TEN

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Amira

Als Asli und ich die Schule betreten, fällt mein Blick zur Seite. Da sitzen Can, Kenan und Talha, lachend, wie immer. Doch plötzlich kommt Alisa dazu. Sie setzt sich neben Kenan und lehnt sich an ihn. Er scheint es nicht mal zu bemerken, schiebt sie nicht weg, reagiert überhaupt nicht.

In mir zieht sich alles zusammen. Vorgestern war er noch so süß zu mir. Und jetzt das?
Ich schüttle den Kopf, um den Gedanken loszuwerden, und drehe mich zu Asli um. Sie grinst breit, offensichtlich amüsiert.

„Was?" fahre ich sie an, obwohl ich die Antwort schon kenne.
„Ist da jemand eifersüchtig?" Ihr Grinsen wird noch breiter.
Ich verdrehe die Augen.
Warum sollte ich eifersüchtig sein? Er kann machen, was er will. Er ist ja nicht mein Freund... leider.
Außerdem darf es nichts bedeuten. Schließlich ist er Can's Freund.
Ich verneine die Frage von Asli und schaue wieder zu Kenan rüber

Alisa lacht über irgendetwas, das er gesagt hat, und ich spüre, wie sich meine Hände zu Fäusten ballen.
„wie sie an ihm klebt" murmelt plötzlich Asli

Asli schüttelt nur den Kopf.
„Klar, klar. Du bist gar nicht eifersüchtig. Deshalb starrst du sie auch fast um." sagt sie und betont das gar nicht
„Ich starre nicht!" sage ich schnell und schüttle den Kopf
„Ich hab... Ich hab bloß nach Can geschaut" lüge ich mich heraus
Aber Asli lässt sich nicht so leicht davon überzeugen.

„Ach, Amira" seufzt sie und hakt sich bei mir unter. „Du kannst es vor allen verstecken, aber nicht vor mir. Du stehst auf Kenan, und das weißt du auch."
„Nein, ich stehe nicht auf ihn" versuche ich glaubhaft zu klingen.
„Aha" sagt Asli gedehnt. „Deswegen also dieser Todesblick. Mädchen, du brauchst gar nicht versuchen, es zu leugnen. Ich kenne dich besser als du dich selbst. Du bist verliebt."
„Asli, bitte..." Ich werfe ihr einen genervten Blick zu. „Das ist lächerlich"

Ich seufze tief und versuche, die Unruhe in meinem Bauch zu ignorieren. Asli hat Unrecht. Ich bin nicht eifersüchtig. Aber irgendwie kann ich nicht aufhören, daran zu denken, wie Alisa sich an Kenan lehnt, wie sie lacht, als wäre sie die Einzige, die in seiner Nähe sein dürfte.

Kenan blickt plötzlich auf, sein Blick trifft meinen für eine Sekunde. Es fühlt sich an, als hätte die Zeit angehalten. Ich sehe, wie seine Augen für einen Moment weicher werden, und ich hasse mich dafür, dass mein Herz schneller schlägt. Ich blinzle schnell weg und tue so, als würde ich etwas in meiner Tasche suchen.

Asli kichert und stupst mich mit der Schulter an. „Hahaha du wirst nervös. Früher oder später wirst du zugeben müssen, dass du mehr in Kenan findest. Und ich denke, das wird ziemlich bald passieren."
Ich werfe ihr einen skeptischen Blick zu. „Asli, hör auf. Das ist alles Unsinn."

„Na gut" sagt sie mit einem Lächeln. „Aber wenn du ihn nicht willst, dann ist es ja kein Problem, wenn Alisa sich an ihn ranmacht, oder?"
Ich presse meine Lippen zusammen. Plötzlich fühle ich mich, als würde ein Knoten in meinem Magen immer enger werden. „Mir ist egal, was Alisa tut" sage ich schließlich, obwohl ich genau weiß, dass das eine Lüge ist.
„Natürlich" sagt Asli, die ganz genau weiß, dass ich alles andere als gleichgültig bin.

Nachdem der langweilige Deutschunterricht endlich vorbei ist, verlasse ich genervt das Schulgebäude. Meine schlechte Laune ist mir ins Gesicht geschrieben.
Gedanken schwirren durch meinen Kopf. Was, wenn Kenan etwas von Alisa will? Was, wenn die beiden eine gemeinsame Vergangenheit haben?

In Gedanken verloren laufe ich einfach los, ohne zu merken, wohin meine Schritte mich führen. Als ich plötzlich aufblicke, stehe ich auf dem Parkplatz.
Wie dumm kann man eigentlich sein? Ich schüttele den Kopf, als mich plötzlich ein lautes Hupen aus meinen Gedanken reißt.

Genervt drehe ich mich in Richtung des Autos, aus dem das Hupen kam. Die Fenster sind geschlossen, und ich verdrehe die Augen. Gerade als ich weitergehen will, sehe ich, wie das Fenster langsam herunterfährt. Es ist Kenan.

Was macht er hier? Und seit wann hat er ein Auto? Ich dachte, er hätte keinen Führerschein.

„Steig ein, Amira" sagt er, als wäre das die normalste Sache der Welt.

„Ganz sicher nicht" erwidere ich und will schon weitergehen, doch er fährt einfach ein Stück vor und blockiert mir den Weg.
Ich bleibe stehen und starre ihn an, meine Wut kocht langsam hoch.

„Amira, steig einfach ein. Ich fahr dich nach Hause" sagt Kenan
„Ich hab nein gesagt" wiederhole ich, schärfer als vorher. Wieso glaubt er eigentlich, dass er hier einfach so das Sagen hat?
„Komm schon, es ist doch nur eine Fahrt. Was soll das Drama?" Er hebt eine Augenbraue, als würde ich komplett überreagieren.
„Drama?" Ich verschränke die Arme vor der Brust und sehe ihn an. „Warum interessiert es dich überhaupt, was ich mache? Geh doch zu Alisa. Die scheint dir doch wichtiger zu sein." Die Worte kommen härter raus, als ich wollte, aber das ist mir gerade egal.

Sein Blick verfinstert sich kurz
,,Alisa? Das hat überhaupt nichts mit ihr zu tun."
„Sicher." Ich schüttle den Kopf, drehe mich um und gehe weiter, fest entschlossen, ihn einfach stehen zu lassen. Die Stille hinter mir sagt mir, dass er es endlich kapiert hat. Doch nach ein paar Schritten höre ich plötzlich, wie die Autotür aufgeht und schnelle Schritte auf mich zukommen. Bevor ich richtig reagieren kann, spüre ich seine Hand an meinem Arm.

„Kenan, lass mich" sage ich genervt und versuche, mich loszureißen. Aber er hält mich fest.
„Du gehst nicht einfach so weg" Seine Stimme ist jetzt tiefer, ernster, als er mich plötzlich hochhebt.
„Kenan, was soll das?!" Ich schlage leicht gegen seine Schulter, aber er bleibt ruhig, fast gelassen, als würde er das jeden Tag tun.

„Du hörst mir nie zu" Er trägt mich einfach zurück zum Auto, und obwohl ich mich winde und trete, setzt er mich auf den Beifahrersitz. Bevor ich noch irgendwas sagen kann, schließt er die Tür.
Ich starre ihn an, mein Herz rast. ,,Ich hasse dich!"
Aer irgendwie klingt meine Stimme weniger überzeugend, als ich wollte.

Kenan beugt sich ein Stück näher und schaut mir direkt in die Augen. „Nein, das tust du nicht" sagt er leise, aber bestimmt. „Und das wissen wir beide."
Ich halte seinem Blick stand, auch wenn mein Herz schneller schlägt. „Doch, ich hasse dich" wiederhole ich, diesmal lauter, aber es klingt immer noch nicht überzeugend.

„Amira" sagt er ruhig und lässt den Blick nicht von mir ab. „Du redest Unsinn. Du bist nur sauer."
„Ach, und warum wohl?" Ich verschränke die Arme vor der Brust und lehne mich ein Stück zurück.
„Weil du ständig solche Spielchen spielst. Erst bist du nett zu mir, und dann taucht Alisa auf, und du... du tust so, als wäre ich Luft."

Er verzieht leicht das Gesicht
„Alisa? Ehrlich? Du denkst, das hat was mit ihr zu tun?"
„Wovon soll es denn sonst kommen?" fahre ich ihn an. „Du lachst mit ihr, ihr hängt ständig zusammen, und jetzt tust du so, als wäre da nichts. Glaubst du, ich merke das nicht? Ich bin nicht dumm!"
Kenan seufzt und fährt sich mit der Hand durch die Haare, als würde er nach den richtigen Worten suchen. „Da ist nichts mit Alisa. Wir sind nur Freunde."

Ich lache trocken auf. „Nur Freunde? Ernsthaft? Du hast sie nicht weggeschoben, als sie sich an dich gelehnt hat. Du hast es zugelassen, als wäre es dir egal."
„Weil es mir egal war!" ruft er, fast verzweifelt. „Amira, ich schwöre dir, das bedeutet nichts! Alisa interessiert mich nicht so, wie du denkst. Du bist diejenige, die..."

Ich halte kurz den Atem an, als er die Worte fast ausspricht, aber dann stockt er. „Was?" frage ich, meine Stimme leiser. „Was bin ich?"

Er sieht mich an, seine Augen ernst und tief, aber er sagt nichts. Stattdessen atmet er schwer aus, als würde er gegen sich selbst an

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Our Destiny|| Kenan yildizWo Geschichten leben. Entdecke jetzt