III

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Zweifelsohne brannte ein Licht im Garten. Das kann nicht sein, das ist nicht möglich. Hastig zog sie die Gardinen zu, um auszublenden, was sie nicht wahrhaben wollte. Im Widerstreit mit sich selbst spähte sie nur einige Herzschläge später durch einen Spalt nach draußen. Laureen konnte sich dieser Realität nicht länger entziehen und musste zu dem Schluss gelangen, dass es sehr wohl möglich war, wenn auch unvorstellbar.

Legte einer ihrer Bediensteten eine Nachtschicht ein? Vielleicht veranlasste Laureen diese Vermutung dazu nachzusehen. Wie sonst nur am Morgen huschte sie durch die Terrassentür. Es war warm in dieser Sommernacht, doch nun wehte ein leichter Wind, der eine salzige Frische vom nahe gelegenen Meer mitbrachte. Sie zog ihren geblümten Morgenmantel, den sie sich eben noch schnell schnappte, enger und das Band fester.

Je näher sie ihrem Garten kam, desto deutlicher konnte sie das flackernde Licht erkennen, so gerne sie auch daneben gelegen hätte. Es nützte nichts. Sie marschierte weiter, umklammerte dabei ihre Taschenlampe.

Ein Pfiff, als würde er durch gefrorene Zapfen hindurchfegen, ließ sie zusammenzucken. Sei nicht albern. Es ist nur der Wind. Das ergab durchaus Sinn, immerhin befand sie sich am Eingang des Irrgartens, wodurch sich der Wind ein besseres Gehör verschaffen konnte.

Kurz überlegte Laureen, welcher Weg sie am schnellsten zu der Stelle bringen würde, an der sie das Licht vermutete und stapfte hinein.

Bei Nacht klingt, riecht und sieht alles anders aus ... Laureen versuchte sich zu beruhigen. Durch das Licht des bald vollen Mondes wurden Schatten geworfen, die sich in den Auswüchsen der Hecken zu verheddern schienen. Um sie zu vertreiben, schaltete sie ihre Taschenlampe an. Das pfeifende Klirren verfolgte sie, doch war lediglich alle paar Schritte zu hören, gefolgt von einem feinen Geruch nach angekokeltem Holz. Ob ein Feuer ausgebrochen war? War das das Licht?

Laureen konnte sich nicht länger mit dieser Frage beschäftigen, da raschelte es zwischen den Hecken. Zeitgleich mit ihr quiekte dort etwas auf. Sie fasste sich ans Herz, es pochte wild. Nur eine Maus, ganz sicher.

Maus! Sie schaute nach oben. Doch anstelle, dass sich ihr Puls beim Anblick ihrer Kreation entschleunigte, raste er nur noch mehr. Dort, wo der Mäuserich sitzen sollte, war nichts – der Platz war frei.

Das ist doch verrückt! Ich werde verrückt.

Das Rascheln nahm zu, der Boden vibrierte – so stark, dass Laureen Mühe hatte, aufrecht stehen zu bleiben.

Ein Erdbeben – verflucht! »Hilfe!«, schrie sie, obgleich sie wusste, dass niemand sie hören konnte.

verrückt entrücktWo Geschichten leben. Entdecke jetzt