II

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Noch ein wenig hier, ja ... Doch ... auch noch ... ein kleines bisschen dort.

So ging das seit geraumer Zeit. Laureen war in ihrem Element, was bedeutete, dass sie akribisch und penibel um ihre Skulptur herumscharwenzelte, um die letzten Stellen auszumerzen.

Perfektionismus war schon immer ein zweischneidiges Schwert. Er konnte die besten Ergebnisse zutage bringen, doch genauso die Kreativen in die Knie zwingen. Letzteres war noch nicht so weit.

»Ich denke, es ist vollbracht«, sprach Laureen ihre Gedanken laut aus. Daraufhin drehte sie sich im Halbkreis – der Kopf leicht schief, die Hand als Faust unter dem Kinn – und schaute dabei fragend zu ihren ersten Kreationen (einem Kelch, einem Ring, einem Schlüssel und einer Öllampe), als könnten diese ihr antworten.

Ob sie eine Bestätigung erhielt? Ich habe keine Ahnung, ihrem Anblick nach zu urteilen, schien es so. Ihre Nase krauste sich und kurz darauf kamen ihre wenigen Sommersprossen daneben durch die ausgeschütteten Endorphine intensiver zur Geltung. Ein Glücksrausch.

Obwohl sie ihrer Energie durch die Arbeit beraubt – sogar ausgelaugt – war, hatte sie das Verlangen, den Kerzenleuchter noch am selben Tag an seinen Platz zu bringen. Ein Glück, dass dieser auf ihrem routinemäßigen Rückweg lag.

Nach wie vor beflügelt schlenderte sie mit den sanften Strahlen der frühen Abendsonne über die Wiese zurück zu ihrem Anwesen. Auf halbem Wege wandte sich noch einmal um und grinste fröhlich in die Richtung ihrer Juwele. Nun weiß ich, was ich morgen beginnen werde. Den Smaragd.

Mit dem Verschließen der Terrassentür machte sich prompt ihr Magen aufmerksam. Sie hatte den ganzen Tag außer Wasser nichts zu sich genommen; war vollkommen in ihre Arbeit vertieft. Zügig eilte sie durch den Gang bis zur Küche, bemerkte nun das Ausmaß ihrer Erschöpfung.

Die Kraftreserven etwas aufgestockt stieg sie die Stufen der Wendeltreppe empor, die zum Badezimmer und ihrem Schlafgemach führte. Zunächst drehte sie den Wasserhahn auf, um sich ein Bad einzulassen, um sich dann Nachtwäsche aus dem Nebenraum hervorzuholen. Das Plätschern des Wassers entspannte sie bereits; noch mehr das Eintauchen in das warme, seifige Nass.

Laureen schritt auf ihr Schlafzimmerfenster zu, um die Gardinen zuzuziehen, als sie etwas sah.

Was ist das? Ist da jemand in meinem Garten? 

verrückt entrücktWo Geschichten leben. Entdecke jetzt