liebe dich auch Crowley.", erwiderte er schließlich.
Crowley lächelte liebevoll und zog ihn in eine Umarmung. Er hielt ihn fest, als könnte er damit zeigen, dass er seinen Engel niemals verlassen würde. Für ihn würde er immer ein Engel sein. Schwarze Flügel hin oder her.

Nach mehreren Minuten lösten sie sich voneinander. Crowley nahm seine Hand und gemeinsam gingen sie zurück zum Buchladen.  Währenddessen überlegte er fieberhaft wie er dem Engel zeigen konnte, dass er es ernst meinte. Denn dieser sah immernoch verunsichert und bedrückt aus.
Am Buchladen angekommen, hielt Crowley die Tür auf. Er erhielt ein leises Danke.
Kraftlos ließ Aziraphale sich auf das Sofa sinken. Er schien als wüsste er nichts mehr mit sich anzufangen. Er hatte wochenlang gute Taten vollbracht um die Situation zu verdrängen. Und jetzt schien er nicht mehr zu wissen wer er war.

„Engel." sagte Crowley mit tiefer Stimme und dieser sah auf. Zufrieden sah er zu wie sich Aziraphales Augen weiteten, als er langsam auf ihn zu ging. Dabei fuhr er seine eigenen schwarzen Flügel aus. Aziraphale atmete schnell, als Crowley sich auf seinen Schoß setzte und das Gesicht in seine Hände nahm.
„Du bist kein Dämon. Deine Flügel mögen schwarz sein, aber du bist gar nicht dazu in der Lage Böses zu tun."
Mit diesen Worten presste er seine Lippen auf die seines Freundes und war sehr zufrieden mit sich, als dieser leicht stöhnte.
„Crowley." wimmerte er.
„Entspann dich Engel. Ich werde dich nämlich sicher nicht verlassen."
Damit küsste er ihn erneut, vergrub die Hände in seinen schönen blonden Haaren und zeigte ihm, mehr als Worte es je könnten, dass sie für immer zusammen sein würden.
Es war ein stummes Versprechen.
Für immer.

Ende

Fallen Angels (Aziraphale x Crowley) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt