1. Vertretungsstunde

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Hallo liebe Leser!

Konstruktive Kritik ist gern gesehen!

Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen :)

Eure Jizai <3
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Ich saß im Unterricht und schrieb gelangweilt Rechenaufgaben von der Tafel ab. Da es eine Vertretungsstunde ist und die Lehrerin gerade nicht im Klassenzimmer ist ist es verhältnismäßig ziemlich laut.

So war es recht schwer, sich auf die Aufgaben zu konzentrieren. Verdammt, was ist das hier? Wir sind doch nicht im Kindergarten. Als Abiturient kann man sich doch wohl gesitteter verhalten, oder nicht?

Einer machte plötzlich sogar Musik auf einer Box an, die er reingebracht hatte. Irgendein komischer Deutschrap-Scheiß dudelte nun viel zu laut durch den Klassenraum. Ich sah kurz hinüber und verdrehte die Augen.

Natürlich war es Valentin, wer denn auch sonst? Mister Superbeliebt denkt wohl er könnte sich alles erlauben. Jedenfalls fanden ihn alle irgendwie ziemlich cool. Nur Juna und ich fanden ihn echt unerträglich.

Juna ist meine beste Freundin seit Kindheitstagen, sie geht ebenfalls in meine Klasse und sitzt neben mir. Auch sie schien verzweifelt zu versuchen, sich irgendwie noch auf die Aufgaben zu konzentrieren.

Ich seufzte und plötzlich setzte Valentin sich auf meinen Tisch, mitten auf mein Matheheft.

"Hey!", stieß ich verärgert aus.

"Ach komm, hab dich nicht so, hab ein bisschen Spaß", sagte er mit einem schmierigen Lächeln. "Langweilen dich die Matheaufgaben nicht?"

Er war zwar erst seit ein paar Tagen in unserer Klasse, aber ich konnte ihn jetzt schon nicht leiden. Er brach ständig die Regeln, störte den Unterricht und war dazu noch ständig von einer Horde von nervigen schwärmenden Mädchen umgeben. Klar, er ist irgendwie hübsch, aber so hübsch dann auch wieder nicht! Jedenfalls rechtfertigt sein gutes Aussehen nicht sein beschissenes Benehmen.

"Ich habe keine Lust, mir mit schlechten Noten meine Zukunft zu ruinieren. Also nein danke. Ich mache gerne Mathe.", sagte ich wütend.

"Ja, also lass Elian in Ruhe!", stimmte Juna mir nun zu.

Ich lächelte kurz dankbar zu ihr hinüber.

"Mann, seid ihr Spießer.", lachte Valentin und stand auf. "Naja gut, dann halt eben nicht."

Endlich ließ er mich in Ruhe, aber das nervige Gedudel aus seiner Musikbox nervte mich weiter. Murrend schluckte ich meinen Ärger herunter. Ich war grundsätzlich eher eine zurückhaltende Person, auch wenn ich ihm gerne die Meinung gegeigt hätte. Aber selbst wenn ich den Mut aufgebracht hätte, mich hier mit Valentin anzulegen, hätte ich nicht von seinen Anhängseln zerfleischt werden wollen. Es waren einfach zu viele.

"Shit, die Lehrerin kommt zurück!", warnte nun ein anderer Typ, der an der Türe Wache gestanden hatte.

Schnell setzten sich alle zurück auf ihre Plätze, Valentin machte die Musik aus, und alle taten brav und unschuldig als hätten sie schon die ganze Zeit ihre Aufgaben gemacht.

Valentin setzte sich jedoch nicht auf den Platz, auf dem er eigentlich sitzen sollte. Nein, er setzte sich ausgerechnet neben MICH!

Und der Vertretungslehrerin war das herzlich egal, denn sie kannte unsere Sitzordnung ja auch nicht.

Sie schrieb weitere Aufgaben an die Tafel, falls jemand mit den vorherigen schon fertig sein sollte.

"Hey, psst, Elian", flüsterte Valentin mir zu und ich bemühte mich, ihn zu ignorieren.

"Elian?", machte er nochmal.

Ich ballte meine freie Hand zu einer Faust zusammen. Mit der anderen schrieb ich weiter die Aufgaben ab.

"Elian?"

"WAS WILLST DU?!", schrie ich aufgebracht und zog damit natürlich alle Blicke aus der Klasse auf mich.

"Junger Mann, was ist denn das für ein Ton?", mahnte die Lehrerin nun streng.

"Er lässt mich einfach nicht in Ruhe!", jammerte ich.

"Ich will doch nur, dass du mir die Matheaufgaben erklärst.", sagte Valentin nun und setzte einen unschuldigen Blick auf, so als wäre er hier das Opfer.

Toll, jetzt habe ich natürlich den gesamten Hass der Klasse und den der Lehrerin auf mir liegen, weil jetzt alle denken, ich bin ein Hilfe verweigerndes Monster.

Ich seufzte. "Gib mal her.", meinte ich und sah mir sein Blatt an. Ich kniff die Augen zusammen und bemühte mich, sein Gekrakel zu entziffern. Wow, hat der eine Sauklaue. "Ich kann kein Wort lesen.", meinte ich nach einer Weile.

"Es sind ja auch keine Wörter, sondern Zahlen.", kicherte Valentin belustigt.

"Also, entweder du nimmst das hier ernst oder ich helfe dir nicht", murrte ich.

"Okay okay, ist ja gut. Soll ich es neu schreiben?"

Ich nickte und sah ihm zu, wie er sich bemühte, lesbare Zahlen zu schreiben. Ich wusste, dass er sich ständig wie ein kleines Kind verhielt, aber ich hätte nicht gedacht, dass er auch schreibt wie eins.

Ich sah mir die Aufgaben an und erklärte ihm warum sein Rechenweg falsch ist und korrigierte ihn mit einem grünen Stift. Dabei sah er mir wie gebannt zu.

"Wow, du erklärst das echt gut", sagte er begeistert und sah mich mit seinen leuchtend blauen Augen an.

Irgendwie schmeichelte mir das und zauberte ein kaum merkliches Lächeln aufs Gesicht. Wenn er doch bloß immer so wäre wie jetzt. Weniger laut und ruhiger und verständnisvoller. Und er hörte sogar richtig zu!

Ich beobachtete, wie er nun mit seinem neu erlernten Wissen weitere Aufgaben löste. Er machte zwar hier und da noch ein paar kleinere Fehler, aber alles in allem schien er es echt verstanden zu haben.

Kurz darauf klingelte es zur Pause.

Gefühls-Chaos (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt