Kapitel 3

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Harry

Ron und ich waren gerade fertig angezogen, als wir ankamen. Percy und Nico blieben aber in ihren Straßenklamotten. Wahrscheinlich hatten sie ihre Umhänge noch gar nicht... Wir wurden alle von einer riesigen Menschenmenge aus dem Zug geschoben. Auf dem Bahnhof war es furchtbar voll, überall waren Schüler. Percy und Nico wurden fortgerissen, und so blieben nur noch Ron und ich, die verloren herumgerissen wurden. Plötzlich sah ich in einiger Entfernung eine hüpfende Lampe und hörte eine vertraute Stimme: „Erstklässler! Erstklässler hier rüber! Alles klar, Harry?" Hagrids großes, haariges Gesicht strahlte uns über das Meer von Köpfen hinweg entgegen. „Nun mal los, mir nach - passt auf, wo ihr hintretet! Erstklässler mir nach!" Rutschend und stolpernd folgten wir Hagrid einen steilen, schmalen Pfad hinunter. „Augenblick noch, und ihr seht zum ersten Mal in eurem Leben Hogwarts", rief Hagrid, „Nur noch um diese Biegung hier." Es gab ein lautes „Oooooooh!" Der enge Pfad war plötzlich zu Ende, und wir standen am Ufer eines großen, schwarzen Sees. Drüben auf der anderen Seite, auf der Spitze eines hohen Berges, thronte ein gewaltiges Schloss mit vielen Zinnen und Türmen. „Nicht mehr als vier in einem Boot!", rief Hagrid und deutete auf eine Flotte kleiner Boote. Ron und ich sprangen in eines der Boote und warteten auf Percy und Nico. Doch sie kamen nicht, stattdessen setzten sich Hermine und ein Junge, wahrscheinlich dieser Neville, zu uns. Ich sah mich um, konnte Percy und Nico aber nirgendwo entdecken, wo waren die bloß?

„Alle drin?", rief Hagrid, der ein Boot für sich alleine hatte. „Nun denn - VORWÄRTS!" Die kleinen Boote setzen sich gleichzeitig in Bewegung und glitten über den spiegelglatten See. „Köpfe runter!", rief Hagrid, als die ersten Boote den Felsen erreichten; wir duckten uns und fuhren durch einen Vorhang aus Efeu, der sich direkt vor dem Felsen auftat. Wir glitten durch einen dunklen Tunnel, bis wir an einem unterirdischen Hafen ankamen und ausstiegen. Wir folgten Hagrid einen Felsengang entlang, bis wir schließlich vor dem Schlosstor standen. Im inneren des Schlosses wurden wir in einen kleinen Raum geführt, wo wir leise warten sollten.

Nervös schaute ich mich um. Was mich hier wohl alles erwartet würde? Plötzlich tauchte ein Junge mit ungewöhnlich hellen Haaren vor mir auf. Er scannte mich von oben bis unten, bevor er mir wieder ins Gesicht schaute und grinste. „Dann stimmt das Gerücht also: Der berühmte Harry Potter wird nun nach Hogwarts gehen." Die Schüler um uns herum hatten ihn offenbar gehört, denn sie begannen zu tuscheln: „Ist er es wirklich? DER Harry Potter?! Hier in Hogwarts!" Na toll! Jetzt war ich das Gesprächsthema Nummer eins. Sauer schaute ich den Jungen vor mir an. Kurz dachte ich, dass er deswegen zusammen zuckte, doch das hatte ich mir wahrscheinlich nur eingebildet. Der Junge stellte sich vor: „Ich bin Malfoy. Draco Malfoy." Neben mir gab Ron ein Geräusch von sich, was verdächtig nach einem unterdrückten Lachen klang. Und auch ich musste mir, angesichts dieses Namens, auf die Zunge beißen, um nicht zu grinsen. Beleidigt blickte Draco Malfoy zu Ron: „Wer du bist muss ich ja gar nicht erst fragen." Er blickte den Weasley trotzig an: „Mein Vater hat mir gesagt, alle Weasleys haben rotes Haar, Sommersprossen und mehr Kinder, als sie sich leisten können." Draco wandte sich wieder mir zu: „Du wirst bald feststellen, dass einige Zaubererfamilien viel besser sind als andere, Potter. Und du willst dich doch noch nicht etwa mit der falschen Sorte abgeben. Ich könnte dir behilflich sein." Er streckte mir seine Hand entgegen. Pah, besser als andere, so ein Blödsinn. Aber Draco tat mir leid. Irgendetwas sagte mir, dass er nichts für dieses falsche Bild konnte. Das er es einfach nicht anders kannte. Trotzdem machte ich keine Anstalten seine Hand zu nehmen. „Ich denke, ich kann sehr gut selber entscheiden, wer zur falschen Seite gehört", sagte ich kühl. Ja, ich weiß, nicht besonders nett, aber ich mochte Ron und fand es blöd,  dass er ihn beleidigt hatte. Draco wurde nicht rot, doch ein Hauch rosa erschien auf seinen blassen Wangen. „Ich an deiner Stelle würde mich vorsehen, Potter", sagte er mit zusammengepressten Zähnen. „Wenn du nicht ein wenig höflicher bist, wird es dir genauso ergehen wie deinen Eltern. Die wussten auch nicht, was gut für sie war." Okay, das war fies. Vor allem, weil ich kaum etwas über meine Eltern wusste und mich nicht mal an sie erinnern konnte. Doch das würde ich Draco bestimmt nicht unter die Nase reiben.
Plötzlich wurde Malfoy von hinten angetippt und er huschte schnell zu seinem Platz zurück. Vor uns stand eine große Hexe mit schwarzen Haaren und einem smaragdgrünen Umhang. Sie hatte ein strenges Gesicht und mein erster Gedanke war, dass mit ihr wohl nicht gut Kirschen essen wäre. "Willkommen in Hogwarts, Erstklässler. Ich bin Professor McGonagall. Das Bankett beginnt gleich, aber davor werden wir feststellen in welches der vier Häuser Sie gehören. Ihr Haus wird für Sie wie eine Familie in Hogwarts sein. Sie haben gemeinsam Unterricht, Sie schlafen im Schlafsaal Ihres Hauses und verbringen Ihre Freizeit im Gemeinschaftsraum.
Die Häuser heißen Gryffindor, Hufflepuff, Ravenclaw und Slytherin. Jedes Haus hat seine eigene, ehrenvolle Geschichte und jedes hat bedeutende Hexen und Zauberer hervorgebracht.
Am Ende des Schuljahres wird an das Haus mit den meisten Punkten der Hauspokal gegeben. Man bekommt Punkte für gute Leistungen und verliert welche durch das Verstoßen gegen Regeln.
Bitte bleiben Sie ruhig, ich bin gleich wieder zurück", und mit diesen Worten verschwand sie.

„Weißt du schon in welches Haus du kommst?", fragte ich Ron. Dieser schüttelte den Kopf: „Hauptsache es ist nicht Slytherin." Irritiert sah ich ihn an. „Warum?" „Es ist das Haus in dem auch "du weißt schon wer" war. Und die meisten seiner Leute, die Totesser. Nur so jemand wie Malfoy würde freiwillig nach Slytherin gehen..." Okay, dieses Haus war für mich abgehakt. Doch bevor ich etwas sagen konnte passierte etwas Außergewöhnliches: etwa zwanzig Geister glitten vor uns durch die Wand. Wie schräg war das denn?! Die Geister schienen sich zu streiten, über einen gewissen Peeves. Ich sollte ihn noch kennenlernen...
Ein paar Schüler begannen mit den Geistern zu reden, doch bevor es zu richtigen Gesprächen kommen konnte, kam McGonagall wieder herein. Sie schaute uns alle an und sagte dann: "Es ist nun soweit, Erstklässler. Ihr werdet jetzt euren Häusern zugeteilt. Dann drehte McGonagall sich um und öffnete schwungvoll die Tore zur großen Halle.

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