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Amira

Eine ganze Woche war seit dem ersten Schultag vergangen. In dieser kurzen Zeit hatten Kenan, Talha, Asli, Can und ich eine bemerkenswert enge Freundschaft entwickelt. Es war erstaunlich, wie wir uns innerhalb nur einer Woche so vertraut geworden waren. Jeden Nachmittag saßen wir bis acht Uhr abends vor unserer Tür, plauderten, lachten und genossen unsere gemeinsame Zeit.

Wir fünf waren Nachbarn, und es war fast so, als hätten wir uns schon immer gekannt. Zum ersten Mal öffnete ich mich wirklich gegenüber anderen Menschen. Ich begann wieder, viel zu sprechen und fand mich oft lachend inmitten unserer fröhlichen Runde.

Mein Bruder stürmte plötzlich in mein Zimmer. „Bist du verrückt? Was wenn ich nackt gewesen wäre?" schrie ich ihn aufgebracht an und lege mein Buch zur Seite. Er lacht nur und erwidert ,,Du bist aber nicht nackt, Amira."

Ich schnappe mir ein Kissen und werfe es ihm entgegen, doch er fängt es auf. „Amira, du solltest ein bisschen mehr Respekt vor deinem großen Bruder haben" sagt er grinsend, während er auf mich zukommt und mir durch die Haare wuschelt. Trotz meiner Versuche, ihn abzuwehren, kann ich sein Lachen nicht ignorieren.

Ich trete ihn in den Bauch, und er stöhnt auf
,,Hast du davon" sage ich mit einem triumphierendes lächeln
„Man ich wollte dich nur fragen, ob du zur Poolparty von Alisa kommen willst", sagt er und lässt sich auf meinem großen Bett fallen.

„Ich und Partys? Nein, danke", antworte ich. Ich hasse Partys, besonders Pool Partys, seitdem ich fast in einem See ertrunken bin und eine große Angst vor sowas habe.
„Aber Mama und Papa lassen mich nicht zur Party, wenn du nicht mitkommst", meckert er.
„Aber ich bin doch deine kleine Schwester. Soll ich etwa auf dich aufpassen oder was?", erwidere ich lachend und betone besonders das „kleine Schwester"
„Ich weiß auch nicht, was sie sich dabei denken, aber komm bitte mit. Asli und der Rest der Gruppe sind auch dabei" fleht er mich an
„Aber – okay, ich komme", sage ich und gebe nach.

Er gibt mir einen schnellen Kuss auf die Wange und rennt aus meinem Zimmer. Lachend stehe ich auf und suche mir ein Outfit aus. Da es heute sehr warm ist, entscheide ich mich für ein Kleid.

Auf der Party sind jede Menge Menschen, die ich kaum kenne. Normalerweise würde ich mich lieber zurückziehen, aber diese neue Stadt hat mir eine andere Seite von mir gezeigt. Asli und ich lachen über einen Witz bzw. Insider, während die Jungs draußen im Pool sind. Trotz des Trubels um uns herum fühle ich mich unerwartet entspannt und genieße den Moment.

Nach einer Weile entschieden Asli und ich, nach draußen zu gehen. Wir unterhielten uns ein wenig mit den Jungs, als plötzlich ein fremder Junge auf mich zukam.
„Du bist die Neue, oder?", fragte er und griff nach mir. Sofort ziehe ich meine Hand zurück.

Kenan trat aus dem Pool und stellte sich schützend vor mich. Der fremde Junge verdrehte die Augen und verschwand. Kenan drehte sich zu mir um, und ich lächelte ihn dankbar an.

„Willst du nicht in den Pool?", fragt Kenan, während wir uns auf einer der Liegen niederlassen.
„Nein, ich ähm, habe keine Kleidung dabei", lüge ich. Er nickt verständnisvoll.
,,Du siehst heute gut aus" sagt er plötzlich
Schockiert über sein Kompliment versuche ich, mich zu fassen. Schließlich bringe ich ein leises „Danke" heraus.

Eine weitere Stunde vergeht, und Kenan und ich haben uns lange unterhalten, doch jetzt ist er mit Talha und meinem Bruder beschäftigt. Plötzlich höre ich ein Flüstern an meinem Ohr: „Alisa ruft dich."
Ich drehe mich um und sehe Alisa, die ein Stück vom Poolrand entfernt steht.

Ich stehe auf und richte mein knielanges Sommerkleid, das mich ziemlich süß aussehen lässt. Dann gehe ich zu ihr.

„Du und Kenan also?" fragt sie mit hochgezogenen Augenbrauen.
„Wie meinst du das?" frage ich verwirrt.
„Ist da etwas zwischen euch? Ihr habt fast die ganze Zeit nur miteinander geredet" sagt sie genervt.
„Ich weiß nicht, warum das dich interessieren sollte, aber wenn du es genau wissen willst, gibt es nichts zwischen uns" sage ich.
„Besser so, denn er gehört mir" erwidert sie und geht an mir vorbei, während sie mich dabei ins Wasser stößt.

Ich lasse einen panischen Schrei los, bevor ich ins Wasser falle. Vergeblich versuche ich, mich an die Oberfläche zu kämpfen, doch immer wieder werde ich zurück nach unten gezogen. Die Blicke der anderen sind auf mich gerichtet, eine erdrückende Mischung aus Schock und Neugier.
Nach mehreren verzweifelten Versuchen, endlich hochzukommen, gibt mein Körper nach. Die Kälte des Wassers umschließt mich, und ich beginne, mein Schicksal zu akzeptieren. Ein Gefühl der Ohnmacht breitet sich aus, während ich mich in den Tiefen des Pools treiben lasse, unfähig, dem Unvermeidlichen zu entkommen.

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Kenan und Amira sind in diesem Kapitel doch weniger präsent als ich geplant habe aber ich verspreche euch, dass die beiden im nächsten Kapitel im Mittelpunkt stehen werden!!

Our Destiny|| Kenan yildizWo Geschichten leben. Entdecke jetzt