Part 10

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Damiens Sicht:

Die Tage vergingen in einer seltsamen Mischung aus Normalität und Anspannung. Ashley gewöhnte sich an den Alltag bei mir, aber ich wusste, dass sie innerlich immer noch kämpfte. Ihre Augen verrieten ihre Zerrissenheit, und ich war mir bewusst, dass ich ihre Loyalität niemals vollständig haben würde. Nicht solange sie mich als ihren Entführer betrachtete.

Eines Nachmittags, als Ashley im Garten ein Buch las, bekam ich einen Anruf von Jayden. „Wir haben ein Problem." sagte er ohne Umschweife.

„Was ist los?" fragte ich, bereits wissend, dass es nichts Gutes sein konnte.

„Monica hat die Polizei eingeschaltet. Sie glauben dir nicht und sie planen, das Haus zu durchsuchen."

„Verdammt." fluchte ich leise. „Wann?"

„Sie könnten jederzeit kommen. Du musst einen Plan haben."

Ich legte auf und ging nach draußen zu Ashley. „Prinzessin, wir müssen reden." sagte ich und setzte mich neben sie. Sie sah mich verwirrt an und legte das Buch zur Seite.

„Was ist los?" fragte sie.

„Die Polizei wird bald hier sein. Sie suchen nach dir."

Ihre Augen weiteten sich vor Schock. „Was sollen wir tun?"

„Du musst ihnen sagen, dass du freiwillig hier bist. Dass du nicht in Gefahr bist." sagte ich und nahm ihre Hand. „Es ist wichtig, dass sie uns glauben. Sonst wird alles komplizierter."

Ashley sah zu Boden und nickte langsam. „Okay. Ich werde es versuchen."

Wir verbrachten die nächsten Stunden damit, das Haus so vorzubereiten, dass alles normal aussah. Ich versteckte alle Hinweise auf den Peilsender und die Medikamente, die Jayden ihr gegeben hatte. Dann warteten wir.

Kurz vor Sonnenuntergang hörte ich das Knirschen von Reifen auf der Auffahrt. „Sie sind hier." sagte ich zu Ashley und wir gingen gemeinsam zur Tür. Zwei Polizisten standen dort, begleitet von Monica und einem Mann, den ich als ihren Anwalt erkannte.

„Mr. Bennett, wir haben einen Durchsuchungsbefehl. Wir möchten uns vergewissern, dass Ashley in Sicherheit ist." sagte der ältere Polizist.

Ich nickte und trat zur Seite. „Natürlich, kommen Sie rein."

Monica stürmte sofort auf Ashley zu und umarmte sie fest. „Oh mein Gott, Ashley! Bist du in Ordnung?" fragte sie, Tränen strömten ihr übers Gesicht.

„Ja, Mama, mir geht es gut. Wirklich." sagte Ashley und löste sich sanft aus der Umarmung. „Ich brauchte nur eine Pause. Ich bin freiwillig hier."

Die Polizisten sahen skeptisch aus, aber sie begannen, das Haus zu durchsuchen. Ich führte sie durch jeden Raum und zeigte ihnen, dass es nichts zu verstecken gab. Währenddessen sprach Monica weiter auf Ashley ein, versuchte sie zu überzeugen, mit ihr nach Hause zu kommen.

„Mama, bitte. Ich brauche das hier." sagte Ashley immer wieder, ihre Stimme fest aber auch traurig.

Nach einer Stunde gaben die Polizisten schließlich nach. „Sie scheint tatsächlich freiwillig hier zu sein." sagte einer von ihnen zu Monica. „Aber wir werden weiterhin ein Auge darauf haben."

Monica war sichtlich enttäuscht, aber sie hatte keine Wahl. „Ashley, bitte überleg es dir. Du kannst jederzeit zurückkommen." sagte sie zum Abschied.

Ashley nickte und umarmte sie noch einmal. „Ich weiß, Mama. Danke."

Nachdem sie gegangen waren, ließ sich Ashley erschöpft auf das Sofa fallen. „Das war anstrengend." sagte sie und schloss die Augen.

„Du hast das großartig gemacht." sagte ich und setzte mich neben sie. „Ich weiß, dass es schwer war."

„Ja, das war es." sagte sie leise und lehnte ihren Kopf an meine Schulter. „Aber ich fühle mich hier tatsächlich sicherer als irgendwo sonst."

Diese Worte trafen mich tief. Vielleicht war da doch noch Hoffnung, dass sie mich nicht nur als ihren Entführer sehen würde. Vielleicht konnten wir tatsächlich etwas Echtes aufbauen. Aber ich wusste, dass der Weg dorthin noch lang und steinig sein würde.

Ashleys Sicht:

Die nächsten Wochen vergingen in einer seltsamen Mischung aus Frieden und innerer Unruhe. Damien tat alles, um mir das Leben so angenehm wie möglich zu machen. Wir verbrachten viel Zeit miteinander, und ich begann, mich an seine Anwesenheit zu gewöhnen. Doch tief in meinem Inneren wusste ich, dass dies nicht normal war. Ich war immer noch seine Gefangene, auch wenn er mich wie eine Prinzessin behandelte.

Eines Abends, als wir zusammen auf dem Sofa saßen und einen Film schauten, nahm ich all meinen Mut zusammen. „Damien, ich muss dich etwas fragen." sagte ich leise.

Er schaltete den Fernseher aus und wandte sich mir zu. „Was ist los, Kitten?"

„Was passiert, wenn ich irgendwann wirklich nach Hause gehen will?" fragte ich und sah ihm direkt in die Augen. „Wirst du mich gehen lassen?"

Er sah mich lange an, sein Blick war unergründlich. „Ashley, ich will nur das Beste für dich. Wenn du wirklich gehen willst und glaubst, dass es das Richtige für dich ist, dann werde ich es nicht verhindern."

Seine Worte überraschten mich. „Wirklich?"

Er nickte. „Wirklich. Aber ich hoffe, dass du bleibst. Ich hoffe, dass du irgendwann verstehst, dass ich dich nicht verletzen will. Dass ich dich liebe."

Diese Worte ließen mein Herz schneller schlagen. Es war so verwirrend, so kompliziert. „Ich weiß nicht, wie ich mich fühlen soll." sagte ich ehrlich.

„Du musst dich nicht sofort entscheiden." sagte er sanft und nahm meine Hand. „Nimm dir die Zeit, die du brauchst."

Wir saßen noch lange zusammen, schweigend, aber in einer stillen Übereinkunft. Die Zukunft war ungewiss, aber für den Moment fühlte ich mich sicher. Sicher und irgendwie... zu Hause.

Damiens Sicht:

Jeder Tag, den ich mit Ashley verbrachte, fühlte sich an wie ein Gewinn. Aber ich wusste, dass ich auf Messers Schneide balancierte. Ihre Fragen wurden häufiger, ihre Neugier stärker. Und je mehr sie fragte, desto schwerer wurde es für mich, ihr die Wahrheit vorzuenthalten.

Eines Abends, als ich in meinem Büro saß und über unsere Zukunft nachdachte, hörte ich ein leises Klopfen an der Tür. „Komm rein." sagte ich, und Ashley trat ein. Sie sah nervös aus.

„Damien, ich habe nachgedacht." sagte sie und setzte sich auf die Kante meines Schreibtisches. „Ich möchte mehr über dich wissen. Über dein Leben, deine... Geschäfte."

Ich seufzte und lehnte mich zurück. „Das ist kompliziert, Ashley. Es gibt Dinge, die du vielleicht besser nicht wissen willst."

„Aber ich will es wissen." sagte sie entschlossen. „Wenn ich hier bleiben soll, dann will ich die Wahrheit kennen."

Ich nickte langsam. „Okay, aber es wird nicht einfach zu hören sein."

Und so begann ich, ihr alles zu erzählen. Über meine Familie, meine Geschäfte, die Gründe, warum ich sie entführt hatte. Es war eine lange und schmerzhafte Geschichte, aber ich hielt nichts zurück. Sie hatte ein Recht darauf, die Wahrheit zu kennen.

Als ich fertig war, sah sie mich mit großen Augen an. „Das ist also dein Leben." sagte sie leise. „Und du glaubst wirklich, dass ich hier sicher bin?"

„Ja." sagte ich fest. „Ich werde alles tun, um dich zu beschützen."

„Ich verstehe." sagte sie und stand langsam auf. „Danke, dass du ehrlich zu mir warst."

„Ashley." rief ich, als sie zur Tür ging. „Was denkst du jetzt?"

Sie drehte sich um und sah mich lange an. „Ich denke, dass du ein komplizierter Mensch bist, Damien. Aber ich denke auch, dass du mich wirklich liebst. Und das ist ein Anfang."

Mit diesen Worten verließ sie das Büro und ließ mich allein mit meinen Gedanken. Vielleicht gab es doch noch Hoffnung. Hoffnung auf ein echtes Leben, auf eine echte Beziehung. Aber es würde Zeit brauchen. Und Geduld.

Kidnappt by the Mafia BossWo Geschichten leben. Entdecke jetzt