Mein Crisp, also mein hinters rechte Ohr implantierter Computerchip, reißt mich Punkt 6 Uhr aus meinem Traum. Ich schwitze, atme schwer und realisiere, dass mein Herz rast. Fast wie von selbst rutscht meine Hand zu meiner Brust, wobei sie meine steifen Nippel streift. Wow, ist es normal, dass sich das so angenehm anfühlt?
Dann erinnere ich mich an meinen Traum. Gott, ist der Gedanke daran peinlich! Ich sehe mich selbst vor mir, wie ich in das Ohr eines weißblonden Schönlings einen Name säusle: "Octavian". Eine seiner Hände liegt auf meiner entblößten Brust, was ich ja gerade noch so akzeptieren kann, aber weiter unten ... ach, du meine Güte. Wir zwei waren tatsächlich miteinander verbunden. Wow, was für ein Unfug! Nur wenige Vampire schlafen mit ihren Zofen. Für sie sind wir hübsch anzuschauende Lebensmittel! Dazu kommt, dass ich nicht einmal seine Zofe bin. Luis ist mein Herr und nicht Octavian!
Oje oje, schnell ins Bad und andere Gedanken in den Kopf, damit ich nicht wieder den ganzen Tag mit einem feuchten Slip herumrennen muss. Gestern hat mir gereicht. Im Spiegel sehe ich, wie rot ich bin. Hauptsache Luis bekommt nichts mit. Ich muss heute die beste Version meiner selbst sein, sonst verschwinde ich so schnell wieder, wie ich hergekommen bin.
Ich warte, bis Luis aufsteht. Erst kurz nach 7 Uhr höre ich etwas von ihm und gehe aus meinem Zimmer.
"Einen wunderschönen guten Morgen, Luis", wünsche ich. Er sitzt noch im Bett, sieht zu mir auf und stockt.
"Es ist nicht der Morgen, der wunderschön ist ...", schmeichelt er und gibt mir damit eine Denkaufgabe. War er nicht gestern Abend noch total sauer auf mich?
"Komm her!", befiehlt er zwar, tut das aber in einem weichen Tonfall. Er gibt mir zu verstehen, dass ich mich zu ihm auf das Himmelbett setzen soll, an dem alle Vorhänge geöffnet sind. Luis trägt einen dunkelgrauen Schlafanzug. Seine lockigen Haare sind komplett durcheinander, ganz anders als meine wallende Mähne, die ich mit viel Sorgfalt für ihn zurechtgemacht habe.
Kaum sitze ich bei ihm, entschuldigt er sich bei mir.
"Ich bin dir vielleicht eine Erklärung schuldig. Pia, deine Vorgängerin, hat Angst vorm Trinken entwickelt. Vielleicht habe ich sie zu sehr gedrängt. Das darf mir mit dir nicht passieren, weil ich dich ... unheimlich toll finde."
Was ist das für ein Typ!? Junge, ich bin deine Dienerin! Du musst dich nicht bei mir entschuldigen!
"Ach, Luis. Und ich war in Sorge, ich müsse dich gleich wieder verlassen, dabei bist du so ein ..."
Ich warte. Mal sehen, ob ich ihn an der Angel habe.
"Ja?", fragt er. Perfekt, hat geklappt. Ich schaue scheu zum hellen Parkettboden.
"... so ein lieber Mann. Das habe ich nicht erwartet bei einem Lucard Prinzen."
Die Schmeichelei scheint zu wirken, denn sie baut ihn auf.
"Ich war nicht immer so. Ich glaube, ich bin an meiner Erfahrung mit Pia gewachsen."
Dieser verzogene Bengel soll was gelernt haben? Na, das werden wir noch sehen. Für mich wäre das jedenfalls gut.
"Wollen wir es nochmal versuchen?", frage ich mit all meinen Mut und doch steigt die Furcht schon wieder in mir auf. Verdammt!
Natürlich bemerkt er es und lehnt ab.
"Lernen wir uns erst einmal etwas besser kennen."
Dann steht er auf, zeigt mir, woher ich ihm in Zukunft die Kleidung holen und wo ich sie ihm hinlegen soll. Da bereits zurechtgelegt wurde, was er tragen soll, besteht meine Aufgabe nur darin, ihm die Sachen auf dem Bett auszubreiten. Null Anspruch. Außerdem erzählt er mir von seinen vollen Terminplänen. Meist ist er unterwegs, manchmal werde ich mitkommen können, manchmal nicht und manches erledigt er im Büro, das sich über uns befindet. Dass er gestern so viel Zeit für mich hatte, lag daran, dass er sich für mich einen ganzen Tag lang frei genommen hat. Okay, ich bin soweit im Bilde. Meine Freiheiten sind viel größer als ich es mir erträumt hatte. Das ist toll!
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Vaporized to Oblivion
VampireCecilia ist gefangen in einem Königreich, in dem Vampire die Vorherrschaft errungen und die Reste der Menschheit versklavt haben. Gesegnet mit großer Schönheit, schafft sie es in die Dienste des hochadligen Stadthalters Octavian, der sie als Blut-Zo...