Kapitel 3

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Aziraphale
Das Durchsuchen der Häuser dauerte deutlich länger. Aber sie hatten es nicht eilig.
Genau genommen genossen sie beide die Gesellschaft des anderen. Und Aziraphale musste zugeben dass er es liebte wenn Crowley Gutes tat. Vielleicht weil es ihn an den Engel erinnerte, der Crowley einmal war. Vielleicht aber auch weil der Dämon nach allem was geschehen war, immernoch eine gute Seite hatte. Auch wenn er dies immer abstreiten würde.
Sie betraten gerade das letzte Haus - bisher hatten sie niemanden gefunden - als Crowley innehielt.
„Alles in Ordnung?"
„Ja sicher. Wir sollten vorsichtig sein hier drinnen. So wie es aussieht stand das Haus bis zur Decke unter Wasser." An der Tapete konnte man deutlich die Wasserflecken sehen.
Aziraphale nickte. Er durchquerte das Wohnzimmer, immer auf der Suche nach Überlebenden. Auch wenn es noch so unwahrscheinlich war, dass noch jemand hier war.
„Ich glaube hier ist ni-„ Der Satz wurde von einem erstickten Schrei unterbrochen, als die Dielen zerbrachen und Aziraphale in die Tiefe stürzte. Er fiel nicht tief, vielleicht 3 Meter. Es tat trotzdem weh.
„Ist alles in Ordnung?", rief Crowley, der vorsichtig an den Rand des Loches getreten war und ihn besorgt musterte.
„Ja nichts passiert." Aziraphale sah sich in dem Keller um. Eine Treppe führte nach oben, allerdings war sie von einigen Holzbretten versperrt. Er rappelte sich auf und ging darauf zu.
„Was machst du da, Engel? Komm wieder hoch." Crowley sah ihn irritiert an.
„Bin schon dabei. Ich muss nur die Bretter wegräumen."
„Du bist ein Engel. Benutz deine Flügel!" Es klang schon fast vorwurfsvoll. Er wäre wohl selbst ebenfalls irritiert, würde Crowley sich so verhalten. Aber er durfte seine Flügel auf keinen Fall sehen!
„Gib mir eine Sekunde." rief er. Crowley sah ihm mehr als verwirrt dabei zu. Doch er bekam keine Antwort auf seinen fragenden Gesichtsausdruck.
„Also hier ist niemand.", sagte Aziraphale und ging auf die Eingangstür zu. Kopfschüttelnd folgte der Dämon.

Die Rückfahrt verlief deutlich ruhiger. Genau genommen sprachen sie fast kein Wort. Erst als sie London erreicht hatte, fragte Aziraphale „Bleibst du im Buchladen oder fährst du zu dir?"
„Willst du mich loswerden?", war die etwas mürrische Antwort.
„Nein! Natürlich nicht. Ich dachte nur..."
„Was dachtest du?"
„Du wirkst wütend."
„Ich bin nicht wütend, nur verdammt irritiert. Und außerdem bist du es der meine Fragen ignoriert."
Das stimmte. Aziraphale's schlechtes Gewissen meldete sich sofort. Es war ja keine Absicht gewesen. Er war den Fragen nur ausgewichen weil er keine Antwort gehabt hatte.
„Entschuldige."
„Schon gut." winkte Crowley ab. Er nahm einem Autofahrer die Vorfahrt und bremste mit quietschenden Reifen vor dem Buchladen.

Crowley
Der Engel sah etwas grünlich aus, als er ohne einen Kommentar ausstieg und tief einatmete.
Drinnen hängte er seine Jacke über eine Stuhllehne und wandte sich dann Aziraphale zu.
„Kakao?" fragte er, während er den Engel an den Hüften festhielt und ihn versöhnlich anlächelte. Dieser nickte dankbar.
Crowley machte zwei Tassen Kakao - beide hatten Engelsflügel - und ging dann zu dem Sofa herüber auf dem Aziraphale bereits mit einem Buch saß. Auf diese Weise verbrachten sie eine Menge Zeit. Er stellte die Tassen ab und legte seinen Kopf auf den Schoß des Engels. Dieser schaute von seinem Buch auf um ihn liebevoll anzulächeln. Bei Satan, er liebte diesen Engel! Er hatte ihn überhaupt nicht verdient. Er richtete sich ein kleines Stück auf, legte seine Hand in Aziraphales Nacken und zog ihn zu einem Kuss herunter.

In den nächsten Wochen vollbrachten sie jede Menge Wunder, mal größere, mal kleiner. Den einen Tag brachten sie einen Politiker dazu ein Friedensabkommen zu unterstützen. An einem anderen konnte ein Paar nach Jahren des Wartens endlich ein Kind adoptieren. Der Engel hatte täglich neue Ideen wie sie die Welt positiv verändern könnten. Sogar die Kriminalitätsrate in London sank enorm.

„Wo willst du hin?", fragte Crowley seinen Engel, als dieser gerade seine Jacke überzog.
„Ich wollte nur eben in die Bank gehen. Ich möchte für dieses Kinderheim spenden.", sagte er und hielt ihm einen Flyer hin.
Crowley warf einen Blick darauf. „Ich begleite dich."
„Ich wollte eigentlich zu Fuß gehen."
„Gut dann gehen wir zu Fuß." erwiderte der Dämon schulterzuckend.
Bis zur Bank war es nicht weit und außerdem war draußen fantastisches Wetter. Generell war in London immer fantastisches Wetter, seit sein Engel zurück auf der Erde war. Crowley fragte sich ob es Zufall war.

Sie liefen durch die Einkaufsstraße und durch den Park, in dem sie kurz für ein Eis Pause machten. Wie oft hatten sie in der Vergangenheit hier im Park gesessen. Es war - gleich nach dem Buchladen - wohl sein Lieblingsort auf der Erde. Es kommt eben auf die Gesellschaft an.
„So könnte es für immer sein.", sagte Crowley nach ein paar Minuten, mit Blick auf ein paar Enten, die am Rand saßen.
„Ja." war die schlichte Antwort.
Er wurde das Gefühl nicht los dass den Engel irgendwas bedrückte. Aber immer wenn er danach fragte wich er aus. Er hatte es aufgegeben. Er hoffte nur dass der Engel sich ihm irgendwann anvertrauen würde.

Nach ein paar Minuten gingen sie das restliche Stück bis zur Bank. Aziraphale trat an einen der Schalter und Crowley stand mit einem Meter Abstand hinter ihm. Da er nichts zu tun hatte sah er sich in der Bank um. Es war ziemlich leer. Nur vier weitere Kunden.
Er zuckte zusammen als einer der Männer am Schalter neben ihnen plötzlich eine Waffe zog und zweimal in die Luft schoss. Instinktiv stellte er sich schützend vor Aziraphale. Auch wenn Schusswaffen von Menschen sie nicht töten konnten, sie konnten sie definitiv verletzen und im schlimmsten Fall entkörpern. Und er hatte keine Ahnung was dann passieren würde.

„Auf den Boden!" schrie der Mann. „Sie werden jetzt alle schön hier bleiben, mit meinem Kollegen, während - (er laß das Namensschild) - die gute Ivonne mich in den Tresorraum bringt." Die Frau reagierte nicht. Sie stand einfach nur mit gehobenen Händen da und zitterte merklich. Erst jetzt bemerkte Crowley den zweiten Mann mit einer Waffe.
Die anderen Kunden hatten sich bereits auf den Boden gelegt.
Der Mann sah ihn wütend an. „Auf den Boden oder es knallt!" sagte er bedrohlich leise.

Crowley hob abwehrend die Hände. „Also Jungs das ist wirklich eine schlechte Idee. Die Polizei ist längst auf dem Weg und wenn ihr.."
Ein weiterer Schuss.
„Auf den verdammten Boden!" Jetzt schrie der Mann. Doch Crowley ließ nicht locker. Er spürte wie sein Engel ihm eine Hand auf die Schulter legte, wohl um ihn dazu bewegen zu gehorchen. Aber er würde sicher keinem Menschen gehorchen. Schon gar nicht einem der in der Hölle landen würde.

Er ging zwei Schritte langsam auf den Mann zu. Eine schlechte Idee, denn dieser fühlte sich offensichtlich bedroht. Mit der Pistole zielte er direkt auf Crowleys Brust.
„Crowley nicht." hörte er Aziraphale flüstern.
Gereizt machte er einen weiteren Schritt auf den Mann zu und versuchte die Waffe zu greifen. Eine wirklich schlechte Idee.
Ein weiterer Schuss zerriss die Luft und traf Crowley direkt in der Brust.

Fallen Angels (Aziraphale x Crowley) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt