Kapitel 1

10 3 2
                                    

Samstag, 20.7 

,,Achtung Mike!", schrie Lena ihrem Mann zu, der am Steuer saß, während ein großer, grüner Truck genau auf sie zufuhr. Doch es war zu spät ,,Nein!!!", mit einem lauten knall fuhr der grüne Truck genau in sie rein.

,,Max es klingelt, kannst du bitte kurz die tür öffnen?", fragte ich meinen kleinen Bruder. Ich bin vor ein paar Wochen 15 geworden während mein Bruder Max erst 11 war. Der Boden knartschte ein wenig als Max zur Tür lief. Als Max die Tür öffnete fragte er mich verwirrt ob ich mal kommen könnte. Auch als ich zur Tür lief knartschte der Boden. Ich sah zur Tür hinaus und sah zwei Polizisten. Sie hatten ein ernstes Gesicht, was bestimmt nichts gutes hieß. Sie hielten ihre Hände locker aber ich konnte ihre Anspannung trotzdem sehen.

Noch bevor ich sie begrüßen konnte und fragen konnte wieso sie überhaupt hier waren sprach der eine Polizist:,,Es tut uns leid", er hielt kurz inne aber redete dann weiter ,,eure Eltern hatten einen schweren Autounfall, sie liegen beide im Krankenhaus. Für eure Mutter sieht es gut aus sie wird keine bleibenden Schäden haben aber für euren Vater sieht es nicht so gut aus. Er hat geringere Chancen zu überleben."

Mir lief eine Tränen übers Gesicht. Es fühlte sich nicht real an. Ich schien alles um mich herum auszublenden. Um sicherzugehen, dass sie das gerade wirklich gesagt hatten fragte ich unglaubwürdig:,,meinen sie das ernst?" Mein Herz zerbrach in zwei Teile. Nun liefen mir die Tränen schon wie ein Wasserfall über mein Gesicht. Ich konnte nicht glauben was ich gerade hörte. Ich brach zusammen und lag auf dem Boden. Der Boden fühlte sich kalt an unter meinen Händen. Auch Max war am Boden zerstört. Er lehnte sich gegen den Türrahmen und bedeckte sein Gesicht während er bitterlich weinte. Ich wollte zu ihm und ihn trösten doch ich schaffte es nicht aufzustehen. Meine Knochen fühlten sich an wie ein Haufen Wackelpudding.

Die Polizisten fingen zwar wieder an zu reden aber ich hörte nicht zu. Im Moment hörte ich nichts anderes außer Tränen. Ich fragte mich was wir jetzt wohl tun würden. Ich beschließ allmählich doch zuzuhören. Diesmal redete der andere Polizist, der definitiv eine weichere Stimme hatte als der andere. Sie war beruhigender und ich bekam endlich wieder Luft. Ich atmete tief ein und aus was mir anfangs etwas schwer fiel aber nach und nach leichter.  Ich hörte wie der eine Polizist sagte wir sollten für eine Woche bei unserer Tante Lucy wohnen, bis es unserer Mutter wieder besser ging. Das fand ich gar nicht so schlimm weil ich Tante Lucy wirklich gerne mochte. Sie war erst 32 und in top Form. Außerdem hat sie acht Katzen, die total niedlich waren. Auch mein Bruder beruhigte sich langsam wieder. Trotz das die Polizisten alles erklärten hatte ich noch so viele Fragen. Doch auf einmal verflogen alle Fragen aus meinem Kopf und mein Kopf war total leer als ich Tante Lucy aus dem Auto steigen sah. Sie hatte eine schwarze Hose mit einer weißen bluse an und dazu ein paar schicke, goldene Ohrringe. Ihre braunen, langen Haare waren gestylt und sie sah wie immer perfekt aus. Sofort lief Max in ihre Arme. Er hatte keine Schuhe an und lief Barfuß über die Steine doch das interessierte ihn nicht im geringsten. Es war schon ziemlich spät und deshalb schon etwas kühl also blieb ich drinnen stehen und verabschiedete die Polizisten, die sich wieder auf den Weg zu ihrem Polizeiwagen machten.

Drinnen angekommen hing Tante Lucy ihre Jacke auf die übrigens schwarz und weiß war, also perfekt zu ihrem Outfit passte. Sie war generell immer so gekleidet das alles zusammenpasste. Sie ging mit uns ins Wohnzimmer und der Boden knartschte so laut wie nie zuvor. Vielleicht nahm ich es aber auch nur so wahr. Wir setzten uns alle zu dritt auf unsere weiche Couch die wir erst vor kurzem gekauft hatten. Ich saß links und Max rechts und ich der Mitte Lucy. Wir kuschelte uns fest an sie und ich spürte wie ihr Körper leicht zitterte. Lucy unterbrach schließlich die Stille nachdem wir eine halbe Stunde schwiegen. ,,Soll ich uns vielleicht Pfannkuchen zum Abendbrot machen, ihr habt doch bestimmt Hunger", sagte sie lieb und wir nickten. Irgendwie hatte ich schon Hunger.

Nach dem leckeren Abendbrot legten wir uns ins Bett. Wir alle vergaßen das Zähneputzen und Umziehen aber es gab gerade wirklich wichtigeres. Mir ging noch alles ca. 1000 mal durch den Kopf bevor ich endlich einschlief. Es war schön endlich mal den Kopf auszuschalten.

Alone with the darkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt