Kapitel 3

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Montag 22.7 (in Tante Lucys Haus)

Tante Lucys Sicht:
*Ring* ,,Ja hallo?", fragte ich mit verschlafender Stimme. Ich fragte mich wer mich denn um diese Zeit anrufen würde. Ich hörte ein bitterliches weinen und schluchzen und erkannte diese Stimme dann... es war meine Schwester Lena! Aber wieso weinte sie denn so? Endlich hörte ich sie reden:,,Lucy... I-ich also",ich verstand kaum ein Wort beschloss aber sie nicht zu unterbrechen. Sie redete weiter:,,Mike... er ist...er ist verstorben!",brachte sie stotternd hervor. ,,Was!?" Ich fing an zu weinen. Ich konnte es einfach nicht glauben. Wie sollte ich das denn den Kindern erklären...?

Lisas Sicht:
,,Was!?", hörte ich, darauf ein bitterliches weinen. Ich sprang aus dem Bett Richtung Tante Lucys Zimmer, ohne das ich irgendetwas sah weshalb ich mit meinem kleinen Zeh gegen den Türrahmen trat. Das tat weh. Trotzdem lief ich weiter, der Boden diesmal geräuschlos unter meinen Füßen. Ich bog ab und lief genau ins Zimmer von Lucy. Sie saß gekrümmt und weinend auf ihrem Bett. Als sie mich sah erschrak sie und kreischte leise bis sie mich erkannte. ,,Tante Lucy warum weinst du denn?", fragte ich sie erschrocken während ich sie fest drückte. Zögernd erzählte sie mir was gerade passiert war aber als ich realisierte was sie sagte, brach ich zusammen und konnte meine Tränen nicht zurückhalten. Sie liefen mir wie ein Wasserfall über mein Gesicht, so wie am Tag als die Polizisten vor unserer Tür standen nur noch heftiger. Es hatte einfach kein Ende. Zwar ging ich irgendwann wieder in mein Bett zurück aber schlafen konnte ich nicht nochmal und die Tränen wurden auch nicht weniger.

(6 Uhr)
Weil heute Schule war klingelte mein Wecker schon um 6. Ich schlug drauf und er ging aus. Ich konnte dieses schrille Geräusch gerade einfach nicht ertragen. Ich blieb noch 5 Minuten im Bett liegen stand dann aber auf.

Unten im Wohnzimmer sah ich Tante Lucy und Max, die zusammen auf dem Sofa saßen. Max war angekuschelt an Lucy woraus ich schließen konnte, dass sie es ihm auch schon erzählt hatte. Bei dem Gedanken an gestern nacht lief mir eine Träne übers Gesicht. ,,Guten Morgen",brachte ich hervor. Lucy lächelte mich schwach an. ,,Guten Morgen Lisa. Ich glaube, dass du heute noch nicht in die Schule möchtest, ich schreib die eine Entschuldigung und du kannst heute hier bleiben." Darauf hatte ich gehofft.

Als ich gerade mein Frühstück essen wollte, klingelte auf einmal das Telefon. Es lag genau neben mir auf dem Esstisch, also ging ich ran. ,,Hallo? Hier ist Lisa, Lucys Nichte", sagte ich. Eine Bekannte Stimme antwortete:,,Oh hallo Liebes" Es war Mum! ,,Ich wollte nur sagen, dass es mir schon besser geht und ich in 2 Tagen wiederkomme." Ich erstarrte vor Freude. Ich ließ mein Frühstück stehen und lief ins Wohnzimmer. ,,Mum kommt in 2 Tagen wieder!", rief ich so laut, dass die Nachbarn es bestimmt auch hören konnten. Max richtete sich auf. ,,Wirklich?" Ich sah ein Stück Freude in seinem Gesicht. Auch Tante Lucy lächelte nun. ,,Das freut mich. Wie geht es ihr denn?", fragte sie. ,,Ihr geht es schon be..." Max unterbrach mich. ,,Ist sie am Telefon?" Ohne ein Wort zu sagen reichte ich ihm das Telefon. Ich beschloss mich wieder meinem Frühstück zu widmen und ging in die Küche wobei Lucy mir folgte. ,,Ich hab eine Idee",flüsterte sie mir begeistert zu. Ich war echt gespannt was sie jetzt wohl sagen würde. Als ich gerade zu überlegen anfing was es sein könnte redete sie weiter:,,Das mit eurem Dad hat euch ganz schön mitgenommen, also was hältst du davon wenn wir in die Stadt fahren und ihr euch alles aussuchen dürft was ihr wollt und am Ende gehen wir dort noch ein Eis essen? Wir könnten einfach mal alles vergessen und uns einen schönen Tag machen. Wär das was?" Ich zweifelte kurz aber fand die Idee im Nachhinein doch ganz gut, also willigte ich ein. Ich schenkte ihr ein kleines Lächeln, war mir aber nicht ganz sicher ob man es sehen konnte. ,,Komm Max zieh dich an wir fahren in die Stadt!", rief sie Max zu. Max guckte sie fragend an weshalb sie es wiederholte bis er schließlich aufstand und sich anzog. Er sah nicht ganz überzeugt aus aber ich wusste, dass er sich später freuen wird. Ich lief zu ihm drückte ihn fest und flüsterte ihm zu:,,Das wird sicher toll!" Er lächelte. Es war schön ihn glücklich zu sehen, vor allem sein Lächeln mit den kleinen, süßen Grübchen. Es sah bezaubernd aus!

*2 Tage später*
,,Lisa, aufstehen! Max lief zu meinem Bett und rüttelte an mir. Ich öffnete die Augen und sah meinen kleinen Bruder, der fast vor Begeisterung platzte, über mir. Vor Schreck zuckte ich zusammen. Er sah aus wie eine Horror Figur! Verschlafen rieb ich mir die Augen und setzte mich auf. ,,Mum kommt heute endlich wieder! Er lief aus dem Zimmer und seine Schritte wurden leiser. Bestimmt rennt er jetzt zu Lucy, dachte ich mir. Ich stieg langsam aus meinem Bett und schlenderte zur Tür. ,,Aua!" Ich stieß aus Versehen gegen meinen Koffer den ich gestern Abend gepackt hatte und hier vergaß. Ich rieb mir kurz meinen Zeh und ging dann weiter.

Unten angekommen klopfte es an der Tür. Ich hatte schon meine Hand am Türgriff als ich auf einmal weggeschubst wurde und auf den Boden fiel. Max hatte es anscheinend sehr eilig. Er Riss die Tür auf und fiel Mum mit Freudentränen in die Arme. Ich rappelte mich schnell wieder auf, wischte mir den Dreck vom Po und drückte Mum ganz fest. Ich war noch nie so froh Mum zu sehen. ,,Hey Kinder, lasst sie doch erstmal reinkommen.", sagte Lucy und lachte dabei.

Wir erzählten Mum alles was bisher geschehen war, obwohl es ja nur ein paar Tage waren. Danach drückten wir sie nochmal ganz fest und wir vergaßen einen Moment lang alles, was letztens alles Geschehen war. Plötzlich brach Lucy die bestimmt fünfminütige Stille ,,Lena möchtest du nicht vielleicht mal was essen, ich könnte uns allen eine Pizza im Ofen warm machen?" ,,Au ja! Das Krankenhausessen war furchtbar, da gab es nur ekligen Gemüse und so." Mum machte eine komische Grimasse und wir mussten alle lachen. ,,Na dann hast du sicher Hunger auf eine leckere Pizza!" Tante Lucy ging in die Küche während ich ihr folgte. ,,Kann ich dir helfen?" Sie nickte und ich ging zum Kühlschrank. Lucys Kühlschrank war do groß, das passte sicher ein Elefant rein. Sogar ein Eiswürfelspender war darin eingebaut! Ich öffnete die Tür, die im Gegensatz zu unserer, ziemlich leise aufging. Unser Kühlschrank zuhause macht beim aufgehen nämlich immer irgendwelche komischen Geräusche. ,,Ganz oben müssten zwei Salami Pizzen liegen, so kann jeder eine Hälfte essen." ,,OK", sagte ich und nahm die zwei Tiefkühlpizzen raus, die so kalt waren, dass mir meine Fi ger beim tragen wehtaten. ,,Hier, bitteschön!" Ich drückte sie Lucy in die Hand und stellte schon einmal den Ofen an. Wie war das noch? Den linken Knopf irgendwie so und den rechten vielleicht so? Na ja, irgendwie klappt das schon.

*15 Minuten später*
,,Ring ring, ring ring" ,,Ich geh schon!", Max sprang auf und flog förmlich zum Ofen hinüber. ,,Ich glaub die sind fertig", versicherte er uns und stellte den Ofen aus. Mmhhh, die sahen aber lecker aus!

(In Lucys Zimmer)
,,Ich weiß nicht wann ich es ihnen sagen soll", hörte ich als ich vorsichtig an der Tür zu Lucys Schlafzimmer lauschte. ,,Am besten du sagst es ihnen so früh wie möglich, dann haben sie länger Zeit drüber hinwegzukommen"
,,Aber was ist wenn sie wütend werden und mich anschreien?"
,,Das sie wütend werden kann man wohl kaum vermeiden, Lena"
,,Hm...ich weiß einfach nicht wann der richtige Zeitpunkt ist"
,,Es wurde nie den richtigen geben"
Was? Was reden die denn da? Mir lief ein Schauer über den Rücken. Mum verheimlichte uns irgendetwas und traute sich nicht es uns zu sagen. Aber was kann denn so schlimm sein, dass sie es uns nicht erzählen möchte? Ich wurde von meinen Gedanken unterbrochen, als ich Schritte hörte, die sich in Richtung Tür bewegten. Sie wurden immer lauter und ich hechtete so schnell ich konnte die Treppe runter in der Hoffnung sie haben mich nicht gesehen. Aber da war immer noch diese eine Frage: Was verheimlichte uns unsere Mutter?

Alone with the darkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt