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Keuchend und panisch erwachte Laureen. Mit jedem weiteren Atemzug versiegte das Gefühl der Atemnot und es gelangte ihr mehr und mehr, sich auf sich zu konzentrieren. Sie spürte, wie ihre Glieder vor Schmerzen zuckten. Nach und nach wurde sie von Informationen zu der letzten Nacht geflutet. Erkenntnis breitete sich aus. Schlagartig riss sie ihre Augen auf.

Entgegen ihren Erwartungen befand sie sich in ihrem eigenen Bett. Schweißgebadet, aber daheim. Ein Traum? War es lediglich ein Traum?

Ihr Blick schweifte durch ihr Gemach, streifte die zugezogenen Gardinen, ihren aufgehängten Morgenmantel, ihre Schlappen. Alles war an seinem Platz. Erleichtert atmete sie auf.

Ihre Kunst, eher ihr Verlangen, diese besonderen Figuren zu erstellen, verfolgte sie offensichtlich bis in den Schlaf; bis in ihre Träume. Das verrückte Labyrinth war es alle Male. Skulpturen und Wege, die verrückt waren und wurden – im mehrfachen Sinne. Ein kleines Lächeln zupfte an ihren Mundwinkeln. Froh war sie, in Sicherheit zu sein.

Nach einem gemütlichen Frühstück – heute ließ sie sich etwas mehr Zeit – öffnete Laureen wie jeden Morgen die Terrassentür und schlenderte über die Wiese hinüber zum Garten.

Die Sonne ließ sich heute nicht blicken, bekam nicht einmal die Chance dazu. Stattdessen waren Wolken zu sehen. Sehr dunkle, die wirkten, als würden sie jede Menge Ballast mit sich schleifen müssen und diesen jede Sekunde abwerfen. Dazu war die Luft getränkt von bleierner Feuchte, als würde der Himmel die Erde niederdrücken wollen. Es hatte beinahe den Anschein, dass nur für Laureen der Tag begonnen hatte.

Ein schwüler Tag. Vermutlich wird es später ein Gewitter geben, dachte sie jedoch lediglich.

Nur einen Schritt weiter ertönte ein eigenartiges sowie einzigartiges Geräusch, das Laureen bereits bekannt war. Doch: Entweder sie ignorierte das Pfeifen gekonnt oder aber sie bekam es nicht mit. Als sie durch den Eingang in den Irrgarten verschwand, ging jedoch auf dem Weg zu ihrem größten Schatz ihre Hoffnung wie ihre Freude vom Morgen verloren.

Der Mäuserich saß nicht an seinem Platz.
Die Fledermaus winkte mit einem Flügel.
Und der Riese zwinkerte ihr zu. 

verrückt entrücktWo Geschichten leben. Entdecke jetzt