Kapitel 6

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Atemlos erwache ich und setze mich abrupt auf. Ich reiße die Augen auf und atme schnell. Unter mir spüre ich den Boden und sehe mein Zimmer. „Carlisle sie ist wieder wach", höre ich Esmes Stimme leicht gedämpft. Um mich herum stehen plötzlich alles Vampire, aber ich starre nur gerade aus. „Nina? Geht es dir gut?"; fragt mich Carlisle. Als ich ihm keine Antwort gebe redet Edward für mich. „Ihr ist wieder etwas eingefallen, was genau erzähle ich euch später", meint Edward.

Mein Dad hatte mich geschlagen und getreten? Das kann nicht sein? Wie macht er sich dann sorgen, wenn ich ehh schon weg war? Ich verstehe gerade nur Bahnhof. Jasper legt wieder seine Hand auf meine Schulter und wieder überkommt mich eine Wärme. „Nina?", fragt Esme besorgt und ich schaue in ihre Augen. „Hmm", gebe ich als Antwort zurück. „Verschwindet alle", sagt jetzt Carlisle und sekundenschnell waren Carlisle, Edward und ich alleine im Raum. Das Brennen im Hals brennt wieder etwas mehr und ich balle meine Hände zu Fäusten. „Nina? Geht es dir gut?", fragt mich Carlisle besorgt. Ich schüttle den Kopf und schaue auf die Bettdecke.

Edward, sag Carlisle bitte, dass ich jetzt darüber nicht reden will und dass ich derweil keinen großen Hunger habe. Edward nickt und Carlisle schaut ihn komisch an. „Sie meint, ich soll dich bitten, dass sie jetzt nicht darüber reden will und sie derweil keinen großen Hunger hat", sagt Edward. „Okay, das verstehe ich. Möchtest du alleine sein?", fragt er mich und schaut mich besorgt an. Stumm nicke ich und Edward verschwindet. Carlisle umarmt mich und meint: „Kleines, ich bin immer für dich da, wenn du mich brauchst." Ich nicke und er verschwindet ebenfalls. Vor meiner Türe höre ich ein Geräusch.

Vermutlich steht jemand draußen und passt auf, dass ich nicht abhaue. „Nicht nur vermutlich", höre ich Edwards Stimme. Den Radio drehe ich auf Zimmerlautstärke auf und lege mich auf den Boden. Starrend auf die Decke, lege ich mich auf den Rücken hin. Tränen treten mir in die Augen und kullern mir die Wange runter. Ich höre noch ein weiteres Poltern vor der Türe und verdrehe die Augen. „Könnt ihr mich in Ruhe lassen?", knurre ich in Richtung Türe. In mir kocht die Wut gegenüber allen und jeden. Ich weiß nicht warum, aber ich springe auf und renne zum Fenster. Mit einem Ruck ist es offen und ich schaue hinaus. Mit einem Ruck springe ich hinunter und lade auf meinen Beinen. „Nina", höre ich ein Knurren hinter mir. Ich drehe mich um und sehe Edward, Carlisle, Jasper und Emmet einen Kreis um mich gebildet haben. „Was wollt ihr?", frage ich fauchend. „Beruhige dich", sagt Carlisle und geht auf mich zu. Ich packe seinen Arm und werfe Carlisle über meine Schultern. Kaum schaue ich auf, greift mich Edward an und er bekommt einen Schlag in die Magengrube. Jasper und Emmet greifen jeweils von zwei verschiedenen Seiten an. Jasper packt meinen Arm und reißt mich zu Boden und Emmet drückt mich fester auf die Wiese. Eine Hand legt sich auf meinen Kopf und eine Wärme durchströmt meinen Körper. Wehrend kämpfe ich gegen diese wohltunende Wärme an und gewinne den Kampf. „Ihre mentale Kraft ist zu stark", jammert Jasper und wieder stehen alle im Kreis um mich, nur Emmet ist auf mir.

„Nina, was hast du?", fragt mich Esme sanft. „Ihre erst Erinnerung an ihr menschliches Leben, war die, dass ihr Vater sie geschlagen und getreten hat", sagt Edward. Jetzt starren mich alle entsetzt an. Bei der Erinnerung kommen mir die Tränen wieder hoch und ich fange wieder an zu weinen. „Nina, Kleines. Das hättest du uns schon sagen sollen", sagt Carlisle in einen fürsorglichen, väterlichen Ton zu mir. „Emmet geh sofort von ihr runter", befiehlt Esme ihm. Er gehorcht und ich fühle wie er von mir geht. Ich wische mir die Tränen weg und setze mich im Schneidersitz hin. Esme setzt sich neben mich und umarmt mich. „Kleines, gehen wir wieder rein?"; fragt mich Carlisle sanft. Ich antworte nicht und heule an Esmes Schulter. „Geht alle in den Musikraum", sagt Edward und Esme und ich sind alleine auf der Wiese. Esme drückt mich zu sich und versucht mich zu trösten.

„Weißt du Kleines. Ich mag dich sehr. Und wenn ich es so sagen darf, bist du schon meine kleine Tochter. Carlisle und ich sind „die Eltern" und wir lieben jeden hier, als wäre es unser eigenes Kind. Und dich lieben wir gleich wie die Anderen. Wenn dein richtiger „Vater" es nicht zu schätzen weiß, wie man mit so einen hübschen Kind umgeht, hat er dich auch nicht verdient", baut sie mich auf. Ein kleines Lächeln huscht mir über die Lippen und ich wische die Tränen weg. „Danke Esme", antworte ich und lächle sie leicht an. „Gehen wir zu den Anderen?", fragt sie mich und schaut mich an. Ich nicke und wir rennen in Vampirgeschwindigkeit in den Raum wo der Flügel steht. Da stehen schon alle und warten auf uns. Jeder lächelt leicht, als wir durch die Türe kommen.

„Es tut mir leid. Ich weiß nicht, was mit los war", entschuldige ich mich und schaue beschämt zu Boden. „Macht nichts. Jeder Neugeborene hätte jetzt schon Dörfer umgebracht und alles verwüstet", sagt Jasper und lächelt mich leicht an. „Nein. Ich meine es ernst", sage ich und schaue in die Runde. Carlisle ist der Einzige, der dreckig ist und lächelt mich an. „Es macht wirklich nichts Kleines. Jeden ist es so ergangen, nur dass du etwas milder bist als andere", sagt er und schaut zu gewissen Leuten. „Weißt du, du hast mich überzeugt, dass du nicht so bist, wie ich es eingeschätzt habe. Ich habe mich getäuscht", gibt Jasper zu und lächelt mich an. „Warte was? Habe ich mich gerade verhört?", frage ich schauspielerisch grottenschlecht und halte meine Hand zum Ohr. Jeder im Raum muss lachen.

Warum sind sie so nett zu mir? Ich mache doch nur ärger, aber so soll es bleiben. Lächelnd stehe ich da und warte bis sich die anderen beruhigen. „Kannst du spielen?", fragt mich Rosalie und zeigt auf den Flügel. „Ja, aber bin nicht so gut", meine ich und schaue in die Runde. „Spiel uns doch etwas vor", bittet mich Esme. „Ich weiß nicht ob ich das noch kann", meine ich und schaue zu Edward. „Komm. Spiel uns was vor, dann können wir jagen gehen", sagt Esme. „Nein, ich will nicht jagen, ich habe keinen Hunger, aber ich werde euch etwas vorspielen", sage ich und setze mich zum Flügel. Meine Finger gleiten über die Tasten und ich spiele River Flowers in your. Nachdem ich den letzten Ton gespielt habe, schaue ich auf und schaue Esme an. „Wow, das war sehr gut", loben mich alle gleichzeitig. „Danke, aber kann ich wieder in mein Zimmer?", frage ich und setze zum Gehen an, aber Jasper und Emmet versperren mir den Weg. „Was?", frage ich leicht gereizt und schaue beide verwirrt an. Ich drehe mich um und schaue Esme bittend an. „Was wollt ihr von ihr?", fragt Esme und schaut Jasper ebenfalls verwirrt an. „Wir wollen nur etwas probieren", sagt Jasper und lächelt mich grimmig an. „Nein, ich möchte jetzt gehen", sage ich und schaue Emmet an. Langsam klaubt Jasper eine Thermosflasche vom Boden auf. „Jasper. Emmet hört auf damit", schnauzt Edward Jasper und Emmet auf. Carlisle packt mich am Arm und zieht mich zurück, lässt meinen Arm aber nicht los. „Hallo? Kann mir mal jemand sagen, was hier los ist", sage ich verwirrend. Jasper schraubt den Deckel von der Thermosflasche und jetzt packt auch Edward meinen zweiten Arm. Die Griffe der Jungs verstärken sich und ich atme tief ein. Ein leckerer Duft erfüllt den Raum und ich weiß auch woher dieser Duft auch kommt. In mir steigt wieder dieses Verlangen auf und ich beiße meine Zähne fest zusammen. „Mach. Den. Deckel. Wieder. Zu", fauche ich Jasper an und balle meine Hände zu Fäuste. „Nina, komm wir gehen raus", sagt Carlisle und dreht mich um. Ich nicke und plötzlich fängt mein Hals an zu brennen.

Ich will dieses Blut, aber irgendwie auch nicht. Bitte Edward bring mich hier raus! flehe ich in Gedanken zu Edward. Dieser nickt und zieht mich aus dem Raum. In mir kommt immer wieder dieses Verlangen auf und kaum sind wir auf der Wiese knicke ich ein und lande unsanft auf den Boden. Ich kralle meine Finger in die Wiese und schreie laut auf. „Dieses verdammte Verlagen", schreie ich und mein Hals brennt immer mehr. „Nina, reiß dich zusammen. Du schaffst das", redet mir Carlisle gut zu. „Ich mache das schon irgendwie", krächze ich und schreie nochmal laut auf. Ich fasse mir an die Kehle und drücke fest zusammen. Etwas Blut rinnt aus meinem Hals und Carlisle schaut mich geschockt an. „Nina, komm wir gehen jagen", sagt Edward und zieht mich bei meinem Arm hoch. „Nein, ich schaffe das schon", meine ich und atme tief ein und aus. „Okay, was wollen wir jetzt machen?", frage ich und versuche neutral zu klingen. Der brennende Schmerz wird von Minute zu Minute stärker und ich schaue mich um. Am Ende der Wiese ist ein Wald und ich schaue zu Carlisle. „Carlisle, sie will in den Wald", warnt Edward Carlisle. Carlisle hält mich fest, aber ich schaffe es, mich aus seinem Griff zu befreien und renne in den Wald hinein. Mein Hals brennt wie verrückt und mein Körper verlangt nach dem Blut, aber ich will es nicht. Bei einem Baum bleibe ich stehen und lehne mich dort an. Ich sacke zusammen und fange an zu weinen.

Nina Cullen (Twilight FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt